Schulreife-Tests lassen Eltern verärgert zurück
wurde er von einer Lehrkraft befragt – Dinge wie „An welcher Stelle im Wort ist hier das A?“oder „Wenn sechs Kinder da sind und noch zwei kommen, wie viele sind es dann?“Viele Eltern, berichtet der Vater, deren Kinder schüchtern sind, hätten zudem Angst, dass ihr Kind in der „Prüfungssituation“schweigt.
Im Bildungsministerium heißt es auf Nachfrage, dass kein Kind durchfallen könne. Außerdem würde das Screening „sehr kindgerecht und spielerisch“ablaufen. Das sieht der Vater anders, wenn etwa Mengen- und Zahlenwissen abgefragt werden. Die Ergebnisse können an die Kindergärten weitergegeben werden. Das Ministerium sieht darin Fördermöglichkeiten.
„Die Volksschulen sollen den Förderbedarf erheben, ohne aber mit dem Kind weiterzuarbeiten. Und die Kindergärten haben ohnehin schon einen klaren Auftrag, die Kinder auf die Volksschule vorzubereiten“, sagt Psychologin Luise Hollerer von der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum Graz. Als Leiterin des Kompetenzzentrums für Kindliche Entwicklung weiß sie: „In dem Alter machen Kinder schnelle Entwicklungsschritte, da kann sich bis September noch viel ändern.“Hollerer meint, dass die Steiermark schon 2022 empfohlen hatte, das Screening erst nach acht oder zehn Schulwochen zu nutzen; wenn „man da merkt, dass das Kind dem Lernplan nicht folgen kann“.
Außerdem, so Hollerer, sei bekannt, dass etwa zehn Prozent der Kinder Lern-, Entwicklungsoder Aufmerksamkeitsschwierigkeiten
haben. So könnte man auch ohne Screening mehr Personal für Kinder mit Förderbedarf anstellen. Das Screening sei zwar valide, meint die Expertin, aber „ob ich es Monate vor dem Schuleintritt für alle Kinder einsetzen muss, ist fraglich“. Noch dazu würden Kinder ihre erste Schulbegegnung mit einer Prüfungssituation assoziieren.
Wenn ein Kind in der ersten Klasse Förderbedarf hat, wird es übrigens ein Jahr nach Vorschullehrplan (die Vorschule wurde ja abgeschafft) unterrichtet. Drei Jahre darf man für die erste und zweite Klasse brauchen. Das Bildungsministerium will durch all das eine Vereinheitlichung schaffen. Doch die ScreeningDurchführung dürfte an Schulen variieren – und die Zufriedenheit der Eltern wohl auch.