Zellulose statt Plastik: Die Grazer Pioniere
Mit kompostierbaren Netzen hat das Verpackungszentrum den Markt erobert. Kürzlich heimste man wieder einen Preis ein.
it Jac. Vandenberg, Inc. wurde ein führender Obsthändler in den USA und Kanada kürzlich mit einem „Innovation Award“ausgezeichnet. Warum da in Graz die Korken knallten? Das Unternehmen verpackt seine Früchte in „Packnatur“-Netze made in Styria. Entwickelt wurde die biologisch abbaubare Alternative zu Plastiknetzen vom Grazer Verpackungszentrum (VPZ). Es ist nur einer von zahlreichen nationalen und internationalen Preisen in der Firmenchronik
Ihren Anfang nahm die Geschichte mit wenig erbaulichen Ereignissen: Volle Mülldeponien und die Algenpest an der Adria waren Helmut Meininger und seinen Töchtern Susanne Meininger und Bettina Reichl ein Auftrag. Das Unternehmen, das 1982 als Handelshaus für Lebensmittelverpackungen gegründet wurde, startete in den 90er-Jahren zusammen mit der TU Forschungsprojekte, um Alternativen zum allgegenwärtigen
MPlastik zu finden, das man selbst im Sortiment hatte. „Algen oder Zuckerrübenschnitzel wurden dabei etwa als Rohstoffe erprobt“, erinnert sich Reichl, unter anderem für Forschung und Entwicklung zuständig.
Zur Erfolgsgeschichte wurde schließlich die Idee, Zellulosefasern aus Buchenholz von der Lenzing AG als Rohstoff für Obst- und Gemüsenetze einzusetzen. „Ein Meilenstein war
Die Geschäftsführer Manfred Kern und Markus Kainer. Im oststeirischen Neudau ist die Produktion der biogenen
Netze angesiedelt
dann, als Rewe sich vor elf Jahren dazu entschloss, seine Bioprodukte nicht in Plastiknetzen, sondern in unseren biogenen Netzen zu verkaufen“, erinnert sich Susanne Meininger. Heute sind die „Packnatur“-Netze in allen großen Supermarktketten Europas und in den USA und Neuseeland zu finden. 30.000 Tonnen Gemüsenetze kommen in Europa jährlich zum Einsatz. Fünf bis sieben Prozent davon werden dank VPZ nicht mehr aus Kunststoff erzeugt. „Wir haben gezeigt, dass es Plastik nicht braucht. Es macht uns schon stolz, dass wir als Familie etwas bewegen konnten“, freut sich Meininger.
Der Erfolg brachte einen kompletten Wandel des Unternehmens. Mit den Gewinnen des Handelshauses finanzierte man mehr als zwanzig Jahre die Entwicklung und Markteinführung
biogener Verpackungen sowie den Aufbau des „Packnatur“Werks in Neudau, wo die Netzschläuche hergestellt werden. 2019 wurde dort die erste Produktionshalle errichtet, im Dezember die vierte eingeweiht.
Seit Ende 2023 ist das Handelshaus Geschichte, das Unternehmen konzentriert sich ausschließlich auf seine eigenen Produkte – und will weiter Pionier bleiben. „Wir arbeiten an
Einsatzmöglichkeiten außerhalb des Lebensmittelhandels“, gibt Reichl einen ersten Ausblick. Das Familientrio hat weiterhin ein Auge auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Susanne Meininger hat sich mit Ende 2023 aus der Geschäftsführung zurückgezogen. Die operative Geschäftsführung in Graz und Neudau liegt in den Händen von Markus Kainer und Manfred Kern.