Den Mut nicht sinken lassen
Das 20. Elevate Festival beginnt heute in Graz. Ein Rückblick auf die Geschichte eines Festival-Solitärs.
s war kein leichter Start. Obwohl man schon bei der ersten Ausgabe Kapazunder wie den Wikipedia-Gründer Jimmy Wales und die ElektroHeroen Autechre im Programm hatte, zahlte man Lehrgeld: „Erst zu später Stunde kochte der Schloßberg“, titelte die Kleine Zeitung im September 2005 einen Bericht über die erste Ausgabe des neuen Grazer Festivals, das angetreten war, um den Schloßberg als „europaweit einzigartigen“Veranstaltungsort zu nutzen.
Die Kasemattenbühne war noch anders ausgerichtet als heute, der Dom im Berg brandneu und die Uhrturmkasematte erst frisch eröffnet. Angesichts der 250 Besucher war bei Attwenger und Waxolutionists nicht so richtig Stimmung aufgekommen, Dälek kämpften mit Soundproblemen und Autechre sagten kurzfristig ab. Dann kam es am Rande der Veranstaltung auch noch zu einem schweren Unfall beim Uhrturm, eine Frau war abgestürzt und
Eschwebte in Lebensgefahr.
In der Grazer Szene wurde danach gemunkelt, dass es das wohl war, mit dem Elevate. Doch die Gründer Daniel Erlacher (der mittlerweile ausgestiegen ist), Roland Oreški und Bernhard Steirer hielten gegen alle Unkenrufe an ihrer Vision fest. Eine erstaunliche Hartnäckigkeit, der zu verdanken ist, dass sich das Elevate nach und nach als Festival für avancierte zeitgenössische Kultur und Diskurs in Graz verankern konnte. Und die Steiermark zum „Ort des interkulturellen Gedankenaustausches,
des politischen Denkens und des gemeinsamen Entdeckens neuer zeitgenössischer Kunst“machen sollte.
bei Absichtserklärungen, soviel kann man zur 20. Ausgabe, die heute in Graz beginnt, konstatieren. Musikalisch war man stetig am Puls der Zeit oder sogar diesem voraus – Autechre, Justice, Soap&Skin, Modeselektor, DJ Spooky, Oneothrix Point Never, Photek, Nite Jewel, Jimi Tenor, Caterina Barbieri, Peaches, Brian Eno. Man bewegte sich weg vom Schloßberg,
Es blieb nicht
sich 2018 via Zoom zu.
Das Festival steht heute stärker da als je zuvor. Auch weil man sich treu blieb, nicht über sich hinauswuchs. Als Besucher würde man sich manchmal noch ein zweites Wochenende wünschen (wie beim Donaufestival in Krems üblich), aber man beschränkt sich klug auf fünf Tage und veranstaltet übers Jahr einige größere Konzerte. Heuer etwa noch Goodspeed You! Black Emperor und Kim Gordon.
weder Donaufestival noch steirischer herbst, es ist inkommensurabel. Das Konzept, das die Avantgarde der elektronischen Musik, Kunst, Diskurs und Aktivismus miteinander vereint, sticht nach wie vor in der Festivallandschaft heraus, die Besucher kommen aus ganz Europa und darüber hinaus angereist. Es ist ein Festival, wo es immer auch darum gegangen ist, den Mut nicht sinken zu lassen, sondern die Zukunft als Gestaltungsraum zu begreifen. Elevate heißt unter anderem auch, etwas zu erheben. Das Elevate hat das Tausende Male geschafft.