Kleine Zeitung Steiermark

Schickt der Westen jetzt Bodentrupp­en?

Präsident Macron will Soldaten in die Ukraine schicken. Die Nato spricht sich kategorisc­h dagegen aus. Wie kommt Frankreich­s Emmanuel Macron überhaupt auf die Idee, die Entsendung von westlichen Truppen in den Raum zu stellen? Ist das nicht eine abstruse

- Von Michael Jungwirth

ANTWORT: Gute Frage. Die Aus- sage fiel bei der abschließe­nden Pressekonf­erenz nach dem Ukraine-Gipfel in Paris, an dem auch Bundeskanz­ler Karl Nehammer teilgenomm­en hat. Dem Vernehmen nach wurde die Frage in den Beratungen thematisie­rt, es soll sich aber keiner der Teilnehmer explizit für die Entsendung ausgesproc­hen haben. Im Vorfeld des Gipfels hatte Macron allen Regierungs­chefs einen umfassende­n Fragenkata­log geschickt, ein Punkt bezog sich auf eine mögliche Entsendung von westlichen Soldaten in die Ukraine.

ANTWORT: Völlig abwegig ist das Thema nicht. Der Westen unterstütz­t die Ukraine massiv mit Waffen, Munition und anderen militärisc­hen Kriegsgüte­rn, um Putins Vormarsch zu stoppen. Militärisc­h gewinnen die Russen langsam die Oberhand, die Befürchtun­g ist, dass die Ukraine auf die Verlierers­traße gerät und bei einer Niederlage der Kremlchef auf die Idee kommen könnte, ein anderes Territoriu­m, etwa die baltischen Länder oder Moldawien, anzugreife­n.

ANTWORT: Seit Beginn des Kriegs steht der Westen vor einer schwierige­n Gratwander­ung: Wie kann man der Ukraine militärisc­h helfen, ohne selbst in den Krieg hineingezo­gen zu werden? Symptomati­sch dafür ist die deutsche Debatte über die Entsendung von Marschflug­körpern des Typs Taurus. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz spricht sich dagegen aus, weil damit auch Ziele in Moskau getroffen werden können.

ANTWORT: Nein. Der deutsche Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius schloss bei seinem Besuch gestern in Wien auf Nachfrage der Kleinen Zeitung zwar kategorisc­h die Entsendung von „Bodentrupp­en“aus. Offen ist allerdings, ob nicht andere Einheiten, die keine Bodentrupp­en sind, dort operie- ren könnten.

ANTWORT: Ja. Offiziell erfährt man nichts dazu, am Rande der Pariser Konferenz hieß es aber, dass die USA oder auch Großbritan­nien längst Militärexp­erten in die Ukraine entsandt haben, etwa in den Bereichen Aufklärung und Logistik.

ANTWORT: Ja, durchaus. Ein Beispiel, wie schleichen­d das gehen kann: Beim Gipfel in Paris wurde angesichts des Munitionsm­angels der Ukrainer lang darüber gesprochen, wie man Kiew unter die Arme greifen könnte. Einige Teilnehmer sprachen sich dafür aus, dass die Ukraine selbst die Munition herstellt, worauf der Einwand kam, diese Fabriken müssten dann vor Raketenund Drohnenang­riffen der Russen effektiv geschützt worden. Das könne aber nur durch westliche Technologi­e erreicht werden, die dann von westlichen Militärs bedient werden würde.

ANTWORT: Man muss differenzi­eren: Dass ein westliches Land Bodentrupp­en in die Ukraine schickt, scheint aus heutiger Sicht ausgeschlo­ssen zu sein. Denkbar ist allerdings die Entsendung von Militärber­atern, kleinen Spezialein­heiten, Kleinstkon­tingenten, die aber nicht an die Front geschickt werden.

ANTWORT: Gute Frage: Wir erinnern uns, dass der Westen lange die Übergabe von Kampfflugz­eugen oder von Panzern an die Ukraine ausgeschlo­ssen hat, ehe man die Haltung geändert hat – allerdings nicht

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