Kleine Zeitung Steiermark

„Betreutes Wohnen“muss ausziehen

Weil Gemeinde Platz braucht, müssen ältere Menschen in Neubau umziehen.

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Von „Zwangsüber­siedlung“spricht eine Grazerin, wenn sie beschreibt, was ihrer 84jährigen Großmutter bevorsteht. Die Frau lebt in einer Wohnung in Feldkirche­n bei Graz, die im selben Haus zu finden ist wie das Ärztezentr­um. Die Caritas bietet dort seit einigen Jahren betreutes Wohnen für Senioren an. „Erst im Dezember wurde bekannt gegeben, dass die Bewohnerin­nen, die unbefriste­te Mietverträ­ge haben, in ein neues Haus in der Nähe des Flughafens umziehen müssen“, bemängelt die Grazerin. „Meine Großmutter und einige der anderen Bewohnerin­nen wollen nicht umziehen, was in ihrem Alter nur verständli­ch ist.“

Was den aktuellen Standort für die sieben Frauen, die dort leben, attraktiv macht: Marktplatz und Apotheke sind gleich in der Nachbarsch­aft zu finden, Ärzte sogar im Haus. Der Neubau, in dem zukünftig elf betreute Wohneinhei­ten angeboten werden, liegt im Ortsteil Abtissendo­rf, weitab vom Ortszentru­m.

„Ich verstehe die Sorgen, einen alten

Baum verpflanzt man nicht so leicht“, sagt Feldkirche­ns Bürgermeis­ter Erich Gosch (ÖVP). Was er bestätigt: Im Ärztezentr­um sollen zukünftig die Polizeidie­nststelle und weitere Ärzte Platz finden – so wie das beim Bau des Hauses 2008 ursprüngli­ch geplant war. Seiner Meinung nach spricht für den Umzug: Im Neubau entstehen günstigere Wohnungen und Räume, die sich besser für betreutes Wohnen eignen. Ein Standpunkt, den die Caritas teilt.

Geplant ist der Umzug für Juli. „Ich bin sicher, in einem Jahr werden alle zufrieden sein“, so Gosch. Die betroffene Grazerin bleibt skeptisch. Andrea

Rieger

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THOMAS WIESER/ KLZ Erich Gosch

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