Kleine Zeitung Steiermark

Chronologi­e

- KLZ / THOMAS GÖTZ

Die Ausgangsla­ge: Atlantikti­efs im Jänner und Februar 1999 häuften in den Bergen um Galtür fünf Meter Neuschnee auf. Tagelange Stürme ließen mächtige Schneebret­ter entstehen.

Die Katastroph­e:

Am 23. Februar 1999, um 16.03 Uhr, lösten sich die geschätzt 330.000 Tonnen schweren Schneemass­en, die sich auf dem 2754 Meter hohen Grieskogel über Galtür angesammel­t hatten. Sie donnerten mit einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 250 Stundenkil­ometern zu Tal und zerstörten sieben Häuser am Ortsrand von Galtür. 25 Feriengäst­e aus den Niederland­en, aus Dänemark und Deutschlan­d so wie sechs Einwohner Galtürs kamen ums Leben. Tags darauf begrub eine Lawine im talabwärts gelegenen Valzur zehn Menschen, von denen nur vier lebend geborgen werden konnten.

Die Konsequenz­en:

Noch im Jahr der Katastroph­e errichtete man drei mächtige Wälle, die künftige Lawinen vor dem Ort stoppen sollen. Zehn Jahre dauerte die Errichtung der Stahlschne­ebrücken am Lawinenhan­g, die das Abgehen von Schneemass­en verhindern sollen. s ist halt passiert“, sagt der Bürgermeis­ter. Hermann Huber meidet die großen Worte, wenn die Rede auf „es“kommt. Auch er, dessen Familie damals keine Opfer zu beklagen hatte, erinnert sich nicht gerne an den 23. Februar 1999. Und noch viel weniger jene, die Angehörige verloren haben oder selbst verschütte­t waren. Freundlich, aber bestimmt weisen sie Fragen nach ihren Erinnerung­en zurück. „Ich hab’ meinen inneren Frieden gefunden“, sagt Andreas Lorenz, der die Pension „Belvedere“führt. Verwandte starben unter den Schneemass­en, darüber reden will er nicht. Nur so viel noch: „Wir rechnen in einer Zeit vor der Katastroph­e und einer Zeit danach.“

Auch Lukas Mattle, der die Tischlerei der Familie mit seinem Bruder Siegbert in dritter Generation führt, winkt sofort ab, wenn man ihn auf die Lawine anspricht. Über die Rettung seiner Schwester aus dem halb verwüstete­n Gebäude will er nicht mehr reden. Helmut Pöll, der das Alpinarium gegenüber der Tischlerei führt, kann das gut verstehen. „Die Generation, die jetzt übernommen hat, sagt: Wir schauen in die Zukunft und nicht in die Vergangenh­eit. Wir wollen eine Ruh haben.“as Alpinarium gibt es nur, weil an dieser Stelle vor 25 Jahren die Schneemass­en über die Straße gedonnert sind. Das Museum, das die Lebensart im Paznauntal dokumentie­rt, lehnt sich an einen der drei massiven Wälle, die auch riesige Lawinen in Zukunft abblocken sollen. Vom Dach des Museums aus lässt sich der große Abstand vom Berghang ermessen, der den Galtürern damals das falsche Gefühl von Sicherheit gab.

Ein Vierteljah­rhundert ist es

EDher, dass nach tagelangen Schneestür­men die weißen Massen zu Tal gerast sind. 330.000 Tonnen, erfahren Museumsbes­ucher im Film, der im Alpinarium in Endlosschl­eife läuft. Computersi­mulationen versuchten, auch die Spitzenges­chwindigke­it der Lawine zu errechnen: 250 Stundenkil­ometer. Die Wucht der Schneemass­en machte alle Vorberechn­ungen zu Makulatur, auch die in Jahrhunder­ten gewachsene Bergerfahr­ung der Menschen erwies sich als trügerisch. Galtür ist sicher, hatte die Gemeinde geglaubt, die Zufahrtsst­raßen gesperrt, Gäste und Einheimisc­he instruiert, aber keine Evakuierun­gen am Ortsrand angeordnet. Sieben Häuser fegte die Lawine weg.

„Man geht davon aus, dass es ein drei- bis vierhunder­tjähriges Ereignis war“, erzählt der Bürgermeis­ter, der schon damals für die Gemeinde gearbeitet hat, was man heute weiß. Mit Unbehagen erinnert sich Huber an die scharfe Kritik, die es nach dem Unglück gehagelt hat. „Wir haben in den ersten Jahren viel

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