Vorwürfe gegen Pölsler und Manker
Zita Zengerling und Kira Gantner decken #MeToo-Fälle auf – auch in Österreich.
rei Jahre Recherche: Die Investigativ-Journalistinnen Zita Zengerling und Kira Gantner haben sich gefragt, warum gerade die Branchen Film und Theater so prädestiniert sind für sexualisierte Gewalt. Für ihre präzise NDR-Doku „Gegen das Schweigen“– in der
ARD Mediathek – sprachen sie mit mehr als 200 Betroffenen. Ein großer Teil der 60 Minuten thematisiert österreichische Übergriffe.
Immer wieder sei ein Name gefallen: Julian Pölsler. Ein vielfach ausgezeichneter Regisseur („Die Wand“, „Polt“-Krimis, „Altausseer-Krimis“). Schauspielerin Stefanie Speiser erinnerte sich an nicht „eingehaltene Abstände und Berührungen“. Also an klare Grenzüberschreitungen, als Pölsler Dozent war und sie eine junge Schauspielerin. Presse-Expertin Valerie Besl erinnert sich an eine Arbeitssituation: „Spät nach dem Dreh kam er in die Villa; nur im Bademantel. Er setzte sich zu mir aufs Sofa, legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich wollte mich elegant aus der Affäre ziehen und bin auf mein Zimmer gegangen. Ich dachte mir: Blöd gelaufen, lassen wir es gut sein.“Bis Pölsler begonnen habe, sie beruflich zu diskreditieren.
Solche und ähnliche Aussagen liegen der NDR-Redaktion
Dzuhauf vor. Auch Casting-Situationen, bei denen sich junge Miminnen vor dem Filmemacher ausziehen mussten. Eine andere Szene habe man auf Video, könne sie aber aus juristischen Gründen nicht zeigen: Es wurde eine Szene eines Übergriffs durchgenommen. Pölsler fasste einer Protagonistin mehrfach unter den Rock; angeblich zur Verdeutlichung für die Täter-Rolle. Als sie sich wehrte, sagte er ihr, das sei nicht ihre Rolle. Sie solle es „geschehen lassen“. Aber: Er führte die Gewaltszene mit jeder weiteren Darstellerin aufs Neue vor. „Warum muss er noch eine junge Schauspielerin nehmen, um ihr Gesicht in den Schritt zu drücken?“
Einen weiteren großen Teil der Doku nimmt der Wiener Regisseur Paulus Manker ein. Er wird zitiert mit Aussagen wie: „Beweg dich, du Fotze!“Oder: „Er kommt auf mich zu vor allen Leuten, holt mit der Faust aus und – volle Kanne aufs Ohr“, berichtet Nikolaus Firmkranz, der u. a. 2006 bei „Alma“mitwirkte.
Entlarvt wird jedoch auch das System der Mittäterinnen und Mittäter hinter prominenten Namen. „Es gibt rund um den Täter ein System, das die Taten begünstigend mitträgt“, sagt Verena Altenberger.