Schickt der Westen jetzt Bodentruppen?
Präsident Macron will Soldaten in die Ukraine schicken. Die Nato spricht sich kategorisch dagegen aus. Wie kommt Frankreichs Emmanuel Macron überhaupt auf die Idee, die Entsendung von westlichen Truppen in den Raum zu stellen? Ist das nicht eine abstruse
ANTWORT: Gute Frage. Die Aus- sage fiel bei der abschließenden Pressekonferenz nach dem Ukraine-Gipfel in Paris, an dem auch Bundeskanzler Karl Nehammer teilgenommen hat. Dem Vernehmen nach wurde die Frage in den Beratungen thematisiert, es soll sich aber keiner der Teilnehmer explizit für die Entsendung ausgesprochen haben. Im Vorfeld des Gipfels hatte Macron allen Regierungschefs einen umfassenden Fragenkatalog geschickt, ein Punkt bezog sich auf eine mögliche Entsendung von westlichen Soldaten in die Ukraine.
ANTWORT: Völlig abwegig ist das Thema nicht. Der Westen unterstützt die Ukraine massiv mit Waffen, Munition und anderen militärischen Kriegsgütern, um Putins Vormarsch zu stoppen. Militärisch gewinnen die Russen langsam die Oberhand, die Befürchtung ist, dass die Ukraine auf die Verliererstraße gerät und bei einer Niederlage der Kremlchef auf die Idee kommen könnte, ein anderes Territorium, etwa die baltischen Länder oder Moldawien, anzugreifen.
ANTWORT: Seit Beginn des Kriegs steht der Westen vor einer schwierigen Gratwanderung: Wie kann man der Ukraine militärisch helfen, ohne selbst in den Krieg hineingezogen zu werden? Symptomatisch dafür ist die deutsche Debatte über die Entsendung von Marschflugkörpern des Typs Taurus. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz spricht sich dagegen aus, weil damit auch Ziele in Moskau getroffen werden können.
ANTWORT: Nein. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius schloss bei seinem Besuch gestern in Wien auf Nachfrage der Kleinen Zeitung zwar kategorisch die Entsendung von „Bodentruppen“aus. Offen ist allerdings, ob nicht andere Einheiten, die keine Bodentruppen sind, dort operie- ren könnten.
ANTWORT: Ja. Offiziell erfährt man nichts dazu, am Rande der Pariser Konferenz hieß es aber, dass die USA oder auch Großbritannien längst Militärexperten in die Ukraine entsandt haben, etwa in den Bereichen Aufklärung und Logistik.
ANTWORT: Ja, durchaus. Ein Beispiel, wie schleichend das gehen kann: Beim Gipfel in Paris wurde angesichts des Munitionsmangels der Ukrainer lang darüber gesprochen, wie man Kiew unter die Arme greifen könnte. Einige Teilnehmer sprachen sich dafür aus, dass die Ukraine selbst die Munition herstellt, worauf der Einwand kam, diese Fabriken müssten dann vor Raketenund Drohnenangriffen der Russen effektiv geschützt worden. Das könne aber nur durch westliche Technologie erreicht werden, die dann von westlichen Militärs bedient werden würde.
ANTWORT: Man muss differenzieren: Dass ein westliches Land Bodentruppen in die Ukraine schickt, scheint aus heutiger Sicht ausgeschlossen zu sein. Denkbar ist allerdings die Entsendung von Militärberatern, kleinen Spezialeinheiten, Kleinstkontingenten, die aber nicht an die Front geschickt werden.
ANTWORT: Gute Frage: Wir erinnern uns, dass der Westen lange die Übergabe von Kampfflugzeugen oder von Panzern an die Ukraine ausgeschlossen hat, ehe man die Haltung geändert hat – allerdings nicht