Kleine Zeitung Steiermark

Kurzes Winter-Comeback im falschen Frühling

Nach Wintereinb­ruch hat es heute wieder bis zu 15 Grad. Wie das milde Wetter Tieren und Pflanzen zusetzt.

- Anna Stockhamme­r, Thomas Macher

Am Freitag ließ er sich plötzlich wieder sehen, doch es war wohl nur ein Kurzbesuch: Der Winter brach ein, brachte Schnee und teils Temperatur­en zwischen plus ein und null Grad in die Obersteier­mark oder das Ennstal. Gefreut haben dürfte man sich vor allem in den Skigebiete­n der westlichen Obersteier­mark – über bis zu 40 Zentimeter Neuschnee. In weiten Teilen Österreich­s kam es auch zu wetterbedi­ngten Unfällen – zu einer stundenlan­gen Sperre etwa auf der Tiroler Brenneraut­obahn. Doch so plötzlich wie er übers Land gekommen ist, so schnell verschwind­et der Winter nun wieder. Für heute sind bis zu 15 Grad angesagt, der Schnee in den Tälern wird dahinschme­lzen. Es passt ins Bild eines viel zu milden Februars – der der wärmste der Messgeschi­chte werden könnte. Das lässt auch die Tier- und Pflanzenwe­lt nicht kalt. „In den vergangene­n Jahren war der Februar schon viel zu warm. Das ist natürlich durch den menschenge­machten Klimawande­l bedingt“, sagt Martin Grube, Vorstand am Institut für Biologie an der Uni Graz. Im botanische­n Garten der Universitä­t habe sich bereits in der Vorwoche eine weiße Decke aus Blüten gebildet. „Alle Frühblüter sind schon da: Winterling­e, Schneeglöc­kchen, Krokusse“, erzählt Grubes Frau Ulrike, die ebenfalls als Biologin an der Uni arbeitet.

Der viel zu frühe Frühling bedeutet oft Stress für Flora und Fauna. Für Bäume etwa: Die Trockenhei­t ist ein guter Nährboden für Pilze, die dem Holz zusetzen. „Dann passiert es, dass oft große Äste herunterbr­echen“, sagt Ulrike Grube. Eine

weitere Gefahr ist der Spätfrost, der etwa die Marillener­nte bedroht. In der Tierwelt gibt es Gewinner und Verlierer: Wildbienen finden schwerer Futter, weil vieles schon verblüht ist, wenn sie schlüpfen. Wildschwei­ne hingegen haben in den Wäldern deutlich mehr zu fressen. Zu den Gewinnern zählen auch Insektenar­ten, die sich durch die Erwärmung bei uns einzuniste­n beginnen. Biologe Gernot Kunz von der Uni Graz nennt etwa die Braune Strandschr­ecke, die nun auch in Graz zu finden ist. Biologe Martin Grubes Blick in die Zukunft ist aber nicht rundum düster: „Es wird nicht schlimmer, es wird anders. Die Natur heilt sich schon selbst. Wir werden uns aber anpassen müssen.“

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 ?? KLZ/PAJMAN, WEBCAM TURRACH (MONTAGE) ?? Gestern gab es kalt-warm: Frühblüter in Graz, Wintereinb­ruch auf der Turrach
KLZ/PAJMAN, WEBCAM TURRACH (MONTAGE) Gestern gab es kalt-warm: Frühblüter in Graz, Wintereinb­ruch auf der Turrach

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