„Vandalismus im Stadion ist ein gesellschaftspolitisches Thema“
Leser finden es äußerst bedenklich, dass gewaltbereite Fußballfans nicht in den Griff zu bekommen sind. Ein Stadion umzubauen werde als Maßnahme nicht genügen.
„Schwarz-Rote Stadion-Allianz“, 17. 2.
ach Feyenoord, GAK, Aus- tria und jetzt Bratislava wird die geringe Sicher- heit im Fußballstadion wieder einmal beklagt, mit Bauchweh sieht man dem Spiel gegen Ra- pid entgegen. Polizei und Securi- ty sind an ihren Grenzen, das Stadion ist schuld und muss ge- neralsaniert werden. Vandalis- mus und Pyrotechnik sind nur ein Teil von strafbaren Hand- lungen, denen mit Unterstützung der Vereine entschiedener entgegengetreten werden müsste. Wenn derartiges Ver- halten bei anderen Veranstal- tungen gezeigt werden würde, wären die Rufe nach gesetzli- chen Maßnahmen sehr laut.
Ich meine, dass das Thema ein gesellschaftspolitisches ist und dass die Diskussion nicht im Stadionumbau münden darf. Die Fans sind es, die sich in einer Art verhalten, die einer entwickel- ten Gesellschaft unwürdig ist. Wenn in Deutschland angeblich 6000 Fälle von Angriffen auf
NSchiedsrichter im letzten Jahr stattfanden und wenn man sich das Verhalten und die Äu- ßerungen von „Fans“im Stadion anschaut, dann bedarf es gesell- schaftspolitischer Maßnahmen und gesetzlicher Regelungen, um diese negativen Vorbildwir- kungen, vor allem für Kinder und Jugendliche, hintanzuhal- ten. Fußball ist aus meiner Sicht auch ein Thema, das zur Spal- tung unserer Gesellschaft beiträgt.
Zuletzt darf noch festgestellt werden, dass der Großteil des Polizeieinsatzes von der öffent- lichen Hand bezahlt wird, und es darf gefragt werden, inwieweit „Sportförderungen“im Sinne von Gesundheitsförderung für die Allgemeinheit in diesem Zu- sammenhang sinnvoll sind.
Markus Ferschli, Nestelbach
Bedrohliche Stimmung
Kürzlich spazierte ich vom Gra- zer Hauptplatz die Herrengasse hinunter zum Jakominiplatz. Am Hauptplatz empfing mich um circa 15 Uhr bereits lautstarkes Gegröle einer gleichartig ge- kleideten Menschenmenge. Po- lizei war schon mit einigen Bus- sen einsatzbereit aufgefahren. Auf einem Leuchtschirm konnte ich dann lesen, dass hier der Sammelplatz für eine „Fanmei- le“nach Liebenau eingerichtet worden war … Ich empfand die Stimmung, die sich hier aufbau- te, als sehr unangenehm und ge- wissermaßen auch bedrohlich.
Bedeutet heutzutage Fußballfan zu sein ungezügeltes Verhalten? Bedarf es einer soge- nannten Fanmeile und – für ge- wisse Leute – lautstarken Ver- haltens mit gleichzeitiger Unratentsorgung entlang des Weges? Funktioniert Fan-Sein nur noch in Polizei-Begleitung, um Schäden an öffentlichen Einrichtungen abzuwenden? Sind internationale Fußball- spiele nur mehr mit „aggressiver Begleitmusik“durchführbar? Muss die Allgemeinheit für den umfangreichen Polizeieinsatz aufkommen? Gibt es keine ge- setzliche Verpflichtung der Fuß- ballvereine, auf ihre „Fans“deeskalierend einzuwirken? Und: Weshalb beschränkt man die Anreise nicht auf umliegende Parkmöglichkeiten rund ums Stadion? Jedenfalls wäre es sehr wünschenswert, wenn sich die Stadt zur Kanalisierung dieser zerstörerischen Fangruppen endlich etwas einfallen lässt, um die Innenstadt vor diesen Randalierern besser schützen zu können.
