Berufsorientierung als eigenes Schulfach
Um dem latenten Fachkräftemangel entgegenwirken zu können, drängt die Wirtschaft bei der Berufsorientierung auf ein verbessertes Angebot vom Kindergarten bis in die Maturaklassen.
Die demografische Entwicklung strahlt immer stärker auf den heimischen Arbeitsmarkt aus. Allein in der Steiermark werden bis 2040 rund 50.000 Personen weniger im erwerbstätigen Alter zu Verfügung stehen als heute. Angesichts dieser Entwicklung müsse verstärkt darauf geachtet werden, dass das vorhandene Arbeitskräftepotenzial optimal ausgenutzt werde und „wir am Bildungsweg keinen Jugendlichen verlieren“, warnen unter anderem auch Unternehmervertreter immer intensiver.
Denn trotz herausfordernder Konjunktur herrscht in vielen Bereichen – von der gewerblichen Wirtschaft über die Bildung bis hin zum Gesundheitswesen – ein Arbeits- und Fachkräftemangel. Verschärft wird er durch die Tatsache, dass nicht nur viele Jugendliche, die sich nach der 9. Klasse für eine weitere Schullaufbahn entscheiden, diese noch vor der Matura abbrechen. In den AHS sind es drei von zehn Schülern, in den BHS vier von zehn. Aber auch jene, die mit einer Matura abschließen, fühlen sich über weitere Ausbildungsmöglichkeiten – sei es Studium oder Lehre – nur unzureichend informiert.
Hier setzt eine gemeinsame Initiative der steirischen Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer an, die die Bildungsund Berufsorientierung verbessern soll. „Je früher man dabei ansetzt, desto besser kann allfälligen Klischees begegnet werden“, ist WK-Präsident Josef Herk überzeugt. Angesetzt werden müsse daher bereits im Kindergarten, wo durch spielerische Maßnahmen das Interesse geweckt und individuelle Stärken gefördert werden können. Da später in den Schulen die zeit- und personalintensive Beratung nicht von den Lehrkörpern abgedeckt werden könne, schlägt man individuelle „Talent Talks“und „Talentreports“für jeden Jugendlichen vor, wie sie bereits am „Talent Center“der WKO Steiermark erfolgreich angeboten werden.
Langfristiges Ziel sei die flächendeckende Einführung eines eigenen Schulfachs für die Bildungs- und Berufsorientierung. Denn „gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Bodenschatz unseres Landes“, betont Herk.