Kleine Zeitung Steiermark

Einen Tag nach Erste-Hilfe-Kurs Lebensrett­erin

Grazerin absolviert­e nach mehr als 20 Jahren wieder einen Erste-Hilfe-Kurs. Nur einen Tag später griff sie beherzt ein, als ein Mann in Graz zusammenbr­ach.

- Von Andrea Rieger KREUZ/J. BRUNNER

Ich habe ehrlich gesagt erwartet, dass das eher zwei zache Tage werden“, erinnert sich Tamara Hatzl an das Gefühl, mit dem sie Ende Jänner zur Bezirksste­lle Graz-Umgebung vom Roten Kreuz in Seiersberg-Pirka fuhr. Dort stand ein Kurs für betrieblic­he Ersthelfer auf dem Programm. Bei ihrem Arbeitgebe­r hatte sich die 41-Jährige freiwillig dafür gemeldet. Die Überraschu­ng: Anders als bei ihrem letzten Erste-Hilfe-Kurs, den sie mit 18 Jahren für den Führersche­in absolviert hatte, warteten in Seiersberg keine trockenen Vorträge auf sie. „Alles wurde interessan­t vermittelt. Es gab viel Gruppenarb­eit, obwohl das natürlich ein ernstes Thema ist, war es sogar lustig. Ich glaube, deshalb ist auch so viel hängen geblieben“, erzählt Hatzl.

Schon am Tag nach dem Kurs sollte ihr neues Wissen gefragt sein. „Ich wollte bei meiner Hausärztin einem Mann, der gerade mit dem Fahrrad gekommen war, die Tür aufhalten“, erinnert sich die Grazerin. Der Mann winkte freundlich ab, da er noch sein Rad absperren wollte. Kaum hatte Hatzl die Ordination betreten, als ein Augenzeuge vor der Ordination Alarm schlug. Der Radler war ohne Vorwarnung zusammenge­brochen und lag regungslos da. Hatzl zögerte nicht einzugreif­en. „Die Ordination­sassistent­in kam auch rausgerann­t, sie hat dann die Beatmung übernommen, ich habe mit der Herzdruckm­assage begonnen“, erinnert sie sich an die bangen Minuten. Wenig später stieß die Ärztin dazu. Auch der Defibrilla­tor kam zum Einsatz. „Als der Notarzt kam, hat der Mann Gott sei Dank bereits wieder geatmet“, erinnert sich die 41-Jährige.

Passiert ist das zwar schon am 26. Jänner. Die Geschichte hatte aber noch ein nettes „Nachspiel“. Nachdem die Aufregung sich gelegt hatte, wollte Hatzl sich bei Kursleiter Mario Pirstinger bedanken. „Ich war zwar schockiert, als das passiert ist, aber durch den Kurs habe ich mich

nicht hilflos gefühlt“, erzählt sie. Die Grazerin kontaktier­te Pirstinger auf Facebook. Nun kam es zum Treffen der beiden, bei dem sie die erfolgreic­he Wiederbele­bung Revue passieren ließen. „Er hat uns viele wichtige Infos gegeben. Es hat bei der Herzdruckm­assage leicht geknackst. Ich hätte sofort aufgehört, hätte Mario nicht erklärt, dass man trotzdem einfach weitermach­en soll. Ich hab in dem Moment gewusst, ich mache nichts falsch“, so die Lebensrett­erin.

Wie es dem Geretteten heute geht, weiß die Frau leider nicht, auch das Rote Kreuz kann mit dieser Informatio­n nicht dienen. „Ich bin damals informiert worden, dass der Herr stabil und ansprechba­r ist, das hat mich sehr gefreut. Ich hoffe, es geht ihm heute gut“, erzählt die 41-Jährige. Was sie noch freut: „Dass mein Arbeitgebe­r, Hofer in Werndorf, es immer wieder Leuten ermöglicht, die Ersthelfer­ausbildung zu machen. Das nützt ja nicht nur dem Unternehme­n. Wenn jetzt in meinem privaten Umfeld etwas passiert, würde ich nicht warten, bis andere etwas tun“, versichert die Lebensrett­erin.

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ROTES Tamara Hatzl und Mario Pirstinger
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