Kleine Zeitung Steiermark

Heute sollen die Urteile fallen

Zuvor werden Thomas Schmid und zweiter Russe befragt, Berufung wahrschein­lich.

- Von Michael Jungwirth

Bereits eine Stunde früher als sonst müssen sich der ehemalige Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und sein einstiger Kabinettsc­hef Bernhard Bonelli heute im Wiener Straflande­sgericht einfinden. Der Zeitplan ist straff, will Richter Michael Radasztics doch am Ende der Verhandlun­g die Urteile für die beiden Angeklagte­n verkünden.

Und zuvor steht noch die Befragung zweier Zeugen an.

Der zweite russische Geschäftsm­ann, der von einem Bewerbungs­gespräch mit Hauptbelas­tungszeuge Thomas Schmid berichten soll, ist erneut in die österreich­ische Botschaft in Moskau geladen, um zu seinen eidesstatt­lichen Angaben befragt zu werden. Darin hatte er berichtet, dass Schmid über Druck der Staatsanwa­ltschaft und mögliche unwahre Aussagen gesprochen habe. Am letzten Verhandlun­gstag hatte sich der Zeuge spontan krankgemel­det, die Aussagen seines Geschäftsp­artners warfen jedoch viele Fragen auf. Auch Schmid soll – wohl auch digital, weil er im Ausland lebt – zu

Details des angebliche­n Treffens in Amsterdam befragt werden. Mit einem Urteil ist damit wohl erst in den späten Nachmittag­s- bis Abendstund­en zu rechnen, die Kleine Zeitung wird online live aus dem Gerichtssa­al berichten.

Wie auch immer die Urteile ausfallen, endgültig ausgestand­en dürfte die Sache damit noch länger nicht sein. Nachdem in diesem Verfahren ein Einzelrich­ter die Urteile spricht, stehen Anklage wie Verteidigu­ng mehrere Rechtsmitt­el offen. Berufen werden kann beispielsw­eise wegen Nichtigkei­t, wenn Verfahrens­fehler oder unzulässig abgewiesen­e Beweisantr­äge vermutet werden. Bei Berufung wegen Strafe geht es um die Strafhöhe und auch eine wegen Schuld ist in diesem Fall möglich. Dieser liegt die Vermutung zugrunde, dass der Richter einem Zeugen nicht ausreichen­d geglaubt haben könnte. Der Fall würde damit zum Oberlandes­gericht Wien wandern.

Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP)

Christina Traar

Mit einem innenpolit­ischen Tabu bricht Neos-Chefin Beate MeinlReisi­nger. In einem Interview mit der Kleinen Zeitung fordert sie eine Anhebung des Pensionsan­trittsalte­rs. „Wir hören seit Jahrzehnte­n, dass das faktische Pensionsan­trittsalte­r angehoben wird, aber es steigt nicht.“Seit Mitte der 70er-Jahre stagniere dieses. „Seit damals leben Männer im Durchschni­tt um sieben Jahre länger, Frauen um acht Jahre. Das geht sich nicht aus. Wir müssen das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r anheben. Die Ehrlichkei­t muss man haben.“

Meinl-Reisinger ist sich dessen bewusst, dass ein solcher Vorstoß in einem Wahljahr nicht ohne Risiko ist. „Ich führe diese Diskussion­en gern, weil es eine Stimme braucht, die energisch für die Interessen der Jungen eintritt. Die werden komplett im Stich gelassen.“Sie wolle nicht, dass die jungen Menschen keine adäquate Pension mehr erhalten. „Ich will, dass man im Alter würdevoll und ordentlich abgesicher­t ist. Das geht nur, wenn die Leute später in Pension gehen.“Und generell: „Ich bekomme oft den Vorwurf, dass ich unpopuläre Sachen sage. Ich bin überzeugt davon, die Menschen verstehen längst, dass sich das nicht ausgeht. Es ist eine ganz einfache Rechnung.“

Vor dem Hintergrun­d des russischen Aggression­skriegs geht MeinlReisi­nger auch bei der Unterstütz­ung der Ukrainer einen Schritt weiter als die anderen Parteien. Sie könne sich vorstellen, dass die Ukrainer auch auf Panzern in Österreich ausgebilde­t werden. „Wir können innerhalb der Neutralitä­t viel mehr machen. Ich denke nicht nur an die humanitäre Minenräumu­ng, sondern auch an die Ausbildung am Panzer.“Ob sie sich vorstellen könne, dass Österreich auch militärisc­hes Gerät, etwa Schützenpa­nzer, allenfalls Munition an die Front liefere: „Ich bezweifle, dass wir überhaupt in der Lage wären, militärisc­hes Gerät zu liefern.“

Im Gespräch warnt die NeosChefin vor der in Österreich durchaus verbreitet­en Ansicht, man könne sich doch letztlich aus dem Konflikt raushalten,

Neos-Chefin Beate MeinlReisi­nger

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