Die Maßnahmen
Die „eine Lösung gibt es nicht“, sagt Andrea
Brem von den Wiener Frauenhäusern. Nötig sei ein gesellschaftlicher Wandel. Politik, Zivilbevölkerung, einzelne Stellen – alle müssten zusammenarbeiten.
Grundsätzlich bewerten die Expertinnen die Gesetze und die Rahmenbedingungen in Österreich als nicht ganz so schlecht. Von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) heißt es, dass sich die sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen in den Bundesländern seit 2020 mehr als verzehnfacht haben und sich die Zahl der Gewaltpräventionsbeamten in der Polizei verdoppelt hat. Der Ausbau von Schutz- und Übergangswohnungen schreite weiter voran, ebenso die österreichweite Einrichtung von Gewaltambulanzen.
Die Hilfsangebote müssten aber noch niederschwelliger und offensichtlicher sein, betont Gewaltforscherin Birgitt Haller. Denn Frauen suchen sich in den wenigsten Fällen vorher Hilfe. Kriminologin Katharina Beclin sieht an einzelnen Stellen Verbesserungsbedarf: „Es braucht mehr finanzielle Unterstützung bei einer einstweiligen Verfügung.“Oft würden sich Frauen dagegen entscheiden, weil dann etwa der Mann nicht mehr die gemeinsame Wohnung mitzahlt. Alle Expertinnen plädieren für mehr Burschenarbeit. Männer müsse man von vornherein davon abhalten, Täter zu werden.
Brem fordert, dass „ein multiprofessionelles Team“nach jedem Tötungsdelikt an einer Frau den Einzelfall analysiert, um Lösungen zu erarbeiten. Zur aktuellen Tragödie, bei der ein junger afghanischer Asylwerber im Verdacht steht, drei Frauen im Bordell getötet zu haben, meint Brem etwa: „Wir müssen uns um junge Männer kümmern, die traumatische Fluchterfahrungen gemacht haben und aus patriarchalen Strukturen kommen.“Sie dürften nicht abgekapselt werden, das sei derzeit oft der Fall.