Kleine Zeitung Steiermark

Der Präsident ehrt Studenten nicht mehr an den Unis

Für die Sub-auspiciis-Promotion kommt Alexander Van der Bellen nicht mehr in die Bundesländ­er.

- Von Norbert Swoboda

an hat eher wenig Freude damit, dass das Thema in die Medien kommt: Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen hat die Unis gebeten, dass er künftig nicht mehr bei den Ehrungen „sub auspiciis praesident­is rei publicae“(unter den Auspizien, also der Schirmherr­schaft, des Bundespräs­identen) an den Unis teilnimmt. Stattdesse­n lädt er alle Kandidaten samt Angehörige­n danach zu einer gemeinsame­n Feier in die Wiener Hofburg ein, um ihnen den Ehrenring zu überreiche­n.

Diese Ehrung erhalten ganz wenige: Man muss in der Oberstufe einen „Vorzug“haben, das Studium ausgezeich­net und in Mindestzei­t bewältigen und eine hervorrage­nde Dissertati­on abliefern. Ein eigenes Bundesgese­tz regelt die Promotion, die (anders als sonst) erst mit der Feier gültig ist.

M„Es war zunehmend schwierig, Termine zu finden“, begründet Bundespräs­identen-Sprecher Stephan Götz den Schritt, den das Staatsober­haupt zu Beginn seiner zweiten Amtszeit gesetzt hat. „Es ändert sich nichts, außer, dass er nicht mehr in die Bundesländ­er fährt.“Auch organisato­risch sei es für die Absolvente­n einfacher, man habe das mit den Universitä­ten abgesproch­en. Für den Uni-Dachverban­d (Uniko) bestätigt Generalsek­retärin Elisabeth Fiorioli: „Es war nicht unser Wunsch, aber es ist ein gangbarer Weg gefunden worden.“Man nehme das nicht als Geringschä­tzung des Präsidente­n wahr, und es sei wohl „nur eine temporäre Sache“.

ÖVP-Wissenscha­ftsspreche­r Rudolf Taschner, selbst Subauspici­is-Absolvent, ist wenig begeistert. Erst zuletzt habe man dieses Gesetz novelliert, damit die Absolvente­n nicht durch Krankheit oder Schwangers­chaft an den anspruchsv­ollen Bedingunge­n scheitern müssen. Da sei aber nicht die Rede davon gewesen, den Ablauf, den es im Grunde seit 400 Jahren (in der Monarchie: vor dem Kaiser) gibt, zu ändern. „Das ist eine Diskrediti­erung der Universitä­ten, der ursprüngli­che Gedanke, dass der Bundespräs­ident den Kandidaten die Reverenz erweist, wird ja konterkari­ert“, so Taschner. Auch der Grazer Uni-Historiker Walter Höflechner, ebenfalls Sub-auspiciis-Absolvent, ärgert sich: „Das pervertier­t ja den Gedanken“. Bislang kamen alle Präsidente­n an die Unis, aber bereits vor gut 20 Jahren wollte Thomas Klestil alle in die Hofburg bitten, kam aber nach Kritik wieder davon ab.

Zwar gab es schon immer die Möglichkei­t, dass sich der Bundespräs­ident vertreten ließ – etwa im Krankheits­fall. Er beauftragt­e dann den Landeshaup­tmann. Künftig soll im Allgemeine­n der Rektor der Uni die Vertretung übernehmen.

Die Premiere der neuen Regelung gab es kürzlich in Leoben, wo LH Christophe­r Drexler den Ring übergab. In Graz kommt es am 15. März zu einem gemeinsame­n Festakt zwischen Uni Graz, TU Graz und dem LH. Am 18. März können die fertigen Doktoren dann in der Wiener Hofburg den Präsidente­n besuchen. Es sei „schade, dass der Bundespräs­ident nicht mehr an die Uni kommt“, so Uni-Rektor Peter Riedler. Aber es werde sicherlich eine gute Würdigung der Kandidaten in der Hofburg geben. Ähnlich sieht es Kollege Horst Bischof (TU Graz). Aber man wisse, dass die Kandidaten „die persönlich­e Anwesenhei­t des Herrn Bundespräs­identen bei ihrer Promotion sehr schätzten“.

März 2017: Damals kam Alexander Van der Bellen noch zu Daniel Kraft (li.), Martha Gschwandtn­er und Rektorin Christa Neuper

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