Streit ums Essen in der Haft: „I kill you!“
Ungarin redet sich auf ein sprachliches Missverständnis heraus. Die Strafe nimmt sie trotzdem sofort an.
enn das jetzt schon so kompliziert ist“, stöhnt Richter Hanspeter Draxler am Landesgericht Graz. Dabei geht er erst mit der Angeklagten ihre persönlichen Daten durch: Sie ist Ungarin, 47, nicht verhei- ratet. Oder, nein, doch verheiratet. Keine Kinder. Zwei Minuten später unterhaltspflichtig für vier Kinder. „Zahlen Sie derzeit etwas für Ihre Kinder?“– „Wieso soll ich?“In die Schule ist sie 12 Jahre lang gegangen. Oder? „Wahrscheinlich mehr.“
Vorstrafen hat sie drei, das ist sicher. Im Polizeianhaltezentrum
Walfred.lobnik@kleinezeitung.at
in Graz hatte sie Streit mit Mitinsassinnen um Essen, das sie unerlaubt aus dem Kühlschrank nahm. Zur Rede gestellt, dass ihr das nicht gehört, gab sie es wütend zurück, sagte aber auf DeutschEnglisch: „Gut, aber wenn das morgen noch im Kühlschrank ist, I kill you!“
Alles nur ein Missverständnis, sagt sie. Sie habe nur irrtümlich „Öl“statt „Butter“gesagt. Und die anderen, die Ungarisch sprechen (eine Öster- reicherin und eine Iranerin), hätten natürlich gewusst, dass auf Ungarisch „öl“„töten“heißt. „Die halluzinieren alle“, sagt sie. Und: „Sie wussten, dass es ein Scherz ist.“Das ist die dritte Verteidigungsstrategie binnen Minuten. „Messer habe ich auch keines gehabt.“Die Zeuginnen erinnern sich deutlich an „I kill you“, Missverständnis ausgeschlossen. Die Iranerin hat sich „schon gefürchtet“, aber Messer hat sie keines bemerkt. Darauf die Angeklagte: „Doch, ich hatte ein Messer!“a, aber ein Buttermesser mit Butter in der Linken, während sie mit dem rechten Zeigefinger drohte. Acht Monate Haft für Nötigung, Drohen mit dem Messer wäre viel teurer: „Ich nehme an!“, sagt sie. „Sicher?“Wer weiß, drei Tage kann sie noch nachdenken, da kann sich noch viel ändern.
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