Die Kalender-Geheimnisse werden an der Uni Graz verwaltet
Astronomie-Professor Arnold Hanslmeier sorgt wie seine Vorgänger dafür, dass auch im Schaltjahr die Kalender korrekt aussehen.
orgen gibt es einen ungewöhnlichen Tag: den 29. Februar. Aber schon als Kind lernt man: Alle vier Jahre gibt es ein Schaltjahr, der Februar – ohnehin eine Ausnahmeerscheinung mit seinen nur 28 Tagen – wird um einen Tag länger. Und zwar immer dann, wenn die Jahreszahl – heuer 2024 – durch 4 teilbar ist. Warum das so ist und dass es auch Ausnahmen gibt, wissen weniger Menschen. Und kaum bekannt ist, dass der Kalender in Österreich quasi von Graz aus gesteuert wird. Traditionell ist ein Grazer Astronomieprofessor zuständig; seit vielen Jahren macht dies nun Arnold Hanslmeier in Nachfolge von Hermann Haupt, davor war es Oskar Mathias. „Ich bin für den Musterkalender zuständig, der dann für alle anderen Kalender in Österreich Vorlage ist“, erzählt Hanslmeier.
MFreilich ist das Thema Schaltjahr relativ einfach. In dem Musterkalender werden auch Mond- und Sonnenfinsternisse und andere Himmelsereignisse veröffentlicht („heuer ist da eher weniger los“), aus der Önorm kommen die gesetzlichen Feiertage, und die Osterberechnung fußt auf Formeln, die der große Mathematiker Carl Friedrich Gauß erstellt hat. Wichtig für die Musterkalender sind die Heiligennamen (katholische Kirche) bzw. der Namenskalender (evangelische Kirche). Kalenderrechnungen gibt es aber schon seit ewigen Zeiten, und sie sind immer mit der Astronomie verknüpft. Das Problem: Wie synchronisiert man die Bewegung der Himmelskörper Sonne und Mond mit dem 24-Stunden-Tag?
Erst Julius Caesar stellte den Kalender auf eine halbwegs korrekte Basis. Ein großer Fortschritt war die Einführung des gregorianischen Kalenders 1582. Dieser Kalender benötigt erst nach 8000 Jahren eine Korrektur und hat sich weltweit durchgesetzt. Andere Kalender dienen heute eher religiösen Zwecken. Zu umständlich sind etwa die Monats- und Schaltregeln im hebräischen (der 29. Februar ist heuer der 20. Adar 5784; Adar ist der sechste Monat) oder islamischen (19. Scha‘ban 1445; Scha’ban ist der 8. Monat) Kalender.
Arnold Hanslmeier, der viele populärwissenschaftliche Bücher zu astronomischen Themen verfasst hat, wartet noch mit einem Hinweis auf, an den viele nicht denken: „Ein Jahr 0 gibt es im Kalender nicht. Dem Jahr 1 vor Christus folgt unmittelbar das Jahr 1 nach Christus.“
Norbert Swoboda