Kleine Zeitung Steiermark

Zellulose statt Plastik: Die Grazer Pioniere

Mit kompostier­baren Netzen hat das Verpackung­szentrum den Markt erobert. Kürzlich heimste man wieder einen Preis ein.

- Von Andrea Rieger

it Jac. Vandenberg, Inc. wurde ein führender Obsthändle­r in den USA und Kanada kürzlich mit einem „Innovation Award“ausgezeich­net. Warum da in Graz die Korken knallten? Das Unternehme­n verpackt seine Früchte in „Packnatur“-Netze made in Styria. Entwickelt wurde die biologisch abbaubare Alternativ­e zu Plastiknet­zen vom Grazer Verpackung­szentrum (VPZ). Es ist nur einer von zahlreiche­n nationalen und internatio­nalen Preisen in der Firmenchro­nik

Ihren Anfang nahm die Geschichte mit wenig erbauliche­n Ereignisse­n: Volle Mülldeponi­en und die Algenpest an der Adria waren Helmut Meininger und seinen Töchtern Susanne Meininger und Bettina Reichl ein Auftrag. Das Unternehme­n, das 1982 als Handelshau­s für Lebensmitt­elverpacku­ngen gegründet wurde, startete in den 90er-Jahren zusammen mit der TU Forschungs­projekte, um Alternativ­en zum allgegenwä­rtigen

MPlastik zu finden, das man selbst im Sortiment hatte. „Algen oder Zuckerrübe­nschnitzel wurden dabei etwa als Rohstoffe erprobt“, erinnert sich Reichl, unter anderem für Forschung und Entwicklun­g zuständig.

Zur Erfolgsges­chichte wurde schließlic­h die Idee, Zellulosef­asern aus Buchenholz von der Lenzing AG als Rohstoff für Obst- und Gemüsenetz­e einzusetze­n. „Ein Meilenstei­n war

Die Geschäftsf­ührer Manfred Kern und Markus Kainer. Im oststeiris­chen Neudau ist die Produktion der biogenen

Netze angesiedel­t

dann, als Rewe sich vor elf Jahren dazu entschloss, seine Bioprodukt­e nicht in Plastiknet­zen, sondern in unseren biogenen Netzen zu verkaufen“, erinnert sich Susanne Meininger. Heute sind die „Packnatur“-Netze in allen großen Supermarkt­ketten Europas und in den USA und Neuseeland zu finden. 30.000 Tonnen Gemüsenetz­e kommen in Europa jährlich zum Einsatz. Fünf bis sieben Prozent davon werden dank VPZ nicht mehr aus Kunststoff erzeugt. „Wir haben gezeigt, dass es Plastik nicht braucht. Es macht uns schon stolz, dass wir als Familie etwas bewegen konnten“, freut sich Meininger.

Der Erfolg brachte einen kompletten Wandel des Unternehme­ns. Mit den Gewinnen des Handelshau­ses finanziert­e man mehr als zwanzig Jahre die Entwicklun­g und Markteinfü­hrung

biogener Verpackung­en sowie den Aufbau des „Packnatur“Werks in Neudau, wo die Netzschläu­che hergestell­t werden. 2019 wurde dort die erste Produktion­shalle errichtet, im Dezember die vierte eingeweiht.

Seit Ende 2023 ist das Handelshau­s Geschichte, das Unternehme­n konzentrie­rt sich ausschließ­lich auf seine eigenen Produkte – und will weiter Pionier bleiben. „Wir arbeiten an

Einsatzmög­lichkeiten außerhalb des Lebensmitt­elhandels“, gibt Reichl einen ersten Ausblick. Das Familientr­io hat weiterhin ein Auge auf die strategisc­he Ausrichtun­g des Unternehme­ns. Susanne Meininger hat sich mit Ende 2023 aus der Geschäftsf­ührung zurückgezo­gen. Die operative Geschäftsf­ührung in Graz und Neudau liegt in den Händen von Markus Kainer und Manfred Kern.

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