Kleine Zeitung Steiermark

Wie zu Kaisers Zeiten

Ilse und Rudi Pötscher machen sich um die verloren geglaubte Rebsorte „Österreich Weiß“verdient.

- Von Helena Pichler

Die Weinsorte „Österreich Weiß“ist zu Zeiten der K.u.-K.-Monarchie bekannt und beliebt gewesen. In den 1920erJahr­en fiel die Sorte jedoch der Reblaus zum Opfer und verschwand fast vollständi­g. Erst in den 1980er-Jahren tauchte die Sorte durch Zufall auf dem Weingut Gerdenits im burgenländ­ischen Hornstein wieder auf. Seinen Ursprung hat der edle Tropfen allerdings im steirische­n Hitzendorf. Um den historisch­en Weißwein wieder in die Heimat zu bringen, hat es sich das Ehepaar Ilse und Rudi Pötscher zur Aufgabe gemacht, den Wein des gesamten Ertrages aus dem Burgenland aufzukaufe­n. Dieser „Österreich Weiß“ist im Gasthaus Kirchenwir­t von Hit- zendorf erhältlich.

„Die Familie Gerdenits leis- tet wirklich großartige Ar- beit“, schwärmt Ilse Pötscher. Nicht umsonst gehört der „Ös- terreich Weiß“zu den Gewin- nern des internatio­nalen „Fair Wine Awards 2023“und wurde mit 90 von 100 Punkten aus- gezeichnet. Prämiert werden dabei Weine, die in besonderer Weise an die Umweltbedi­n- gungen angepasst sind. Und die eine umweltscho­nende und kulturell wertvolle Wein- produktion ermögliche­n.

Die Pötschers haben sich verpflicht­et, die gesamte Ern- te zu übernehmen. Sie starte- ten ihr Projekt 2014 und doku- mentierten den gesamten Pro- zess. „Das ging wirklich nur zu zweit. Meistens habe ich die Ideen, aber für die Umsetzung

braucht es meinen Mann“, sagt die Wirtin lachend. Ein Kurz- film ist inzwischen Teil der Präsentati­onen, und Führun- gen, die Ilse zur Aufklärung über die besondere Rebe macht. Auch ein acht Kilome

ter langer Wanderweg wurde angelegt, der einmal durch Österreich – einen Ortsteil der Gemeinde – führt. Der Ortsteil verdankt der gleichnami­gen Rebsorte seinen Namen, wie Nachforsch­ungen der Pötschers ergaben. N icht nur die Rebsorte „Österreich Weiß“, sondern auch der Betrieb des Ehepaares kann mit einer spannenden Geschichte aufwarten: Der Kirchenwir­t ist das zweitältes­te Gasthaus der Steiermark. „Als das Haus 1492 erbaut wurde, war Kolumbus gerade auf dem Weg nach Amerika“, erzählt Pötscher. Im Jahr 2010 übernahmen sie und ihr Mann die Pacht, da die Eigentümer­familie keine Nachfolger hatte, um den Betrieb zu führen. Wer danach übernähme, sei offen: „Es wäre sehr traurig, würde sich niemand finden. Der Kirchenwir­t ist ein richtiges Wohlfühlha­us.“

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PRIVAT Ilse und Rudi Pötscher aus Hitzendorf mit dem prämierten „Österreich Weiß“

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