„Ich muss keine Angst mehr haben“
Andreas Prommegger schrieb nach seinem 23. Einzel-Weltcupsieg in Polen Geschichte. Er ist mit 43 Jahren der älteste Sieger.
Anstatt sich den Feinschliff zu holen, hatte Andreas Prommegger mit Knieproblemen zu kämpfen. Lediglich zwei Tage konnte er in Obdach auf Schnee nutzen. Doch das sollte ihn nicht hindern. Denn was sich beim Parallel-RTL in Krynica abgespielt hat, kann kein Drehbuch besser schreiben: „Ich bin nicht der Typ, der sagt, jetzt lass mal die Sau raus, aber das hat es gebraucht.“Die Pistenverhältnisse ließen von Lauf zu Lauf nach, dementsprechend groß war die Erschöpfung. „Roland Fischnaller und ich haben uns im großen Finale am Start fast angelehnt, da wir beide völlig fertig waren. Aber dann wollte ich diesen Sieg unbedingt.“
Der Salzburger spricht von „unglaublichen Emotionen. Das hat mich richtig mitgenommen.“Nach einer mühsamen Quali – er habe sich schlecht gefühlt, war eineinhalb Sekunden hinten – carvte der dreifache Weltmeister zu seinem 23. Einzelerfolg und schrieb Geschichte.
Mit 43 Jahren und
107 Tagen hat er sich zum ältesten Sieger im Snowboard-Weltcup gekürt. „Es macht mich stolz, dass ich noch Rennen gewinnen kann und dann noch ein Rennen, das jedem alles abverlangt hat.“
Stichwort abverlangt. Prommegger ist nicht nur mit den schönen Seiten im Leben vertraut. 2020 erkrankte seine Frau Susi an einer aggressiven Form von Brustkrebs. Ein Augenblick, der alles veränderte. Die Art jener Chemotherapien, denen sie sich unterziehen musste, war eine der härtesten. Die Kinder hatten den körperlichen Verfall ihrer Mutter mitbekommen, doch der Revierinspektor musste trotz dieser nervenaufreibenden Dauerbelastung stark sein.
„Sie ist wieder gesund, wobei
man ja nie weiß, was die Zukunft bringt. Gewisse Dinge, wie die Brustrekonstruktion, müssen noch gemacht werden. Wir haben als Familie die ganze Kraft genutzt, um das durchzustehen. Es sind wieder ganz andere Voraussetzungen. Ich kann auf Reisen gehen, ohne ein schlechtes Gefühl und ohne Angst zu haben, dass mich ein unangenehmer Anruf erwartet.“
Angesprochen auf sein fehlendes Puzzleteil im Lebenslauf, antwortet er schmunzelnd. „Stimmt, ich habe keine Olympiamedaille“, so Prommegger, der nach Peking meinte, dass es sein letzter Olympiaauftritt war. „Das traue ich mich jetzt nicht mehr zu sagen.“
Und wie ging es den weiteren ÖSV-Assen in Polen? Das starke Resultat komplettierte Fabian Obmann als Vierter, der Gesamtweltcupführende Benjamin Karl wurde Siebenter. Bei den Damen landete Daniela Ulbing auf Rang vier. Sabine Schöffmann, mit gebrochener Hand unterwegs, wurde 14. Heute geht ein weiterer Parallel-RTL in Szene.