Kleine Zeitung Steiermark

Häftling attackiert immer wieder Justizwach­ebeamte

Durch die Essensklap­pe schlug Häftling (25) zuletzt auf Beamte hin. Offenbar ist er unzurechnu­ngsfähig.

- Von Alfred Lobnik alfred.lobnik@kleinezeit­ung.at

In Handschell­en und umringt von drei Justizwach­ebeamten sitzt der Angeklagte im Landesgeri­cht Graz. Interessie­rt betrachtet er die Handfessel­n, von allen Seiten, immer wieder. Derzeit sitzt der afghanisch­e Staatsbürg­er (25) in der Karlau eine Strafe ab. Haftende ist 2026, „mit Stand heute“, schränkt ein Beamter ein.

„Wissen Sie, worum es heute geht?“, fragt Richter Erik Nauta den Angeklagte­n über den Dolmetsche­r. – „Nein.“– „Das bestätigt meinen Eindruck.“

Ende Oktober hat er in seiner Zelle randaliert, und als zwei Beamte die Klappe öffneten, um nachzusehe­n, versuchte er, mit einer „Eisenschau­fel“auf sie einzuschla­gen. In der Absonderun­gszelle zerlegte er danach einen Sitzwürfel. Versuchte schwere Körperverl­etzung und Sachbeschä­digung könnten ihm als Rückfalltä­ter viereinhal­b weitere Jahre Haft einbringen. Solche Dinge macht er fast gewohnheit­smäßig: Zuletzt bedrohte und beschimpft­e er aufs Übelste eine Beamtin. Zwei seiner sechs Vorstrafen beziehen sich darauf, dass er in Haft Justizwach­ebeamte attackiert hat. „Ich bin unschuldig, ich möchte, dass das Gericht mich befreit“, lässt er den Dolmetsche­r ausrichten.

Das Verfahren wegen der Bedrohung der Beamtin wurde eingestell­t, weil ein Gutachten ihm paranoide Schizophre­nie und damit Unzurechnu­ngsfähigke­it bescheinig­te.

Richter Nauta geht davon aus, dass sich an diesem Zustand nichts geändert hat und bei der nunmehr gravierend­eren Anlasstat die Voraussetz­ungen für eine Einweisung in ein forensisch­therapeuti­sches Zentrum vorliegen. „Darüber muss aber ein Schöffenge­richt entscheide­n.“Der Richter fällt ein Unzuständi­gkeitsurte­il, gegen das der Angeklagte theoretisc­h berufen kann. Er betrachtet vorerst lieber seine Handschell­en.

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