Pannenjet soll als Museum „abheben“
Um den ausgemusterten, zuletzt unzuverlässigen deutschen Regierungs-Airbus läuft ein Bieterrennen. Ein Unternehmer will Merkels fliegendes Büro als Museum haben.
Die ‚Konrad Adenauer‘ hat erst 8367 Flüge hinter sich und ist durchgehend gut gewartet worden“, schwärmt der Berliner Immobilienentwickler Alexander Skora im Interview. Er nennt aber auch den Grund für die Ausmusterung des letzten Airbus A340 der deutschen Regierungsflotte: „Es gab in letzter Zeit häufiger Pannen – mit wichtigen Regierungsmitgliedern an Bord.“
Ihre liebe Not mit dem Flugzeug hatte etwa Annalena Baerbock: Nach wiederholten Pannen musste die Außenministerin im Augst 2023 einen längeren Zwischenstopp in Abu Dhabi einlegen und Visiten in der Pazifikregion ganz absagen. Grund waren defekte Landeklappen und massive Sicherheitsbedenken. Die Außenwirkung eines funktionsuntüchtigen Regierungsjets war verheerend.
Die „Konrad Adenauer“wurde von der Luftwaffe außer Dienst gestellt – und ist nun zu haben. Skora rechnet sich Chancen aus: „Dieser Airbus A340 hat nicht nur für Deutschland, sondern auch für mich persönlich eine politische Bedeutung. Es wäre schade, wenn ein solch historisches Flugzeug nur in Teilen weiterexistieren würde.“
Skoras Pläne, sollte das Bieten erfolgreich sein: Der A340 soll in Berlin Tempelhof als Museum ausgestellt und der Öffentlichkeit am Boden zugänglich gemacht werden: Abheben soll nur der Ticketverkauf, wobei Skora betont, dass vor allem das als „Merkels Wohnzimmer“bekannte Interieur Besucher anziehen dürfte. Nicht nur die ExKanzlerin und Baerbock, auch
Merkel-Nachfolger Olaf Scholz und mehrere Präsidenten nutzten den Airbus seit 2011.
Neben Skora hat auch die Lufthansa wegen Ersatzteilen Interesse an der „Konrad Adenauer“, die Rede ist von knapp fünf Millionen Euro als Anbot. Sollte dem so sein, will Skora 500.000 Euro drauflegen. Eine afrikanische Regierung soll 3,5, ein maltesischer Charter-Operator 2,8 Millionen Euro bieten. Viel Geld für ein Flugzeug, das am Flughafen Köln-Wahn „grounded“ist, also am Boden steht. Skora sieht das anders:
„Der Airbus ist viel mehr wert. Man könnte ihn wirklich fliegen. Es gibt aber Auflagen, man darf ihn z. B. nicht weiterverkaufen – was ich nicht will.“Zuständig für das Flugzeug mit der Kennung „16+01“ist das Verwertungsunternehmen des Bundes (Vebeg). Die Ausschreibung wurde inzwischen beendet.
Was dürfen sich Besucher vom Inneren der einst über 21 Monate zum Regierungsjet umgebauten Langstreckenmaschine erwarten? Neben der Aura von Zeitgeschichte soll das Kabinendesign „zeitlos elegant und repräsentativ“anmuten. Die NonstopReichweite von Merkels fliegender Amtsstube lag bei 13.500 Kilometern. 143 Passagiere fanden theoretisch Platz, alternativ ließ sich der Airbus zur fliegenden Intensivstation umbauen. 2013 wurde in den USA ein laserbasiertes Abwehrsystem gegen Raketen nachgerüstet.
Würde Skora, der selbst den Pilotenschein hat und sich „mit ernstem Augenzwinkern“als „künftiger Bundeskanzler“sieht, einmal persönlich mit der „Konrad Adenauer“abheben wollen? „Ich fliege Economy!“