Knackige Grooves
Jure Pukl und Anorok feierten das Leben.
Mit „Melt“legte der slowenische Saxofonist und Bandleader Jure Pukl vergangenen Herbst ein exquisites Beispiel für ein zeitgemäßes, aber dennoch tief in der Geschichte des Jazz verwurzeltes Album vor. Am Mittwoch präsentierte er es mit seiner neuen Formation Anorok im Café Stockwerk. Anders, als es das dystopische Cover von „Melt“und die thematische Auseinandersetzung mit dem Zustand der Welt erwarten ließe, feierten Pukl und seine Mitstreiter in einem rund zweistündigen Set-Doppel musikalisch das Leben. Als Rückgrat agierten Joe Sanders am Bass und Nasheet Waits am Schlagzeug – beide aus der ersten Reihe der New Yorker Jazz-Szene. Ihre Grooves reichten von knackigem Funk über verspielte Polyrhythmik bis hin zu seidenweichen Rhythmusschleiern. Die exzellenten, auf dem Album notgedrungen verdichteten Kompositionen erhielten live viel Improvisationsluft. Auf höchstem Niveau stach Sanders mit seinen intensiven, hemmungslos lyrischen Kontrabass-Exkursionen hervor. r kam, sprach und begeisterte. Der Besuch von Martin Scorsese in der zweiten Hälfte der Berlinale, die Verleihung des Goldenen Bären für sein Lebenswerk sowie sein Dokumentarfilm „Made in England: The Films of Powell and Pressburger“, den er zusammen mit David Hinton produzierte, begeisterten. Legende trifft auf Legende. Den Preis überreichte dem 81-Jährigen niemand geringerer als der deutsche Regisseur Wim Wenders. Müde sei er noch lange nicht, sagte die Regie-Ikone. Sein nächster Film solle etwas ganz anderes als „Killers of the Flower Moon“sein. „Was genau, bin ich mir noch nicht sicher.“
Noch mehr Stars: Auch seine langjährige Editorin Thelma Schoonmaker hielt vor einem gut gefüllten Auditorium einen Talk. Adam Sandler, Carey Mulligan und Paul Dano kamen auch, um ihren Netflix-Film „Spaceman“zu präsentieren. Sandler, der vor allem für BlödelKomödien bekannt ist, beweist
E
wenn auch leicht kitschige Romanze im afrikanischen Einwandererviertel Chocolate City der chinesischen Großstadt Guangzhou. Der Schwede Gustav Möller legt seinem Erfolg „The Guilty“von 2018 nun „Vogter“mit Sidse Babett Knudsen in der Hauptrolle nach. Ihre Figur, die sich als Aufseherin in einem Gefängnis in den Hochsicherheitsblock verlegen lässt, in dem der Mörder ihres Sohnes absitzt, ist nicht ganz so dicht wie der Vorgänger, aber dennoch eine faszinierende Geschichte über die Schuldgefühle einer Mutter. Mit „Shambhala“läuft heute der überhaupt erste nepalesische Beitrag und der erste südasiatische Film seit drei Jahrzehnten im Wettbewerb an.
gab es viel zu entdecken. „Sasquatch Sunset“von David und Nathan Zellner folgt einer Gruppe Bigfoots, dargestellt u. a. von Jesse Eisenberg und Riley Keough, komplett ohne Dialog durch die amerikanischen Wälder. Im Panorama lässt Thomas Arslan seinen Gangster Trojan 14 Jahre nach „Im Schatten“auf den Straßen Berlins wieder krumme Sachen drehen. Feines, reduziertes Genrekino. „Maria’s Silence“erzählt von einer verfolgten lettischen Sängerin in der Sowjetunion.
Ob Ruth Beckermann mit „Favoriten“für den Doku-Preis gesetzt ist, ist fraglich. Mati Diops „Dahomey“über die Restitution von geraubter afrikanischer Kunst von Frankreich nach Benin könnte sich hier durchsetzen. Bekannt indes ist der Kamera-Preis: Den erhielt der Deutsche Edgar Reitz („Heimat“-Trilogie), dessen „Filmstunde_23“Premiere feierte.