„Wir dürfen keinen Tag länger warten“
Eine Milliarde für sozialen Wohnbau, schnellere Verfahren und einen Handwerkerbonus fordert Spartenobmann Talowski. „Den größten Teil des Tunnels haben wir hinter uns“, ist Handelschef Rainer Trefelik nach drei Jahren Dauerkrise überzeugt. So erklärt er s
ie Debatte um das von der Regierung in Aussicht gestellte Maßnahmenpaket für die kriselnde Bauwirtschaft nimmt Fahrt auf. Wie bereits in der Vorwoche berichtet, haben die Bausozialpartner ein Positionspapier erarbeitet und darin zahlreiche Wünsche und Forderungen artikuliert. Die Regierung könnte noch im Februar ihre Maßnahmen präsentieren.
Eine dominante Rolle in der Diskussion um Konjunkturimpulse am Bau nimmt seit Wochenbeginn der sogenannte Eigenheimbonus ein. Zwar ist es nur einer von vielen Vorschlägen, den die Sozialpartner um Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer und Baugewerkschaftschef Josef Muchitsch vorgestellt haben, er polarisiert aber am stärksten. Der Bonus würde vorsehen, dass bis zu 20 Prozent der Kosten (maximal 100.000 Euro) bei Errichtung oder Kauf eines Erstbezug-Eigenheims staatlich gefördert werden.
Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer, begrüßt das gemeinsame Papier der Sozialpartner. „Dass Handlungsbedarf besteht, ist unbestritten, es wurden viele sinnvolle Impulse ausgearbeitet.“Talowski hatte bereits im Sommer des vergangenen Jahres vor „einem Tsunami“gewarnt, der auf die steirische Bauwirtschaft zukomme,
Dwenn nicht gegengesteuert wird. Aus seiner Sicht dürfe das kontroversiell aufgenommene Thema Eigenheimbonus, das womöglich „noch nicht ausgereift ist“, nicht davon ablenken, „dass wir mit Konjunkturmaßnahmen keinen Tag länger warten dürfen“. Der Ball liege bei der Bundesregierung, es gehe um rasch wirksame Maßnahmen, so Talowski.
sollte es zuvorderst um ein umfangreiches Investitionspaket für den sozialen Wohnbau gehen, „hier könnte man durchaus eine Milliarde Euro“bereitstellen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass uns jene Wohnungen, die derzeit nicht neu errichtet werden, in wenigen Jahren fehlen. Das wirkt sich wiederum auf Mieten und Preise aus, hier muss man gegensteuern.“Erneuert wird auch die Branchenforderung nach verkürzten Bauverfahren im Wohnungsneubau, „das würde nichts kosten, hätte aber eine beschleunigende Wirkung“, so Talowski. Um auch kleinere Bauunternehmen sowie Handwerksbetriebe, die unter der aktuellen Flaute massiv leiden, zu unterstützen, plädiert er auch für die Neuauflage des Handwerkerbonus, „den man höher dotieren könnte und auch auf Bau- und Sanierungsarbeiten ausdehnen könnte, das würde auch im Kampf gegen Schwarzarbeit helfen“. ie Bodenhaftung habe er nicht verloren, gibt Rainer Trefelik klar zu verstehen. „Es ist keine irrationale Alles-ist-gut-Botschaft“, sagt er zur Kleinen Zeitung, doch er sei überzeugt: „Den größten Teil des Tunnels haben wir hinter uns.“
Der Obmann der Handelssparte in der Wirtschaftskammer blickte am Dienstag gemeinsam mit Handelsforscher Peter Voithofer
Dnoch einmal auf das vergangene Jahr, das für die Branche wenig Positives zu bieten hatte. In Zahlen sieht das so aus: Nominell stieg der Gesamtumsatz um drei Prozent auf 86,2 Milliarden Euro, preisbereinigt, also real, schrumpften die Erlöse aber um 3,4 Prozent im Vergleich zu 2022. „Das entspricht dem stärksten Rückgang der letzten Dekade“, unterstrich Voithofer. 944 Handelsbetriebe schlitterten 2023 in die Insolvenz, ein Anstieg um 14,3 Prozent. „Die hohen Kosten, von der Energie über die Miete bis zu den Löhnen, gepaart mit der Kaufzurückhaltung der Konsumenten, konnten viele Betriebe nicht mehr stemmen“, analysiert Trefelik. Vor allem deshalb, weil die Ertragslage vieler Unternehmen im Wettbewerb weiterhin schwach ausfällt.