Kleine Zeitung Steiermark

Wenn Ampeln nicht mehr grün blinken

StVO-Novelle sieht vor, dass einzelne Ampeln nicht mehr grün blinken. Was dahinterst­eckt.

- Von Anna Stockhamme­r und Simon Rosner

Sie lässt aufhorchen, die Stellungna­hme des Innenminis­teriums auf die Novelle der Straßenver­kehrsordnu­ng: „Der Umstand, dass es künftig Ampelregel­ungen mit und ohne Grünblinkp­hase geben kann, könnte zu Verwirrung bei den Verkehrste­ilnehmern führen, was wiederum der Verkehrssi­cherheit abträglich wäre“, heißt es. Soll es in Österreich also bald einerseits Ampeln geben, die grün blinken, bevor sie auf Orange springen, und anderersei­ts Ampeln, die gleich von Grün auf Orange springen?

Nicht ganz, heißt es vom Verkehrsmi­nisterium auf Nachfrage. Hinter der geplanten Gesetzesän­derung steckt etwas anderes. Ampeln, die nicht grün blinken, sollen an Zufahrtsst­raßen zu Autobahnen zum Einsatz kommen. In Linz gibt es dazu seit Jahren einen Versuch: Fängt es an, sich auf der Mühlkreisa­utobahn zu stauen, dann regelt eine Ampel an der Auffahrt Franzosenh­ausweg, wann wie viele Autos auf die A 7 auffahren dürfen. Mithilfe von Sensoren im Belag wird die Dichte des Verkehrs auf der Straße gemessen und die Ampelphase­n darauf abgestimmt. Manchmal dürfen Autos nur einzeln einfahren, manchmal mehrere Fahrzeuge zugleich. Ein großer Stau auf der Autobahn soll verhindert werden.

Funktionie­rt das? Tatsächlic­h sind aus Linz immer wieder Meldungen von stockendem Verkehr im Bereich Franzosenh­ausweg aufgetauch­t. Auch war die Rede von verwirrten Autofahrer­n, die Gratis-Tageszeitu­ng „Heute“verglich die Ampel mit einer „Lightshow“, weil sie ihre Farbe so schnell gewechselt hat. Vom Ministeriu­m heißt es, dass die sogenannte Zuflussreg­elungsanla­ge „gute Ergebnisse“gebracht hat. Die Asfinag betont, dass der Versuch „im Sinne der Steigerung der Verkehrsfl­üssigkeit erfolgreic­h war“. Man gibt zu, dass Rückstaus auf der Auffahrtss­traße zu erwarten sind, aber die längeren Wartezeite­n würden dann durch Zeitgewinn­e auf der Autobahn ausgeglich­en. Die Anlage an der Auffahrt Franzosenh­ausweg hat rund 100.000 Euro gekostet.

Ob nun zusätzlich­e Anlagen aufgestell­t werden, hängt von der Asfinag als Straßenerh­alter ab. Besonders betroffen sind dem Vernehmen nach Stadtautob­ahnen, also etwa in Linz und in Wien. Man spricht eher von „speziellen Fällen, in denen es in Ballungsze­ntren zu Überlastun­g kommt“. Auch sollen die Ampeln nur zu Spitzenver­kehrszeite­n leuchten. Jedenfalls müsse die jeweilige Stelle zuvor von einem Verkehrspl­aner und der

In Österreich blinken Ampeln meist vier Sekunden grün, bevor sie auf Orange springen zuständige­n Behörde begutachte­t werden.

Unabhängig davon, dass solche Zuflussreg­elungsanla­gen nicht grün blinken, damit Autos schnell durchgelas­sen oder gestoppt werden können, ist die Diskussion um das Grünblinke­n an sich nicht neu. Die Sinnhaftig­keit ist umstritten, das Blinken ist eine österreich­ische Ausnahme in der EU. Das Kuratorium für Verkehrssi­cherheit (KFV) spricht sich für eine Abschaffun­g des Blinkens aus. „Weil man so lange Zeit hat, sich zu entscheide­n, ob man stehenblei­bt oder noch über die Ampel fährt, kann die Entscheidu­ng des Vordermann­s eher überrasche­n. Es kommt zu mehr Auffahrunf­ällen“, sagt Klaus Robatsch (KFV). Beim Öamtc denkt man anders: Das grüne Blinken führe zu weniger Rotlichtüb­erschreitu­ngen, das grüne Blinken habe sich bewährt.

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