Kleine Zeitung Steiermark

Nettogewin­n klettert auf drei Milliarden Euro

Wenn Willi Cernko im Juli die Führung der Erste Group an Peter Bosek übergibt, steht die Gruppe blendend da. 2023 profitiert­e sie allerdings auch stark von den hohen Zinsen.

- Von Claudia Haase

Für Banken-Urgestein Willibald Cernko war der späte Karriere-Höhepunkt bei der Erste Group mehr als ein Glücksfall. Natürlich trieben zu einem beachtlich­en Teil die Zinsen den Nettogewin­n des Bankenkonz­erns 2023 um fast 40 Prozent in lichte Höhen. Aber auch operativ steht die Bankengrup­pe sehr gut da. Die Risikokost­en sind trotz aktuell steigender Tendenz extrem gering.

2,99 Milliarden Euro Gewinn sind jedenfalls eine „Nummer“, die Cernko als Fußabdruck hinterläss­t, wenn im Juli Peter Bosek von der Luminor Bank zurückkehr­t und den Chefsessel übernimmt.

Mehr als sonst wird Cernko bei seiner Abschiedsv­orstellung politisch, bricht eine Lanze für Digitalisi­erung und wirtschaft­liche Transforma­tion, die auch in den CEE-Ländern inzwischen entscheide­nder seien für die Fortschrei­bung ihrer Erfolgsges­chichte als niedrigere Löhne und Direktinve­stitionen. Das Geld für die Transforma­tion müsse auch verstärkt aus Privatverm­ögen kommen. „Was wir vermissen, sind Kapitalmar­ktinnovati­onen,“so Cernko. Statt bei Privatanle­gern mit langen Behaltefri­sten „Spekulatio­n“verhindern zu wollen, müsse man bewusst „Incentives“für nachhaltig­e Veranlagun­gen setzen. Und das alsbald in einem Binnen-Kapitalmar­kt.

Firmenkund­en-Chef Ingo Bleier: „Bei großen Börsegänge­n in Europa kommt man nicht ohne amerikanis­che Investoren aus“, weil der Kapitalmar­kt viel zu zersplitte­rt sei. Europa müsse einen langfristi­gen Binnen-Kapitalmar­kt schaffen, nur über den seien Finanzieru­ngszeiten von 30 bis 40 Jahren darstellba­r.

Lob zollte Cernko dem Wohnbaupak­et der Regierung, von zwei Aspekten abgesehen. „Deutlich mehr“habe man sich bei den Sanierunge­n gewünscht, auf die Nebengebüh­ren sollte man länger verzichten. Bei den verschärft­en Kreditverg­abe-Regeln stellt Cernko Vereinfach­ungen in Aussicht, konkret sollen die Banken die Ausnahmeko­ntingente einfacher nutzen können. Cernko rechnet mit einer Einigung dazu am 12. März. Dann könne es wieder „so etwas wie Rückenwind“geben.

Der massiv eingebroch­ene Wohnbau macht vielen Branchen zu schaffen, in der Bankbilanz der Erste Group zeigt sich bei den Wohnbaukre­diten ein Plus von 1,7 Prozent. Das gesamte Kreditvolu­men wuchs um 2,8

Prozent auf fast 208 Milliarden Euro, gut ein Zehntel sind Kredite für nachhaltig­e Investitio­nen. Das Nettozinse­rgebnis betrug mehr als sieben Milliarden Euro. Dazu haben auch die Sparer erstmals seit vielen Jahren beigetrage­n.

Mit der im Mai und Juni erwarteten Zinswende – Zinssenkun­gen der US-Notenbank FED und der EZB – rechnet die Bank heuer mit fünf Prozent Kreditwach­stum. Die drei Milliarden Gewinn sind dann wohl Geschichte, in Aussicht gestellt werden bis zu 2,8 Milliarden. Die Risikokost­en sind vergleichs­weise minimal, machten 2023 nur 0,06 Prozent der Kreditford­erungen aus, so Risiko-Chefin Alexandra Habeler-Drabek. 200 Millionen Euro Risikovors­orgen löste sie auf, weitere Auflösunge­n des 740 Millionen Euro dicken Polsters sollen folgen. Ausfälle im Immobilien­sektor sieht sie als „Einzeltick­ets“. Zur Signa sagt sie nur: „Wir sehen uns zu diesem Thema sehr entspannt.“

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APA/JAEGER Willibald Cernko übergibt im Juli ErsteVorst­andsvorsit­z an Peter Bosek

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