Schuldnerberatung vom Vorgesetzten
Beamter versteckte eigene Exekutionsanträge, um deren Bearbeitung hinauszuzögern. Dafür hat er teuer bezahlt.
Bitter, welche Auswirkungen der einmalige Fehltritt hatte: Als Beamter hat der Angeklagte bei einem Bezirksgericht gearbeitet. Jahrelang. Stets zur vollsten Zufriedenheit der Vorgesetzten. Dann ließ er Akten verschwinden, die seine eigenen Exekutionsverfahren betrafen. Bedeutete: Amtsmiss- brauch – und Kündigung.
„Ich bin ganz verwundert. Jeder war mit Ihnen zufrieden. Und dann so etwas“, schüttelt Richter Andreas Rom am Straf- landesgericht den Kopf. „Was ist Ihnen da eingefallen?“Der Steirer schüttet sein Herz aus: „Ich hatte meine Exekutionsverfahren. Jedes Mal, wenn ein neues dazu kam, musste ich mich bei der Geschäftsstellenleitung rechtfertigen, weil sich das für einen in der Justiz halt nicht gehört. Mich hat dann die Panik gepackt. Anstatt die Anträge weiterzugeben, dachte ich, ich kann Zeit gewinnen, indem ich sie ausdrucke, aber nicht an die nächste Stelle weitergebe.“Angestellt in der Einlaufstelle saß der Beschuldigte sozusagen an der Quelle, hatte leichtes (Versteck-)Spiel. „Meine Hoffnung war, dass ich inzwischen jemanden finde, der mir finanziell weiterhilft.“Die Schulden hat er „jahrelang bei Sportwetten angehäuft“. Sein Vorgesetzter hat ihn damals sogar „private Schuldnerberatung“angeboten. Vergebens.
Sie haben Ihren Job verloren, das war schon Ihre größte Strafe“, findet Richter Rom. „Es bedarf deshalb heute keiner drakonischen Strafe.“Es folgt ein Diversionsangebot. Die 1800 Euro Geldbuße nimmt der Beschuldigte sofort an. „Geht sich das eh aus bei Ihnen in Raten?“, erkundigt sich der Vorsitzende, „nicht dass Sie dann versuchen, die Buße über Sportwetten reinzukriegen.“Der Mann nickt, nimmt an. Von seinem ExVorgesetzten kommt aufmunternder Zuspruch: „Alles Gute Ihnen!“– „Danke schön.“