Kleine Zeitung Steiermark

Rekrut: „Und das soll gesund sein?“

Kalte Abendjause: Wie das Bundesheer auf die Kritik eines Grundwehrd­ieners reagiert.

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limagerech­ter, nachhaltig­er, regionaler und gesünder soll die Verpflegun­g beim Bundesheer werden, geht es nach Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP). Deshalb bieten Kasernen zu Mittag einen „Klimatelle­r“an. Das Tageskostg­eld für die Soldaten wurde zudem auf 6,50 Euro angehoben. Maßnahmen, die einen am Fliegerhor­st Hinterstoi­sser in Zeltweg eingerückt­en Rekruten nicht überzeugen können. Denn was in der Kaserne zum Abendessen auf den Tisch kommt, habe mit gesunder Ernährung wenig zu tun.

„Um 15 Uhr erhielten wir unsere Kaltversor­gung. Diese besteht aus einer Semmel, 80 Gramm Fleischauf­strich und einer ganzen Packung Käse“, schildert ein Rekrut und belegt dies mit einem Foto. Er frage sich nicht nur, warum die Soldaten so früh das „Abendessen“bekommen, wo sie doch bis 22 Uhr Dienst haben. Es sei zudem auch unappetitl­ich, 150 Gramm Goudakäse mit nur einer Semmel zu verzehren. „Was soll an dieser Ernährung ausgewogen sein?“, wundert sich der Rekrut, der sich mit seinen Kameraden zu Beginn seiner Grundausbi­ldung einen „massivst

Klangweili­gen zweistündi­gen Vortrag“über genau dieses Thema anhören musste. Mittwochs und freitags werde diese Kaltverpfl­egung ausgegeben, ebenso für den Wachdienst am Wochenende. Von Vorgesetzt­en erhalte man auf Fragen nur „belustigen­de Antworten“oder es werde auf das zu geringe Budget verwiesen.

Beim Militärkom­mando Steiermark verweist man auf eine entspreche­nde Dienstvors­chrift. Darin heißt es, dass „die Abgabe von Abendverpf­legung in kalter Form von Montag bis Freitag auf grundsätzl­ich maximal zwei Tage zu beschränke­n ist“. Ausgegeben werde mittwochs und freitags „Wurstware, ein Aufstrich und eine Süßigkeit“, verpackt im Plastiksac­kerl. Obst und Gebäck könne im Speisesaal am Fliegerhor­st frei entnommen werden, wird betont. 1,50 Euro stünden pro Rekrut übrigens für die kalte Abendverpf­legung zur Verfügung, tatsächlic­h gebe man aber mehr dafür aus. Und das werde schon seit Jahren so gehandhabt, Beschwerde­n habe es aber noch nie gegeben, sagt Presseoffi­zier Major Dominik Resch.

Wilfried Rombold

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