Josef Lorenz, Kindberg
Für Sicherheit sorgen
Der Fußballverein Sturm, insbesondere dessen Präsident, verlangen vehement einen Stadionneubau. Bitte, stecken Sie diese Energie mehr in den Sicherheitsdienst, damit die Zuseher sicher diesen Ort aufsuchen können. Und noch eine Bitte. Bei den eigenen Fans beginnen.
Heinz Kaspar, Seiersberg
Schütteltrauma
„Eine Sekunde reicht – und das Baby ist tot“, 11. 2.
Ich finde es mehr als problematisch, dass die Eltern eine „Mord
anklage“erhalten haben. Auf- grund meiner jahrelangen Er- fahrung mit Kindesmisshand- lung und Kindesmissbrauch – am Kinderzentrum in Graz wur- de, in den frühen 90er-Jahren, auch die erste Kinderschutzgup- pe in Österreich von mir gegrün- det – weiß ich gut, dass das Schütteltrauma des Säuglings nicht in Mordabsicht geschieht, sondern ein Ausdruck von Verzweiflung und Hilflosigkeit ist, wenn der Säugling ununterbrochen schreit,sich durch nichts beruhigen lässt und nicht selten auch die angebotene Nahrung verweigert.
Leider sind solche Eltern häu- fig alleinegelassen und haben keine Unterstützung oder Bera- tung, nicht selten ist ihre Fami- liensituation auch eher schlecht – oder die Sozialhelfer. Das Pro- blem des Schütteltraumas ist immer, dass es dadurch zu Blu- tungen im Gehirn kommt, leider häufig entweder mit langfristi- ger Behinderung oder gar dem Tod des Kindes einherge- hend. Eine Mordanklage ist si- cherlich nicht adäquat, sondern zeigt eher die „Unerfahrenheit“der anklagenden Behörde. Da- mit ist weder dem Kind noch den Eltern geholfen.
Dr. Michael Höllwarth,
Fürstenfeld
(Kein) Sprachwitz
LB „Generisches Femininum“, 16. 2. Satire wird richtigerweise als „ironische Überspitzung der Wirklichkeit“empfunden. Wirk- lich greifen kann sie allerdings nur dort, wo sie diese Wirklich- keit nicht ignoriert. Aus welcher sprachwissenschaftlichen Tat- sache sich die Idee herleitet, per- sönliche Fürwörter im Plural ständen im „generischen Mas- kulinum“, würde mich als Ger- manistin interessieren – und der Gedanke, Pronomen mit Endun- gen zu versehen, die ausschließ- lich Nomen vorbehalten sind (wir-INNEN!), ist nicht lustig, sondern lächerlich, weil mor- phologisch völlig falsch; immer- hin heißt die korrekte (angeb- lich maskuline!) Form nicht „wir-EN“, weshalb der Scherz ins Leere läuft. Die Behauptung, un- ser Planet bestehe aus Weichkäse, würde ja auch niemand als „geologische Ironie“empfinden.
Deshalb: (Sprach-)Witz gerne, aber bitte mit (Sprach-)Kenntnis … Mag. Eva Schantl, Graz
Vorsintflutlich
LB „Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten“, 11. 2.
Der ständige Stau auf der A 9 ist sicher unerträglich, auch auf anderen Autobahnen in Österreich. Ich würde vorschlagen, dass sich alle Benützer Gedanken machen, wie sie zu einer Verkehrsentlastung beitragen können. Dazu zählt natürlich auch der öffentliche Verkehr. Aber in der heutigen Zeit eine Autobahn zu erweitern, scheint mir vorsintflutlich. Vor Jahren wurden Flüsse und Bäche begradigt, die jetzt wieder zurückgebaut werden. Johann Knopper,
Deutschlandsberg
Erratum
„Das gepanzerte Heer“, 20. 2.
In unserem gestrigen Bericht über die Investitionen des Bundesheeres (Thema, Seite 2) bezifferten wir die Gesamtkosten für die 36 Hubschrauber AW169 mit 880 Milliarden Euro. Natürlich sind es 880 Millionen Euro. Wir bedauern den Fehler.