Mehr Spannung und ein frommer Wunsch
Am Wochenende dürfte es beim Ski-Cross-Weltcup auf der Reiteralm auf der Zielgeraden mehr Überholmanöver geben.
Seit Tagen herrscht Hochbetrieb auf dem Crosspark der Reiteralm. Unzählige Hände, Pistengeräte und Bagger bringen den weißen Untergrund für die Weltcuprennen im Ski Cross am Samstag und am Sonntag in Form. Für eine Person aber hat der Weltcup-Ausflug in die Steiermark schon viel früher begonnen: Klaus Waldner fungiert seit 2020 beim Weltverband FIS als Ski-Cross-Renndirektor. Als solcher kommt er „im Sommer schon zur Inspektion auf die Reiteralm und zu allen anderen Weltcuporten“, erzählt er. „Da diskutieren der Kursbauer und ich, was gut war, was schlecht war und wie der Kurs im kommenden Rennen aussehen wird.“Am bevorstehenden Weltcup-Wochenende gibt es tatsächlich Adaptierungen im Vergleich zum Vorjahr – die der Spannung zugutekommen sollte.
Denn die Zielgerade, die war den Verantwortlichen zu schnell und zu gefährlich. Vor ihr müssen die Athletinnen und Athleten über eine Negativkurve (also eine Kurve, die nach außen hin abschüssig ist), die diesmal etwas verlängert wurde – so fahren die Athletinnen und Athleten mit geringerem Tempo in die finale Zielgerade. „Damit haben wir heuer sicher mehr Überholmanöver. Denn wenn das Tempo zu hoch ist, wird die Zeit auf der Geraden für den Überholvorgang zu kurz“, erklärt der 43-jährige Renndirektor. Der Zielbereich der 1250 Meter langen Ski-Cross-Strecke wurde zudem auch entschärft: Während im Vorjahr die Zielgerade rechts an einem Wald vorbeiführte, fährt man jetzt weiter weg von den Bäumen.
Der in Tirol lebende Vorarlberger war zwischen 2002 und 2012 selbst im Ski-Cross-Weltcup aktiv. Damals glich das Vier-gegen-Vier auf den zwei Brettern noch mehr einem Rodeo, sagt er: „Wir sind schon sehr wilde Sachen gefahren. Heute ist die Si
cherheit viel größer. Damals musstest du vor Kurven schon einmal bremsen, wenn es nicht anders ging. Heute wird alles so gebaut, dass man es mit hundert Prozent fahren kann.“Nicht nur bei Rennen gibt es Sprünge, auch der Sport selbst hat solche gemacht. Große obendrein, meint Waldner: Der Ski-CrossWeltcup hat an Professionalität gewonnen, ein Weltcup-Wochenende wie jenes auf der Reiteralm beschäftigt an die hundert Personen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewähren, erzählt er. „Das war zu meiner Zeit noch nicht so.“
Seinen Job ist Waldner vor vier Jahren mit dem Ziel angetreten, noch mehr zur Entwicklung des Sports beizutragen.
„Als ich 2020 übernommen habe, hatten wir elf Rennen, heuer sind es 19, im nächsten Jahr vielleicht 20. Das ist ein erster Schritt. Mein Ziel ist, es mehr Menschen zu ermöglichen, von diesem Sport leben zu können. Nicht nur den ersten drei.“Wovon der Ski-Cross-Sport profitieren würde, sei eine engere Zusammenarbeit mit dem Alpinsport.
„Alpine sollten mehr mit den Crossern arbeiten und umgekehrt, auch wenn Ski Crosser sowieso viel alpin trainieren. Wir möchten ihnen nichts wegnehmen. Aber ich glaube, dass auch Alpine von uns profitieren würden, anstatt immer nur Rot, Blau, Rot, Blau zu fahren“, sagt Waldner, auch angesichts der gestiegenen Sicherheit in seinem Sport.
Neid sei keiner vorhanden, aber natürlich liebäugelt Klaus Waldner mit der Aufmerksamkeit, die dem Alpinsektor zuteilwird. Er ist überzeugt, dass beide Seiten von einer Zusammenarbeit profitieren. „Wenn sie uns einmal wollen und sagen, sie brauchen uns als fünfte Disziplin, sagen wir: gerne.“