Wie werden Sie am liebsten angelogen?
„Die Hälfte der Menschen lügt mit ihren Lippen, die andere Hälfte mit ihren Tränen“(Nassim Nicholas Taleb).
Um Vertrauen aufzubauen, muss Wort und Verhalten übereinstimmen.
Ein liebevoller Gruß auf einem Post-it am Badezimmerspiegel, ein schöner, handgeschriebener Brief, verbale Versprechungen der Chefin, für viele Frauen ein schönes Signal. Worte lösen Gedanken und Gefühle aus. Meist reicht eine Anspielung und das Gehirn reimt sich den Rest zusammen. Bei Männern ziehen Worte schon auch.
Aber besser lieber wenig Fantasiespielraum lassen und direkt zur Sache kommen. Vorzugsweise gleich mit eindeutigen Bildern. Ihn motiviert das Foto des Sportwagens mehr als salbungsvolle Worte von Paulo Coelho. Ja, ein wenig stereotyp, und doch werden Sie es im Alltag öfter verifizieren können, als ihr aufgeklärtes Bewusstsein das eigentlich möchte. Warum? Weil die Gehirnstruktur von Mann und Frau unterschiedlich ist. Wer nun erfolgreich lügen will, tut gut daran, diesen Unterschied in der Informationsverarbeitung zu berücksichtigen. Es ist wichtig, genau jene Form der Kommunikation anzuwenden, die den anderen emotional so trifft, dass er bzw. sie für den Inhalt und somit für die Lüge unempfänglich wird. Verbale Beteuerungen treffen denjenigen, der Worten mehr Bedeutung beimisst. Wer also Worte immer für bare Münze nimmt, dabei übersieht, dass das Verhalten nicht stimmig ist, darf sich nicht wundern, wenn er ein leichtes Opfer von Lügnern wird. Umgekehrt können so manch rausgepresste Tränchen für denjenigen, der damit nicht umgehen kann, ein K.-o.-Schlag sein. Er wird nämlich davon so geblendet, dass er gar nicht merkt, dass er eigentlich hintergangen wird. Nun, wie kommt man aus der Nummer raus? Indem man möglichst beide Ebenen der Kommunikation abgleicht. Der romantische Tinder-Lyriker muss in seinem realen Verhalten eben auch diese Feinfühligkeit beweisen, um überzeugend zu sein. So wie die zu Tränen Gerührte tatsächlich traurig ist, und nicht auf diese Art einen Vorteil erheischen will. Wenn die tränende Dame bei Erreichen des Zwecks blitzschnell eine wundersame Stimmungsverbesserung zeigt, sind Sie als Mann leider wieder mal drauf reingefallen. Worte und Verhalten müssen sich also ergänzen.
Stefan Verra ist KörperspracheExperte.