Kleine Zeitung Steiermark

Knackige Grooves

Jure Pukl und Anorok feierten das Leben.

- Andreas Stangl

Mit „Melt“legte der slowenisch­e Saxofonist und Bandleader Jure Pukl vergangene­n Herbst ein exquisites Beispiel für ein zeitgemäße­s, aber dennoch tief in der Geschichte des Jazz verwurzelt­es Album vor. Am Mittwoch präsentier­te er es mit seiner neuen Formation Anorok im Café Stockwerk. Anders, als es das dystopisch­e Cover von „Melt“und die thematisch­e Auseinande­rsetzung mit dem Zustand der Welt erwarten ließe, feierten Pukl und seine Mitstreite­r in einem rund zweistündi­gen Set-Doppel musikalisc­h das Leben. Als Rückgrat agierten Joe Sanders am Bass und Nasheet Waits am Schlagzeug – beide aus der ersten Reihe der New Yorker Jazz-Szene. Ihre Grooves reichten von knackigem Funk über verspielte Polyrhythm­ik bis hin zu seidenweic­hen Rhythmussc­hleiern. Die exzellente­n, auf dem Album notgedrung­en verdichtet­en Kompositio­nen erhielten live viel Improvisat­ionsluft. Auf höchstem Niveau stach Sanders mit seinen intensiven, hemmungslo­s lyrischen Kontrabass-Exkursione­n hervor. r kam, sprach und begeistert­e. Der Besuch von Martin Scorsese in der zweiten Hälfte der Berlinale, die Verleihung des Goldenen Bären für sein Lebenswerk sowie sein Dokumentar­film „Made in England: The Films of Powell and Pressburge­r“, den er zusammen mit David Hinton produziert­e, begeistert­en. Legende trifft auf Legende. Den Preis überreicht­e dem 81-Jährigen niemand geringerer als der deutsche Regisseur Wim Wenders. Müde sei er noch lange nicht, sagte die Regie-Ikone. Sein nächster Film solle etwas ganz anderes als „Killers of the Flower Moon“sein. „Was genau, bin ich mir noch nicht sicher.“

Noch mehr Stars: Auch seine langjährig­e Editorin Thelma Schoonmake­r hielt vor einem gut gefüllten Auditorium einen Talk. Adam Sandler, Carey Mulligan und Paul Dano kamen auch, um ihren Netflix-Film „Spaceman“zu präsentier­en. Sandler, der vor allem für BlödelKomö­dien bekannt ist, beweist

E

wenn auch leicht kitschige Romanze im afrikanisc­hen Einwandere­rviertel Chocolate City der chinesisch­en Großstadt Guangzhou. Der Schwede Gustav Möller legt seinem Erfolg „The Guilty“von 2018 nun „Vogter“mit Sidse Babett Knudsen in der Hauptrolle nach. Ihre Figur, die sich als Aufseherin in einem Gefängnis in den Hochsicher­heitsblock verlegen lässt, in dem der Mörder ihres Sohnes absitzt, ist nicht ganz so dicht wie der Vorgänger, aber dennoch eine fasziniere­nde Geschichte über die Schuldgefü­hle einer Mutter. Mit „Shambhala“läuft heute der überhaupt erste nepalesisc­he Beitrag und der erste südasiatis­che Film seit drei Jahrzehnte­n im Wettbewerb an.

gab es viel zu entdecken. „Sasquatch Sunset“von David und Nathan Zellner folgt einer Gruppe Bigfoots, dargestell­t u. a. von Jesse Eisenberg und Riley Keough, komplett ohne Dialog durch die amerikanis­chen Wälder. Im Panorama lässt Thomas Arslan seinen Gangster Trojan 14 Jahre nach „Im Schatten“auf den Straßen Berlins wieder krumme Sachen drehen. Feines, reduzierte­s Genrekino. „Maria’s Silence“erzählt von einer verfolgten lettischen Sängerin in der Sowjetunio­n.

Ob Ruth Beckermann mit „Favoriten“für den Doku-Preis gesetzt ist, ist fraglich. Mati Diops „Dahomey“über die Restitutio­n von geraubter afrikanisc­her Kunst von Frankreich nach Benin könnte sich hier durchsetze­n. Bekannt indes ist der Kamera-Preis: Den erhielt der Deutsche Edgar Reitz („Heimat“-Trilogie), dessen „Filmstunde_23“Premiere feierte.

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FILMLADEN Auch in den Nebenschie­nen „Borgen“-Star Sidse Babett Knudsen
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IMAGO Begeistern in „Sterben“: Corinna Harfouch und Lars Eidinger

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