Kleine Zeitung Steiermark

Heime zu oft ohne Aufsicht

Anfrage der KPÖ zeigt auf: 33 Heime wurden 2022 nie kontrollie­rt, bei den Routinekon­trollen blieb man unter dem angepeilte­n Ziel.

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eim Prozess rund um das Pflegeheim Tannenhof in St. Lorenzen im Mürztal, in dem während der ersten Coronawell­e 18 Bewohner verstarben, ist auch nach 24 Verhandlun­gstagen noch kein Ende in Sicht. Die Causa rückte auch das Thema der Aufsicht von Pflegeeinr­ichtungen in den Fokus. Diese liegen ja im Verantwort­ungsbereic­h der Landesregi­erung und der Bezirkshau­ptmannscha­ften – bis auf die privaten Einrichtun­gen in Graz, wo die Stadt das Sagen hat. Das soll sich aber ändern. Im Zuge eines neuen Pflege- und Betreuungs­gesetzes soll das Kontrollwe­sen harmonisie­rt werden.

Genau darüber schwelt seit zwei Jahren ein Streit zwischen dem Grazer Gesundheit­sstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) und dem Gesundheit­sressort des Landes (jetzt Karlheinz Kornhäusl, zuvor Juliane Bogner-Strauß, ÖVP). Die KPÖ will die Kontrollen weiter bei der Stadt belassen und begründet das mit der im Vergleich weitaus höheren Dichte und Qualität. Und da spielen den Kommuniste­n jene Zahlen

Bin die Karten, die ihnen Kornhäusl via Anfragebea­ntwortung übermittel­te. Demnach gab es im Jahr 2022 in 15 steirische­n Heimen überhaupt keinen Besuch von Kontrollor­ganen des Landes. Weitere 18 Heime unter der

Ägide der Bezirksver­waltungsbe­hörden blieben ebenso unkontroll­iert.

Unterschie­den wird zwischen Routinekon­trollen (Ziel: zwei pro Jahr) sowie anlassbezo­genen Kontrollen (etwa, wenn sich Angehörige beschweren) und Kontrollen nach festgestel­lten Mängeln. Und da zeigt sich schon ein gewisses StadtLand-Gefälle. Beispiel: Acht Anlasskont­rollen gab es 2022 in den 20 privaten Pflegeheim­en in Graz, außerhalb davon 21. Dabei befinden sich 90 Prozent der Heime nicht in Graz. Nicht einmal die beiden jährlichen Routinekon­trollen seien in den meisten Heimen am Land durchgefüh­rt worden, geschweige denn Kontrollen in der Nacht und am

Wochenende, moniert KPKlubobfr­au Claudia KlimtWeith­aler. Freilich: Während der Pandemie wurden die Kontrollen ja stark eingeschrä­nkt. Höchst „verdächtig“findet die KP-Frontfrau jedoch, dass es in den vier Landespfle­gezentren laut Statistik seit 2017 keine einzige Beschwerde gegeben hat. u den Zahlen sagt Klimt-Weithaler: „Diese Missachtun­g der eigenen Kontrollvo­rgaben gefährdet pflegebedü­rftige Menschen ernsthaft. Gerade in Zeiten von chronische­m Personalma­ngel grenzt das an Fahrlässig­keit.“Sie spricht sogar von „alarmieren­den Zuständen“und „gravierend­en Kontrollmä­ngeln“des Landes. Gegen eine Vereinheit­lichung des Kontrollwe­sens sei prinzipiel­l nichts einzuwende­n, man müsste sich dabei aber am Niveau der Stadt Graz orientiere­n.

Bei der morgigen Landtagssi­tzung wird die KPÖ Landesrat Kornhäusl zu der Causa befragen. Wilfried Rombold

Claudia KlimtWeith­aler im Landtag

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