„Sollen unsere Böden noch mehr versiegelt werden?“
Leserinnen und Leser stehen der von der Regierung geplanten Milliardenförderung für den Bau aus unterschiedlichen Gründen kritisch gegenüber. Schließlich gehe es auch um viel Steuergeld.
Wohnbau: „Jeder Euro ist hilfreich“, 29. 2. I n den letzten Wochen konn- te man aus den Medien im- mer wieder erfahren, dass die Freiheit der Jugend angeblich bedroht sei, da der Bau eines ei- genen Hauses immer teurer wird und dies aber – wieder an- geblich – der Traum der Jugend sei. Angeblich soll sich jeder Ös- terreicher seinen Traum vom Ei- genheim erfüllen können ... Nein danke, „jeder Österreicher“möchte das nicht! Soll Öster- reich wirklich durch lauter Bun- galows zersiedelt werden? Sol- len unsere Böden noch mehr ver- siegelt werden? Förderungen für den gemeinnützigen Wohnbau, der in den letzten Jahren gegen- über frei finanzierten Wohnun- gen sehr stark ins Hintertreffen geraten ist, sind richtig. Da ge- hört angesetzt! So wie die AK fordert, dass die befristeten Mietverträge der Vergangenheit angehören sollen, dies alles für die Mieter und nicht für die Ver- mieter. Richard Hunacek,
Villach
Ökologisch?
Bin gespannt, wie viel von den versprochenen Plänen betref- fend Bauoffensive der Regie- rung übrig bleibt. Mit ziemlicher Sicherheit kann man sagen, dass die Kanzlerpartei damit größtenteils wieder einmal ihre eigene Klientel (Wähler) unter- stützt: Unternehmen der Bau- wirtschaft bzw. Bauträger und Immobilien-Gesellschaften – al- les für die Wirtschaft! Sind wir nicht eh bereits Weltmeister in der Bodenversiegelung? Bitte, was ist daran ökologisch (Zitat Vizekanzler Kogler)? Ist der Be- darf an Wohnungen etc. wirk- lich so groß? Ich weiß aus mei- ner Umgebung (im sogenannten Speckgürtel um Graz), dass viele Wohnungen leer stehen, weil es an der Leistbarkeit bzw. Finan- zierbarkeit mangelt.
Ulrike Ortner, Lieboch
Gesundschrumpfen
Welches Wirtschaftssystem will Mahrer einführen? Den Pro- fitkommunismus? Wenn eine Branche über Jahre blendend verdient und sich eine Abküh- lung auch nur abzeichnet, sollen sofort Steuergelder eingesetzt werden, damit die Profite ja nicht sinken. Vorgeschoben werden natürlich die Arbeits- plätze, wo dann gleich Ängste geschürt werden. Welche Ar- beitsplätze werden gerettet? Die von den Sub-, Sub-, Subfirmen der Billiglohnländer oder die der einheimischen Arbeitnehmer?
Sollte es einen längerfristigen Einschnitt in der Baubranche geben, sollte wohl eher einmal über „Gesundschrumpfen“als über „Wachstumserhalt“um je- den Preis (z. B. mit Steuergeld) nachgedacht werden. Das ist auch übergeordnet geboten, da ganz Europa den Flächenfraß eindämmen will und muss. Ob dieser Gesichtspunkt auch nur einen Gedanken bei dieser „Initiative“wert war, wage ich zu bezweifeln. Betrifft ja nur die Er- nährungssicherheit der Gesamt- bevölkerung und einfach die endliche Fläche, die vorhanden ist. Ing. Walter Polesnik,
Rosegg
Schulden
Und wieder greift die Regierung tief in ihr Füllhorn, um (fremdes) Geld unter das Volk zu bringen, indem sie Milliarden in den Wohnbau pumpt, um die Bauwirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Das ist, wie viele Ökonomen schreiben, grundsätzlich sinnvoll, um ein positives Signal zu setzen. Aber dadurch erhöht sich neuerlich der rekordverdächtige Schuldenberg der Republik. Auch jetzt wird das Geld nicht durch Einsparungen an anderer Stelle aufgetrieben, sondern wieder künftigen Generationen aufgehalst. Die Bauwirtschaft selbst hat goldene Jahre hinter sich, in denen sie Reserven aufbauen konnte und bedarf daher nicht unbedingt einer Unterstützung.
Die Regierung sollte endlich damit aufhören, Showeffekte durch die Verteilung von Geld erzielen zu wollen. Wie in diesem Fall sogar ohne (vorgeschriebenen) Helm bei der Präsentation auf der Baustelle.
Dr. Günther Pacher, Spittal
Aktiv werden
Ich bin kein Freund davon, Bo- denversiegelung und CO2-Aus- stoß mit Bauprämien und Pend- lerpauschale zu fördern. Gerade meine Generation ist – wegen der Lebenshaltungskosten und der Bodenpreise – stark aufs Land gesiedelt. Das war indivi- duell gesehen sicher schön. Gut für alle war es nicht.
Wir haben den Umstieg von Kohle und Öl auf aus damaliger
Sicht sauberes Gas geschafft, das Waldsterben beendet, das Ozonloch am Wachsen gehindert, Katalysatoren und Filter in Massen eingebaut, die Flüsse und Seen sauber bekommen. Und das ohne großartige Förde- rungen. Ja, es war nicht genug. Aber es war so viel, um Hoimar von Ditfurth zu widerlegen, der in den 1980ern sinngemäß ge- trommelt hat: „Wir sind dabei, unsre Enkel zu töten.“Bitte aktiv werden, nicht nur fordern, dass die anderen was tun.
Johannes Dornhofer, Wien
Ordnung halten
Beitrag „Wovon haben wir zu viel?“, 25. 2.
Ordnung klingt für viele nach Verpflichtung, viele denken, das ist nur für Spießer und Langwei- ler. Allerdings verursacht Un- ordnung im Äußeren auch Un- ordnung im Inneren und der
Wunsch nach Ordnung ist oft ein Ausdruck dafür, dass man Kontrolle über sich und sein Leben wünscht. Für jeden Menschen wird die Auffassung von Ordnung und Unordnung bzw. Chaos individuell sein. Es geht nicht um Selbstoptimierung und Minimalismus, und auch optische Aspekte haben mit Ordnung selbst wenig zu tun. Viel eher sollte man sich fragen, ob die individuelle Ordnung hilft, einen leichteren und entspannteren Alltag zu haben und ein Zuhause, in dem man sich wohlfühlen und entspannen kann vom hektischen und reizüberfluteten Alltag, in dem man gerne und jederzeit stressfrei Besuch empfangen kann, oder einen Arbeitsplatz, an dem man produktiv und effizient arbeiten kann. Daniela Behr-Griffiths
und Edda Wiesler, Seiersberg