Trump und Putin – eine gefährliche Kombination
Leser machen sich nach den unterstützenden Worten von Donald Trump für Putin Gedanken, wie sich Europas Verhältnis zu Russland weiterentwickeln wird. Wie gefährlich ist die Situation?
„Kreml fahndet nach Kallas“, 14. 2. und „Weiter Bestürzung nach Trump-Aussagen zur Nato“, 13. 2.
Hört die Signale, wenn Do- nald Trump, als zukünf- tiger Präsident, Putin signalisiert, säumige Nato-Staa- ten anzugreifen. Die baltischen Staaten haben schon immer, und jetzt besonders, Europa vor dem russischen Bären gewarnt, dass dieser noch mehr Lust auf neue Beute habe. Und mit Trump als Präsident der USA werden Beziehungen mit der EU wesentlich angespannter. Da- rum ist es jetzt umso wichtiger, dass Europa sich stärkt und ge- meinsam die Wertegemein- schaft verteidigt. Populisten, die Europa schlechtreden und den nationalen Ausstieg herbei- sehnen, spielen Putin in die Hände. Es ist zu befürchten, dass Orbán eine russische Offen- sive in Ungarn durchwinkt, wie die Flüchtlingsströme davor. Nur ein starkes Europa kann Pu- tin in die Schranken weisen und seinem krankhaften Erobe- rungszwang Einhalt gebieten. Daher ist es so wichtig, dass Eu- ropa mit einer Stimme spricht und nur die Besten nach Brüssel entsandt werden, die auch tat- sächlich eine starke EU wol- len. Trump konzentriert sich mehr auf China als größten wirtschaftlichen „Feind“und überlässt Europa und die Ukrai- ne sich selbst. Wir hoffen alle, dass dies nicht eintrifft, aber vorbereiten sollten wir uns da- rauf.
Ernst Schiretz, St. Radegund
Höchst gefährlich
Russland hat Estlands Regie- rungschefin Kaja Kallas, die als Kritikerin Putins gilt, zur Fahn- dung ausgeschrieben. Eine tat- sächliche Verhaftung droht ihr nur, wenn sie russischen Boden betreten würde. Diese Angst Pu- tins zeigt wiederum, wie schwach er in Wirklichkeit mit seiner Politik dasteht, indem er eine frei gewählte Regierungs- chefin der EU ins Gefängnis ste- cken möchte. Gerade er, der nachweislich wegen schwerwie- gender Kriegsverbrechen zur Verhaftung ausgeschrieben ist.
Diese Politik Putins könnte man als lächerlich hinstellen, wenn sie nicht höchst gefähr- lich wäre. Ein Diktator tritt nicht freiwillig ab, auch dann nicht, wenn seine Politik längst als verloren gilt. Europa muss aufwachen, um im Ernstfall ei- nem solch gefährlichen Aggres- sor an seiner Grenze Einhalt zu gebieten. Vielleicht brauchen wir dazu noch mehr „Eiserne La- dys“.
Franz Reithofer, Mortantsch
Gezielte Parteinahme
Trumps Ankündigung, in Zukunft zahlungssäumige Nato- Mitglieder militärisch bei einem russischen Angriff auf ihr Terri- torium nicht unterstützen zu wollen, erregt weiterhin die Ge- müter in Europa. Dabei ist die wirkliche Tragweite einer kur- zen Ergänzung in Trumps welt- politischer Ansage noch nie- mandem so recht aufgefallen: „Ich würde Russland sogar er- mutigen, zur Hölle das zu tun, was immer es vorhat zu tun!“ Das ist nicht nur eine klare Absage an jegliche Unterstützung, sondern eine gezielte Parteinahme für einen deklarierten Feind des transatlantischen Bündnisses, nicht mehr und nicht weniger.
Kein Präsident oder sonstiger hoher Politiker der USA hat jemals eine vergleichbar offen feindselige Haltung gegenüber Europa bekundet. Wir Europäer sollten also gewappnet sein, sollte Trump tatsächlich im kommenden Herbst zum neuen Präsidenten wiedergewählt werden.
Dr. Adolf Heschl, Pöllau
Kriegsmüdigkeit
Nach fast zwei Jahren des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine und dem endlos scheinenden Gazakrieg erfasst die westlichen Demokratien immer mehr das Gefühl von Kriegsgleichgültigkeit und Kriegsmüdigkeit. Gerade in Österreich wird von manchen Politikern und Politikerinnen sowie Kommentatoren der Bevölkerung das Bild der „Insel der Seligen“
vorgegaukelt. Völlig abgekop- pelt von wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen wie auch kriegerischen Ereignissen würde diese Insel ohne unser Zutun ewigen Bestand haben.
Selbst die Schweizer, nach al- len Parametern in einer weit besseren Situation als Öster- reich, wachen auf und fragen sich, ob ihre Zukunft weiterhin so prosperierend sein wird und was ihr eigener Anteil an militärischen Verteidigungsanstren- gungen sein muss. Der „geopoli- tische Schatten von Trump 2.0“(„Neue Zürcher Zeitung“) er- reicht bereits Europa. Manche Österreicher und Österreicherin- nen glauben wohl, dass unser Land auf einem anderen Plane- ten liegt. Trump erklärte erst kürzlich, dass alle, die nicht ih- ren vollen Beitrag zur Nato leis- ten, keinen amerikanischen Bei- stand bekommen. Ja, im Gegenteil, er werde Russland auffordern, zu machen, was es wolle.
Drohobytsch, ganz nahe der polnischen Grenze und damit re- lativ nahe zu Österreich, hat ei- nen verheerenden russischen Raketenangriff in nächster Nä- he bereits erlebt. Wie vor dem Zweiten Weltkrieg gegenüber Italien und Mussolini zeigt sich die Nachfolgeorganisation des Völkerbundes, die UNO, gegenüber Russland und Putin hilfund zahnlos. Die derzeitigen Kriege zeigen die unberechenbaren und vielfachen Möglichkeiten von Killerdrohnen. Besonders betroffen von den heimtückischen Luftangriffen sind Kinder, Kranke und ältere Personen. Auch wenn keine körperlichen Verletzungen eintreten, sind Kriegstraumata möglicherweise für ein ganzes Leben die Folge.
Wenn schon eine Ächtung dieser Kriegsführung nicht möglich ist, sollte der demokratische und den Menschenrechten verpflichtete Westen alles tun, um der Ukraine in großer Zahl die entsprechenden Abwehrsysteme, vor allem auch elektronischer Art, zur Verfügung zu stellen.