Weg und selbst verdächtig
Denn als der Obersteirer eine Auszahlung von dem wundersam exponentiell vermehrten Geld verlangte, geriet die Sache ins Stocken. „Wenig überraschend“, meint Guido Zeilinger, Konsumentenschutzexperte der Arbeiterkammer Leoben. Mit vielen Ausreden wurde darauf verwiesen, dass eine Auszahlung ohne weitere Umstände und Kosten nicht möglich sei.
Um es kurz zu machen: Das Geld war weg, und zwar endgültig. Allerdings kündigten die „Anleger“an, „Probeüberweisungen“auf das Konto des 55-Jährigen machen zu wollen: „Angeblich, um sicherzugehen, dass sie bei Überweisungen sicher das richtige Konto erwischen“, führt Zeilinger aus.
Tatsächlich erfolgten Überweisungen von hohen Geldbeträgen auf das Konto des 55-Jährigen: „Das ging im Sekundentakt, allerdings wurden die Summen automatisch in derselben Taktfrequenz von seinem Konto gleich weiter überwiesen, sodass der 55-Jährige keine Chance hatte, auf diese Summen
zuzugreifen“, erzählt Zeilinger.
Und damit begannen die Probleme erst so richtig: „Als der Mann die Sache bei der Polizei zur Anzeige brachte, wurden von der Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche eingeleitet, aber nicht nur gegen unbekannt, sondern auch gegen den 55-Jährigen als Kontoinhaber“,
so der Konsumentenschutzexperte weiter.
Die nächste Hiobsbotschaft folgte auf dem Fuße: Die Bank kündigte dem Mann sein Girokonto, und nicht nur das. Er war auch zeichnungsberechtigt für das Konto seiner Mutter. Und auch dieses Konto wurde von der Bank gekündigt. „Beim Verdacht auf Geldwäsche sind die
Banken alle sehr rigoros. Dieses Vorgehen ist üblich und aus Sicht der Bank durchaus nachvollziehbar“, sagt Zeilinger.
Der 55-Jährige steht nun vor den Trümmern seiner finanziellen Existenz: „Er hat seine gesamten Ersparnisse von 98.000 Euro verloren, strafrechtliche Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche am Hals, und seine Mutter und er können ihre gesamten alltäglichen Geldgeschäfte nicht mehr abwickeln“, umreißt Zeilinger die umfassende Problemlage.
Es lasse sich bestimmt gut nachweisen, dass der Geldwäschevorwurf nicht haltbar sei, aber: „Bis dahin ist die Lage schwierig, denn der 55-Jährige wird unter diesen Umständen wohl bei keiner Bank ein neues Konto eröffnen können.“Man könne immer nur „warnen, warnen, warnen“, betont Guido Zeilinger: „Alle, die glauben, dass sie mit der Anlage von Kryptowährungen das ganz schnelle und große Geld machen können, sind selbst Mitbereiter des finanziellen Desasters.“
Beim Verdacht auf Geldwäsche sind die Banken sehr rigoros. Dies ist üblich und aus Sicht der Bank durchaus nachvollziehbar.
Guido Zeilinger Arbeiterkammer Leoben