Chemie für die Ewigkeit im Schnee
Schnee und Böden der heimischen Skigebiete sind stark mit „Ewigkeitschemikalien“belastet, zeigt eine Studie. Grund dafür ist die Verwendung von Fluorwachsen.
intersportler wissen es: Damit Ski oder Snowboard geschmeidig über die Piste gleiten, ist nicht nur Geschick erforderlich. Sind die Sportgeräte nicht auch ordentlich gewachst, geht auf den Talfahrten und Langlaufloipen wenig. Einige der Chemikalien, die dafür zum Einsatz kommen, bleiben jedoch in den Skigebieten langfristig als Hinterlassenschaft zurück, wie eine Studie nun anhand von steirischen und Kärntner Skigebieten belegt.
Es geht dabei um per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), eine Gruppe von mehr als 10.000 unterschiedlichen Chemikalien, die in unzähligen Produkten und Anwendungen eingesetzt werden. PFAS findet man in Handys, Bratpfannen und Outdoorjacken ebenso wie in Löschschaum, in manchen Toilettenpapieren – und eben auch im Fluorwachs für den Skisport. Die Verbindungen sind wasser- und schmutzabweisend, feuerfest und extrem stabil. Einmal in die Welt gesetzt, verschwinden PFAS nicht wieder, weshalb sie auch „Ewigkeitschemikalien“genannt werden. Das Problem: Immer mehr Studien legen nahe, dass viele der Substanzen, die sich bereits bis in die entlegensten Winkel der Welt verbreitet haben, schädlich
Wfür Mensch und Tier sein könnten. Einige werden mit Krebs, Fruchtbarkeitsstörungen und Organschäden in Verbindung gebracht.
Die FIS hat bereits reagiert und fluorierte Wachse mit Saisonbeginn aus dem professionellen Skisport verbannt. Doch im Breitensport werden sie immer noch verwendet. Eine Anwendung mit Folgen, wie die erwähnte Studie zeigt. Die am James Hutton Institute im schottischen Aberdeen tätige Chemikerin Viktoria Müller hat für ihre Dissertation am Institut für Chemie
an der Uni Graz Schnee- und Bodenproben von Ski- und Loipengebieten gezogen und analysiert, darunter Schladming, das Lachtal, die Teichalm und das Klippitztörl. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Environmental Science: Processes & Impacts“veröffentlicht. Schnee und Böden der Familienskigebiete enthielten 14 verschiedene Arten der im Skiwachs verwendeten PFAS, deren Konzentrationen weit höher lagen als in Gebieten, die nicht zum Skifahren genutzt werden.
Die größte PFAS-Menge die Schneeproben enthielten von
Der chemischen Belastung im Schnee auf der Spur: Forscherin Viktoria Müller der Teichalm. Eine Gesundheitsgefährdung für Skifahrer lässt sich aus den Konzentrationen nicht ableiten, doch das Problem ist laut Müller dennoch evident: Bedingt durch ihre Stabilität bauen sich die Chemikalien in den Schneeschichten und darunter nicht ab, sondern häufen sich immer mehr an. „Dadurch können sie sich immer weiter in die Umwelt verteilen, einschließlich des Grundwassersystems. Das ist die größte Sorge“, sagt Müller. Was die Chemikalien in den Organismen nämlich langfristig anrichten, ist bislang nur zum Teil erforscht.