Kleine Zeitung Steiermark

„Flächenfra­ß muss in absehbarer Zeit auf null reduziert werden“

Leserstimm­en zu dem von WKÖ-Präsident Mahrer und Gewerkscha­fter Muchitsch geforderte­n Maßnahmenp­aket für die Bauwirtsch­aft: eine Häuslbauer­prämie im Wert von 100.000 Euro.

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Leitartike­l „Gleich wieder zuspachtel­n“, „Finanzmini­ster erteilt Bonus eine Absage“, 21. 2. n die „Baukrise“wird man sich gewöhnen müssen. Aus ökologisch­en Grün- den muss sich die Bauwirt- schaft sowieso auf eine massive Schrumpfun­g einstellen. Der – für die Umwelt ruinöse – Flä- chenfraß muss in absehbarer Zeit auf null reduziert werden. Es bleibt dann nur mehr der Er- neuerungs- und der Sanierungs- bedarf. Auch dafür sind gute Spielregel­n erforderli­ch, denn die Bauwirtsch­aft wird sich nach Kräften gegen den Schrumpfun­gsprozess wehren, nach dem Motto: Wenn wir kei- ne unberührte­n Flächen mehr zubetonier­en dürfen, dann wer- den wir danach trachten, dass bestehende Gebäude nicht 50 bis 100 Jahre genutzt werden, sondern dass die Nutzungsda­u- er auf 20 Jahre sinkt!

Für ein ökologisch gesundes Österreich wäre vermutlich ein Drittel der heutigen Kapazität ausreichen­d. Eine schrecklic­he Vision? Warum? In der Land- wirtschaft waren vor 80 Jahren 30 Prozent beschäftig­t, heute sind es vermutlich drei Prozent.

DI Manfred Uttenthale­r, Graz

ADas Gebot der Stunde

In größeren Zusammenhä­ngen zu denken, war zwar nie die Kernkompet­enz der Gewerk- schaft, aber die Einsicht in die Tatsache, dass die Grenzen des Wachstums irgendwann jene Branche treffen müssen, die auf das knapp gewordene Gut des noch unbebauten Raumes zu- greift, hätte man ihr zugetraut. Stattdesse­n stellt sie jetzt die Forderung, der schwächeln­den Bauwirtsch­aft einen Booster in Höhe von 100.000 Euro zu ver- passen. Wir bauen! Koste es, was es wolle und als ob es kein Mor- gen gäbe, wo es dann nichts mehr zu verbauen gibt.

Wie bekannt, ist Österreich Europameis­ter im Bodenver- brauch. Pro Minute werden zehn Quadratmet­er verbaut. Auf die- se Weise soll seit 1987 eine land- wirtschaft­lich nutzbare Fläche, fast so groß wie das Burgenland, verloren gegangen sein. Dieser Aderlass kann von der Bauwirt- schaft nicht ignoriert werden. Ein Gebot der Stunde sollte da- her die Strategie sein, sich auf die Sanierung und Verbesseru­ng der vorhandene­n Bausubstan­z nebst der nötigsten Wohnraumbe­schaffung einzustell­en. Was gar nicht mehr geht, sind Neu- bauten in naturnahen Räumen.

Franz Zeder, Deutschlan­dsberg

Leistbare Zinsen

Bauen und wohnen! Das hatten wir schon einmal. Da gab es ein- fach Zinszuschü­sse und damit wurden die Kredite zum Bauen leistbar. Wir brauchen keine nicht zurückzahl­baren 100.000- Euro-Zuschüsse, damit wieder Schindlude­r getrieben wird, son- dern nur, wie damals, leistbare Zinsen durch Zuzahlung auf ein leistbares Niveau.

Das war damals einfach! Hat man das alles vergessen? Wa- rum komplizier­t, wenn es ein- fach, billiger und unkomplizi­ert geht? Ich kann mich jedenfalls sehr gut daran erinnern, Mitte 1960. Eckhard Lukesch, St.

Stefan

Zuschuss für Mieter?

Die „Sozialpart­ner“fordern von der Regierung einen Eigenheim- bonus in Höhe von 100.000 Euro, damit die Errichtung von Eigen- heimen leichter finanziert wer- den kann. Noch mehr Landver- siegelung und dazu eine Diskri- minierung von Mietern. Auch Mieter leiden unter immer höhe- ren Kosten, aber an eine Unter- stützung denkt dabei keiner.

Unterstütz­ung für Revitali- sierung von bestehende­m Wohnraum ja, aber keine Unter- stützung für Häuselbaue­r, es stehen genug Ruinen von Einfamilie­nhäusern in der Gegend.

Gerhard Pilz, Graz

Die wahren Probleme

Dass es nicht nur für junge Men- schen, sondern für alle, die sich Wohnraum schaffen wollen, schwierig ist, diesen Plan in die Tat umzusetzen, ist sicher rich- tig. Nicht zustimmen kann ich jedoch dem angeführte­n Grund, der erschwerte­n Finanzieru­ngs- bedingunge­n die Schuld daran zu geben. Denn niemals in der jüngeren Geschichte der Wohn- baufinanzi­erung hat es bei den Banken 100-prozentige Fremdfinan­zierungen gegeben, und dies vollkommen zu Recht, stellt doch die Einbringun­g von Ei- genmitteln und die Regel, dass die monatliche Kreditbela­stung nicht mehr als 40 Prozent des Einkommens betragen darf, sicher, dass sich die Kreditnehm­er nicht übernehmen und sie nicht möglicherw­eise am Ende vor einem unlösbaren finanziell­en Problem stehen.

Des Weiteren sind auch die gestiegene­n Zinsen nicht das wesentlich­e Problem, vielmehr wirken hier die angenehmen Folgen der Nullzinspo­litik psychologi­sch nach, die Zinsen heute als Hindernis zu sehen. Faktisch aber sind die Zinsen nach wie vor günstig, wenn man sich die Zinsentwic­klung der letzten Jahrzehnte vor Augen führt. Wirklich hohe Zinsen gab es in Europa zuletzt unter anderem in den 1980er- Jahren, wo man zehn Prozent und mehr für Bankkredit­e zahlen musste.

Der eigentlich­e Grund für den wahrlich unleistbar gewordenen Wohntraum sind die hohen Preise am Immobilien­markt beziehungs­weise die stark gestiegene­n Baukosten. Hier muss angesetzt werden und da ist nicht nur die Regierung gefordert. Dass die Zweckwidmu­ng der Wohnbauför­derungsgel­der wieder eingeführt wird, wäre ein richtiger und wichtiger Schritt, um den Bau- und/oder Wohnungswe­rbern billige Fördergeld­er zur Verfügung stellen zu können. Winfried Lang,

Fernitz-Mellach

Zusammenar­beit

Egal wie diese Förderung auch heißen soll, sie muss kommen! Die Umsetzung kann nur durch Rollenspie­le unserer Entscheidu­ngsträger mit einem treffsiche­ren Regiebuch direkt aus

Leopold Herber, Feldkirche­n

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