Lokale sperren abends früher zu
Hunderte offene Stellen steiermarkweit: Grazer Betriebe servieren neue Anreize.
Die Gläser klirren aneinander, „Prost“. Das Restaurant ist gut gefüllt, das Essen hat gemundet, die Stimmung passt. Der Kellner kommt: „Letzte Runde!“, die Uhr zeigt 21.30 Uhr, es ist ein Samstagabend. Um 22 Uhr verlassen wir das Lokal, Sperrstunde.
Zunehmend mehr Gastro-Betriebe in Graz schließen, selbst am Wochenende, früher. Doch woran liegt das? „Wir könnten unseren Standort Nähe Univiertel durchaus länger offenhalten, im Sommer auch jenen in der Feuerbachgasse, aber irgendwann wollen unsere Köche heimgehen“, sagt Florian Pekler, Geschäftsführer der Burger Factory.
Dort macht man seit Langem um 21.30 Uhr Küchenschluss, um 22 Uhr ganz zu. „Es ist wahnsinnig schwer, gelernte Köche zu finden und halten“, weiß Pekler. Sein Betrieb lockt mit Angeboten: Viertagewoche bei vollem Lohn, höhere Bezahlung als üblich und – früherer Feierabend.
Würden derzeit Stellen in der Gastro (Koch, Kellner, Servicekraft) ausgeschrieben, kommen laut Pekler „null bis zwei Bewerbungen zurück“. Er selbst baut auf ein loyales Team, aber der Arbeitskräftemangel sei in
der Branche „das größte Thema“der letzten Jahre. „Wir haben einen akuten Fachkräftemangel“, bestätigt Bernd Pitteroff, Grazer Gastro-Obmann.
Beim AMS sind derzeit steiermarkweit 299 Kellner-, Kellnerinnenstellen offen, 387 im Bereich „Koch, Köchin, Küchengehilfe“. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese Zahlen dennoch rückläufig. „Während Corona haben einfach alle gesucht“, heißt es vom Arbeitsmarktservice.
„Es kämpfen viele in der Branche“, meint Evelyn Merc von der Klapotetz Weinbar in Graz. Sie hat unter der Woche bis 22 Uhr, am Samstag bis 18 Uhr offen. Der Hauptgrund: Ihr Familienleben. Und: „Durch unsere Öffnungszeiten finde ich immer Personal, ich habe langjährige Mitarbeiter“, sagt sie. 40-Stunden-Kräfte bleiben trotzdem eher die Ausnahme.
Auch das Glöcklbräu sperrt momentan am Samstag um 22 Uhr zu. „Bei uns liegen die angepassten Öffnungszeiten am Winter, wo tendenziell weniger los ist“, erklärt Chefin Isabella Edler. Ab März habe man wieder am Sonntag geöffnet, im Sommer dann auch abends täglich länger. Den Personalmangel spüre sie nicht. Grundsätzlich, so glaubt Sommelière Eveyln Merc, brauche es in der Gastro faire Arbeitsbedingungen und „man muss auch selbst mit anpacken können“. Verena Schaupp