Apothekerin ersucht um Polizeischutz wegen Drohungen
Ein Posting auf „Reddit“sorgte für Wirbel um Grazer Apotheke. Seither sind massive Drohungen eingegangen.
Auf der Plattform Reddit sorgt das Posting seit Tagen für Aufregung. Eine Frau, die ein Kopftuch trägt, erhielt nach einer Bewerbung bei einer Grazer Apotheke als Antwort: „Super, was sollen wir mit einer Schleiereule? Ein Wahnsinn, gibt es auch noch Österreicher?“Das Posting wurde am Dienstag gepostet und bereits 1000 Mal geteilt.
„Ich habe zuerst nicht realisiert, was ich da lese“, sagt die betroffene Grazerin, die sich als studentische Mitarbeiterin beworben hatte. Binnen acht Minuten sei die Antwort gekommen. „Es war ein Schock.“Am späten Nachmittag desselben Tages habe schon der Mann der Apothekenleiterin angerufen und sich entschuldigt. „Ich habe gesagt, dass ich die Entschuldigung nicht annehmen kann.“
Die Apothekerkammer Steiermark distanzierte sich am Mittwoch von „jeglichen kulturell, religiös oder sonstigen weltanschaulich motivierten Diskriminierungen“. Rassistisches Verhalten verurteile man „aufs Schärfste“. Die Apothekerin und die Bewerberin wolle man zu einem klärenden Gespräch einladen. Abschließend entschuldigen sich die Kammervertreter bei der Bewerberin. Die Apothekerin bedauerte: „Das ist wirklich dumm gelaufen und aus dem Zusammenhang gerissen.“Ihr Mann habe die Bewerbung an sie weiterleiten wollen, eben mit besagtem Kommentar. Seit einem Jahr versuche man bei der Apotheke die ausgeschriebene Stelle zu besetzen, das Mail sei aus dem Affekt heraus geschrieben worden. „Für mich ist das völlig inakzeptabel, ein Drittel meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Migrationshintergrund. Ich habe auch versucht, mich bei der Bewerberin zu entschuldigen, habe sie aber nicht erreicht.“Und der Ehemann sagte: „Es ist ein völliger Schmarrn, dass mir das passiert ist.“Den Begriff „Schleiereule“habe er „denkbar unglücklich gewählt“. Die Mail schaue „wild aus“, aber „wir sind keine Rassisten“.
Die Leiterin der Apotheke hat ihre Position in der steirischen Apothekerkammer als Berufsvorsitzende bei Aspirantenprüfungen mittlerweile zurückgelegt. Zudem hat sie für den kommenden Nachtdienst Polizeischutz beantragt. „Wir erhalten massive Drohungen und werden beschimpft.“
Die Apothekerkammer ruft zur Mäßigung auf: „In der Apotheke arbeiten derzeit schon einige Mitarbeiter mit Migrationshintergrund.“Dass sie nun Polizeischutz benötigen und schlimmen Diffamierungen ausgesetzt sind, „ist inakzeptabel und traurig zugleich.“Es sei dringend an der Zeit, dass das direkte Gespräch gesucht wird, statt anonym zur Gewalt aufzurufen. In dieser Situation brauche es jetzt Mäßigung und Zurückhaltung statt Zuspitzung und Polarisierung.
Anna Stockhammer