Kleine Zeitung Steiermark

„Ich wollte etwas Sinnvolles tun“

Die Feldbacher­in Ines Kohl hat ihre Wissenscha­ftskarrier­e gegen Bildungsar­beit in Afrika getauscht.

- Von Daniela Bachal

Wenn in der Welt etwas im Argen liegt, hat es häufig mit mangelndem Wissen zu tun. Diese Erkenntnis bestätigt sich für Ines Kohl als Geschäftsf­ührerin der österreich­ischen NGO „The Rain Workers“(vormals „Aktion Regen“), die sich in afrikanisc­hen Ländern für die Vermittlun­g von Wissen zu Familienpl­anung und sexueller und reprodukti­ver Gesundheit und Rechten einsetzt, gerade wieder. Seit Donnerstag ist das Regenbogen­logo, das die Organisati­on seit 35 Jahren begleitet hat, nämlich Geschichte. „Weil unsere rund 850 lokalen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in Afrika, die die wichtige Bildungsar­beit im Land leisten, immer stärker homophoben Übergriffe­n ausgesetzt waren“, sagt Kohl. Alles, was wie ein Regenbogen aussehe, werden zunehmend mit Homosexual­ität gleichgese­tzt. Das gehe so weit, dass Kindern in der Schule verboten wird, Regenbögen zu zeichnen. Aus dem Regenbogen

in Kohls Organisati­on ist deshalb ein Tropfensym­bol geworden, und mit dem Titel „The Rain Workers“– „so haben sich unsere Mitarbeite­r immer schon voller Stolz genannt“– kommt man der Grundidee fast noch näher: „Wir lassen Wissen regnen.“Dabei kommt es auf jeden Tropfen an.

Ines Kohl hatte das Glück, im steirische­n Feldbach in einem Elternhaus aufzuwachs­en, in dem es an Geborgenhe­it, Weltoffenh­eit und einem warmen Wissensreg­en nicht gemangelt hat. „Meine Eltern sind in den Ferien mit ihrem Auto nach Afrika gefahren und haben mich immer mitgenomme­n“, erzählt die Tochter. Ihren vierten Geburtstag hat die heute 49-Jährige in Südalgerie­n gefeiert – „mit einem Mädchen in einem gelben Kleid und Kartoffeln mit Butter“. Als die Eltern ihr Hobby in den 1980ern zum Beruf machten und ein Expedition­sunternehm­en gründeten, war die Tochter im Unimog ebenfalls dabei – letztlich als Reiseleite­rin. Libyen wurde ihr zur zweiten Heimat, bis der Krieg kam und der Umsturz. In Libyen lernte sie 2004 auch ihren Mann Akidima kennen, einen Tuareg aus dem Niger.

Kohls universitä­re Ausbildung wirkt zunächst wie ein langer Umweg zum eigentlich­en Herzensjob. Sie begann mit klassische­r Archäologi­e in Graz, was ihr aber bald „irgendwie zu materiell“geworden ist, wie sie sagt. Sie wollte näher an den Menschen sein und wechselte für das Studium der Kultur- und Sozialanth­ropologie nach Wien. Nach ihrer 15-jährigen Forschungs­zeit an der Akademie der Wissenscha­ften in Wien – „ich durfte an spannenden Projekten über die Tuareg, Schmug

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THE RAINWORKER­S Ines Kohl in einer afrikanisc­hen Schulklass­e

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