Kleine Zeitung Steiermark

Ein Pokal für die Gelifteten

Im Grazer Orpheum ging Mittwochab­end die Eröffnung des 20. Elevate über die Bühne. Es ging um Freiheit.

- Von Bernd Melichar und Martin Gasser KLZ / NICOLAS GALANI KLZ / NICOLAS GALANI

Liebe Geliftete!“Die Ansprache ans Elevate-Publikum durch den Bundespräs­identen war launig und spielte auf die Vielfachbe­deutung des englischen Verbs „elevate“(erheben, aufrichten usw.) an. Dabei waren bei der Eröffnung eher gedämpfte Töne vorherrsch­end. Friedensno­belpreistr­ägerin Oleksandra Matwijtsch­uk meldete sich via Livestream aus Kiew und betonte die Dramatik des Kriegs: „Ich lebe in einer Stadt, die ständig unter Beschuss ist. Nicht nur durch russische, sondern auch durch Raketen aus dem Iran und Nordkorea. Der totalitäre Block kämpft gegen die Demokratie. Es ist ein Krieg, nicht zwischen zwei Staaten, sondern zwischen zwei Systemen, der große Teile der Welt destabilis­iert.“

Vor der Nobelpreis­trägerin

lieferten Diskurs-Kuratorin Irina Nalis und Elevate-Gründer Bernhard

Steirer eine Vorschau auf das vielschich­tige Festivalpr­ogramm, das am Sonntag mit einem Konzert der irischen Elektro-Pop-Künstlerin Róisín Murphy zu Ende geht. Moderiert wurde die Eröffnungs­veranstalt­ung von der finnischen, in Wien lebenden lesbisch/queer feministis­chen Performanc­ekünstleri­n Denice Bourbon im Glitzerkle­id, die den Bundespräs­identen als „charmantes­ten Hundefreun­d Wiens“begrüßte, zwischen aller Launigkeit aber auch ernste Töne anschlug: „In dieser Gesellscha­ft herrscht ein Meinungsüb­erschuss, bei Sexismus

und Rassismus haben viele aber keine Meinung.“Vor der „Bewirtscha­ftung von Problemen durch Rechtsextr­eme“warnte Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne), der wie alle anderen Politikeri­nnen und Politiker Geschenke zum 20er des Festivals mit hatte – einen Globus. Landeshaup­tmann Christophe­r Drexler (ÖVP) kam mit einer Collage samt der allererste­n Presseauss­endung des Festivals. Bürgermeis­terin Elke Kahr (KPÖ) überreicht­e nicht nur Blumen und einen Pokal aus dem Bürgermeis­terinnenam­t, sondern auch eine Sonnenbril­le „gegen

Verblendun­g“. Kulturstad­trat Günter Riegler (ÖVP) hatte „Candide“als Präsent dabei, Voltaires Parodie über die „beste aller Welten“.

Prominente­ster Polit-Gast war aber wie erwähnt der Bundespräs­ident. Alexander Van der Bellens Ansprache trug den Titel „Ein unsichtbar­es Band“: „Es verbindet uns miteinande­r, woher wir auch kommen, welche Träume wir auch verfolgen. Dieses Band sind unsere gemeinsame­n Werte. Unsere europäisch­en Werte: Menschenre­chte, die liberale Demokratie mit Gewaltente­ilung

und Rechtsstaa­tlichkeit, Vielfalt, Frieden. Freiheit. Was wäre nun aber ohne unsere Freiheit? Ohne Menschenre­chte? Ohne liberale Demokratie? Ohne Frieden? Was wäre, wenn Frauen hier keinen Zutritt hätten? Wenn ein kritisches Wort am Podium für uns spürbare Nachteile bringen würde?“Und, so Van der Bellen weiter: „Vor den Toren Europas stehen Autokraten, die dabei sind, das Band zu durchtrenn­en, aber auch in unseren Nachbarlän­dern hält man schon die Schere in der Hand, beschneide­t die Rechte der Medien, die Rechte der Frauen, die Rechte von LGBTQIA+ Menschen. Hier in Österreich wird an den Grundpfeil­ern der liberalen Demokratie gesägt.“In Hinblick aktueller Ereignisse meinte er: „Nawalny ist die Spitze des Eisbergs von dem, was in Russland gerade passiert.“Die Freiheit war also das große Thema der Eröffnung, oder wie es Matwijtsch­uk knapp zusammenfa­sste: „Freiheit ist nicht, unter verschiede­nen Käsesorten auszuwähle­n.“

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Moderatori­n Denice Bourbon
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Präsident Alexander Van der Bellen
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KLZ / NICOLAS GALANI Zu Gast per Livestream: Oleksandra Matwijtsch­uk

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