Kurzes Winter-Comeback im falschen Frühling
Nach Wintereinbruch hat es heute wieder bis zu 15 Grad. Wie das milde Wetter Tieren und Pflanzen zusetzt.
Am Freitag ließ er sich plötzlich wieder sehen, doch es war wohl nur ein Kurzbesuch: Der Winter brach ein, brachte Schnee und teils Temperaturen zwischen plus ein und null Grad in die Obersteiermark oder das Ennstal. Gefreut haben dürfte man sich vor allem in den Skigebieten der westlichen Obersteiermark – über bis zu 40 Zentimeter Neuschnee. In weiten Teilen Österreichs kam es auch zu wetterbedingten Unfällen – zu einer stundenlangen Sperre etwa auf der Tiroler Brennerautobahn. Doch so plötzlich wie er übers Land gekommen ist, so schnell verschwindet der Winter nun wieder. Für heute sind bis zu 15 Grad angesagt, der Schnee in den Tälern wird dahinschmelzen. Es passt ins Bild eines viel zu milden Februars – der der wärmste der Messgeschichte werden könnte. Das lässt auch die Tier- und Pflanzenwelt nicht kalt. „In den vergangenen Jahren war der Februar schon viel zu warm. Das ist natürlich durch den menschengemachten Klimawandel bedingt“, sagt Martin Grube, Vorstand am Institut für Biologie an der Uni Graz. Im botanischen Garten der Universität habe sich bereits in der Vorwoche eine weiße Decke aus Blüten gebildet. „Alle Frühblüter sind schon da: Winterlinge, Schneeglöckchen, Krokusse“, erzählt Grubes Frau Ulrike, die ebenfalls als Biologin an der Uni arbeitet.
Der viel zu frühe Frühling bedeutet oft Stress für Flora und Fauna. Für Bäume etwa: Die Trockenheit ist ein guter Nährboden für Pilze, die dem Holz zusetzen. „Dann passiert es, dass oft große Äste herunterbrechen“, sagt Ulrike Grube. Eine
weitere Gefahr ist der Spätfrost, der etwa die Marillenernte bedroht. In der Tierwelt gibt es Gewinner und Verlierer: Wildbienen finden schwerer Futter, weil vieles schon verblüht ist, wenn sie schlüpfen. Wildschweine hingegen haben in den Wäldern deutlich mehr zu fressen. Zu den Gewinnern zählen auch Insektenarten, die sich durch die Erwärmung bei uns einzunisten beginnen. Biologe Gernot Kunz von der Uni Graz nennt etwa die Braune Strandschrecke, die nun auch in Graz zu finden ist. Biologe Martin Grubes Blick in die Zukunft ist aber nicht rundum düster: „Es wird nicht schlimmer, es wird anders. Die Natur heilt sich schon selbst. Wir werden uns aber anpassen müssen.“