Zahlenmensch mit kreativer Tendenz
Seit vier Monaten verantwortet Jörg Eisenschmied als Finanzvorstand das Wachstum des Halbleiterkonzerns Infineon in Österreich.
ahlenmenschen stellt man sich anders vor als Jörg Eisenschmied. Seit November 2023 ist der gebürtige Knittelfelder Finanzvorstand von Infineon Österreich, seit 2011 übt er Führungsaufgaben im Halbleiterkonzern aus, wo er als Controller begann. Zahlen begleiten den Absolventen der Betriebswirtschaft der Uni Graz, Schwerpunkt Controlling, schon sein Berufsleben lang. Zuvor absolvierte der heute 44-Jährige das Abteigymnasium Seckau. „Ein toller Ort, um seine Jugend zu verbringen, eine humanistische Ausbildung im besten Sinne“.
Als Vorstand verantwortet er nun Finanzen, Einkauf, IT sowie den Bereich Green Energy Control. Um es aufzulösen: Natürlich ist Eisenschmied Zahlenmensch, „aber mit einer Tendenz zum Kreativen“, einer, „der an vielem interessiert ist“. Seine erste Führungsaufgabe übernahm Eisenschmied im heimatlichen Zeltweg, bei der heutigen Voestalpine Railway Systems.
ZNach sechs Jahren stand der Umzug nach Klagenfurt an, Anlass war der Wechsel seiner Frau an die Universität Klagenfurt, wo sie heute Professorin ist. Mit ihr hat er zwei Kinder (ein Bub, 7 Jahre, und ein Mädchen, 13 Jahre). Während er mit seiner Tochter viel Zeit in Kletterhallen verbringt (wobei der Vater am Boden bleibt), schwingt er mit seinem Sohn am liebsten über Skipisten. Die „natürliche Infrastruktur“Kärntens schätzt Eisenschmied besonders.
Der Weg von Stahl zu Chips war einst naheliegender als man glaubt, meint Eisenschmied, in Fertigungsbetrieben seien die Führungsaufgaben vergleichbar. Seit drei Jahren ist er Mitglied des zentralen Leitungsgremiums bei Infineon Österreich, die Aufgabe als Vorstand bereitet Freude, ringt ihm aber auch Respekt ab: „Für mich ist das ein großer Schritt.“Sein Arbeitsleben sei „farbenfroher“geworden, „mit viel mehr Dimensionen und Interaktionen“.
Die zentrale Aufgabe ist freilich klar definiert: „Meine
Jörg Eisenschmied: „Mein Arbeitsleben ist farbenfroher geworden, mit viel mehr Dimensionen und Interaktionen“
Haupttätigkeit ist es, gemeinsam mit allen Mitarbeitern, profitables Wachstum zu generieren.“Besonders liegt ihm darüber hinaus der Bereich Nachhaltigkeit am Herzen, einerseits durch die bei Infineon entwickelten und gefertigten Energiesparchips, aber auch in der Region selbst. Die laufende Digitalisierung des Standortes und der unternehmerischen Prozesse sei eine weitere Kernaufgabe, in enger Abstimmung mit der Muttergesellschaft im deutschen Neubiberg.
Die Chancen des Standortes Österreich – mit der Zentrale in Villach sowie Standorten in
Graz, Klagenfurt, Linz, Innsbruck und Wien – seien „einzigartig“, schwärmt er. In den letzten Jahrzehnten sind in Österreich rund 5900 Arbeitsplätze entstanden, jeder davon schaffe rund drei zusätzliche in der Region. 2,24 Milliarden Euro generiere man als Wertschöpfung allein in Österreich, 1,6 Milliarden Euro in Kärnten.
Dass der Wind vom Markt derzeit der Halbleiterindustrie ins Gesicht bläst, beunruhigt ihn nicht: „Ich bin seit zwölf Jahren bei Infineon, wir leben mit solchen Marktzyklen.“Auf Phasen extremer Nachfrage folgte Konsolidierung. „Wir holen tief Luft
und bereiten uns auf den nächsten Aufschwung vor.“Im zweiten Halbjahr könnte es in einigen Bereichen wieder „nach oben“gehen. Der Konzern erwartet für das Gesamtjahr einen Umsatz von rund 16 Milliarden Euro, ähnlich dem vergangenen Jahr. „Bremsen und Gas geben zugleich, hier die Balance zu halten, das ist die Aufgabe eines CFO“, erklärt Eisenschmied.
Trotz der „Bremse“sucht Infineon in Österreich derzeit mehr als 130 neue Mitarbeiter, in den letzten zwei Jahren wurden mehr als 1000 eingestellt. Langfristig sprächen alle Trends, wie Energiewende, Dekarbonisierung und Digitalisierung, für Infineon-Halbleiter. „Und diese Trends werden nicht weggehen.“Ihm sei bewusst, dass „Menschen Spitzenleistungen in einem sozialen Raum erzielen, in dem sie sich wohlfühlen.“
Der Steirer, der in Kärnten Karriere macht, glaubt an das große Potenzial durch den Koralmtunnel (eröffnet Ende 2025), jedenfalls innerhalb Österreichs. „Aus zwei Wirtschaftsräumen wird einer“, ist er überzeugt. Auch im Bereich der Mikroelektronik. Voraussetzung sei freilich, „dass alle gleichzeitig mitwachsen – in ihrer Infrastruktur und in ihrem Denken.“