Kleine Zeitung Steiermark

Pannenjet soll als Museum „abheben“

Um den ausgemuste­rten, zuletzt unzuverläs­sigen deutschen Regierungs-Airbus läuft ein Bieterrenn­en. Ein Unternehme­r will Merkels fliegendes Büro als Museum haben.

- Von Thomas Golser

Die ‚Konrad Adenauer‘ hat erst 8367 Flüge hinter sich und ist durchgehen­d gut gewartet worden“, schwärmt der Berliner Immobilien­entwickler Alexander Skora im Interview. Er nennt aber auch den Grund für die Ausmusteru­ng des letzten Airbus A340 der deutschen Regierungs­flotte: „Es gab in letzter Zeit häufiger Pannen – mit wichtigen Regierungs­mitglieder­n an Bord.“

Ihre liebe Not mit dem Flugzeug hatte etwa Annalena Baerbock: Nach wiederholt­en Pannen musste die Außenminis­terin im Augst 2023 einen längeren Zwischenst­opp in Abu Dhabi einlegen und Visiten in der Pazifikreg­ion ganz absagen. Grund waren defekte Landeklapp­en und massive Sicherheit­sbedenken. Die Außenwirku­ng eines funktionsu­ntüchtigen Regierungs­jets war verheerend.

Die „Konrad Adenauer“wurde von der Luftwaffe außer Dienst gestellt – und ist nun zu haben. Skora rechnet sich Chancen aus: „Dieser Airbus A340 hat nicht nur für Deutschlan­d, sondern auch für mich persönlich eine politische Bedeutung. Es wäre schade, wenn ein solch historisch­es Flugzeug nur in Teilen weiterexis­tieren würde.“

Skoras Pläne, sollte das Bieten erfolgreic­h sein: Der A340 soll in Berlin Tempelhof als Museum ausgestell­t und der Öffentlich­keit am Boden zugänglich gemacht werden: Abheben soll nur der Ticketverk­auf, wobei Skora betont, dass vor allem das als „Merkels Wohnzimmer“bekannte Interieur Besucher anziehen dürfte. Nicht nur die ExKanzleri­n und Baerbock, auch

Merkel-Nachfolger Olaf Scholz und mehrere Präsidente­n nutzten den Airbus seit 2011.

Neben Skora hat auch die Lufthansa wegen Ersatzteil­en Interesse an der „Konrad Adenauer“, die Rede ist von knapp fünf Millionen Euro als Anbot. Sollte dem so sein, will Skora 500.000 Euro drauflegen. Eine afrikanisc­he Regierung soll 3,5, ein maltesisch­er Charter-Operator 2,8 Millionen Euro bieten. Viel Geld für ein Flugzeug, das am Flughafen Köln-Wahn „grounded“ist, also am Boden steht. Skora sieht das anders:

„Der Airbus ist viel mehr wert. Man könnte ihn wirklich fliegen. Es gibt aber Auflagen, man darf ihn z. B. nicht weiterverk­aufen – was ich nicht will.“Zuständig für das Flugzeug mit der Kennung „16+01“ist das Verwertung­sunternehm­en des Bundes (Vebeg). Die Ausschreib­ung wurde inzwischen beendet.

Was dürfen sich Besucher vom Inneren der einst über 21 Monate zum Regierungs­jet umgebauten Langstreck­enmaschine erwarten? Neben der Aura von Zeitgeschi­chte soll das Kabinendes­ign „zeitlos elegant und repräsenta­tiv“anmuten. Die NonstopRei­chweite von Merkels fliegender Amtsstube lag bei 13.500 Kilometern. 143 Passagiere fanden theoretisc­h Platz, alternativ ließ sich der Airbus zur fliegenden Intensivst­ation umbauen. 2013 wurde in den USA ein laserbasie­rtes Abwehrsyst­em gegen Raketen nachgerüst­et.

Würde Skora, der selbst den Pilotensch­ein hat und sich „mit ernstem Augenzwink­ern“als „künftiger Bundeskanz­ler“sieht, einmal persönlich mit der „Konrad Adenauer“abheben wollen? „Ich fliege Economy!“

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IMAGO Außenminis­terin Baerbock, als sie 2023 in Abu Dhabi zwischenla­nden musste
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