Chronologie
Die Ausgangslage: Atlantiktiefs im Jänner und Februar 1999 häuften in den Bergen um Galtür fünf Meter Neuschnee auf. Tagelange Stürme ließen mächtige Schneebretter entstehen.
Die Katastrophe:
Am 23. Februar 1999, um 16.03 Uhr, lösten sich die geschätzt 330.000 Tonnen schweren Schneemassen, die sich auf dem 2754 Meter hohen Grieskogel über Galtür angesammelt hatten. Sie donnerten mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometern zu Tal und zerstörten sieben Häuser am Ortsrand von Galtür. 25 Feriengäste aus den Niederlanden, aus Dänemark und Deutschland so wie sechs Einwohner Galtürs kamen ums Leben. Tags darauf begrub eine Lawine im talabwärts gelegenen Valzur zehn Menschen, von denen nur vier lebend geborgen werden konnten.
Die Konsequenzen:
Noch im Jahr der Katastrophe errichtete man drei mächtige Wälle, die künftige Lawinen vor dem Ort stoppen sollen. Zehn Jahre dauerte die Errichtung der Stahlschneebrücken am Lawinenhang, die das Abgehen von Schneemassen verhindern sollen. s ist halt passiert“, sagt der Bürgermeister. Hermann Huber meidet die großen Worte, wenn die Rede auf „es“kommt. Auch er, dessen Familie damals keine Opfer zu beklagen hatte, erinnert sich nicht gerne an den 23. Februar 1999. Und noch viel weniger jene, die Angehörige verloren haben oder selbst verschüttet waren. Freundlich, aber bestimmt weisen sie Fragen nach ihren Erinnerungen zurück. „Ich hab’ meinen inneren Frieden gefunden“, sagt Andreas Lorenz, der die Pension „Belvedere“führt. Verwandte starben unter den Schneemassen, darüber reden will er nicht. Nur so viel noch: „Wir rechnen in einer Zeit vor der Katastrophe und einer Zeit danach.“
Auch Lukas Mattle, der die Tischlerei der Familie mit seinem Bruder Siegbert in dritter Generation führt, winkt sofort ab, wenn man ihn auf die Lawine anspricht. Über die Rettung seiner Schwester aus dem halb verwüsteten Gebäude will er nicht mehr reden. Helmut Pöll, der das Alpinarium gegenüber der Tischlerei führt, kann das gut verstehen. „Die Generation, die jetzt übernommen hat, sagt: Wir schauen in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit. Wir wollen eine Ruh haben.“as Alpinarium gibt es nur, weil an dieser Stelle vor 25 Jahren die Schneemassen über die Straße gedonnert sind. Das Museum, das die Lebensart im Paznauntal dokumentiert, lehnt sich an einen der drei massiven Wälle, die auch riesige Lawinen in Zukunft abblocken sollen. Vom Dach des Museums aus lässt sich der große Abstand vom Berghang ermessen, der den Galtürern damals das falsche Gefühl von Sicherheit gab.
Ein Vierteljahrhundert ist es
EDher, dass nach tagelangen Schneestürmen die weißen Massen zu Tal gerast sind. 330.000 Tonnen, erfahren Museumsbesucher im Film, der im Alpinarium in Endlosschleife läuft. Computersimulationen versuchten, auch die Spitzengeschwindigkeit der Lawine zu errechnen: 250 Stundenkilometer. Die Wucht der Schneemassen machte alle Vorberechnungen zu Makulatur, auch die in Jahrhunderten gewachsene Bergerfahrung der Menschen erwies sich als trügerisch. Galtür ist sicher, hatte die Gemeinde geglaubt, die Zufahrtsstraßen gesperrt, Gäste und Einheimische instruiert, aber keine Evakuierungen am Ortsrand angeordnet. Sieben Häuser fegte die Lawine weg.
„Man geht davon aus, dass es ein drei- bis vierhundertjähriges Ereignis war“, erzählt der Bürgermeister, der schon damals für die Gemeinde gearbeitet hat, was man heute weiß. Mit Unbehagen erinnert sich Huber an die scharfe Kritik, die es nach dem Unglück gehagelt hat. „Wir haben in den ersten Jahren viel