Schlichte Songs, wummernde Bässe
Donnerstagnacht beim Elevate: vergnüglicher Parcours zwischen auratischer Beschaulichkeit und kalter Ästhetik.
Am Eingang riecht es nach Weihrauch. Eine neue Dimension des multimedialen Elevate? Auch die elegischen Songs von Petra Hermanova, die da nach norwegischer Folkmusik und dort nach alter Sakralmusik duften, hätte man nicht erwartet. Aber schön, dass man für diese anmutige, ätherische Musik locker 350 Neugierige ins Mausoleum bringt – die Stimmung zum Greifen dicht. Psychedelisch war das nicht, dazu waren die Lieder der tschechischen Sängerin und Harfenistin zu sehr im Einklang mit der Natürlichkeit des Materials und seiner auratischen Beschaulichkeit. Eine angenehm unspektakuläre Entdeckung waren Hermanova und ihr Pfeifenorganist aber auf alle Fälle, ein Duo, dessen Musik an Schlichtheit kaum zu unterbieten ist. Erst als sich ein fettes Schlagzeug-Solo ins Bombastische auftürmt, hat die Anmut ein Ende und ist man ganz Elevate – großer Jubel. Herausfordernd für Aug´ und Ohr nahm die folgende performative Klanginstallation „ROTOR“bisweilen bedrohliche Formen an. Kalte Ästhetik und Wahrnehmungsbeschleunigung von magischer Anziehungskraft, ein fesselndes, elementares Tech-Happening zu Füßen der Heiligen Katharina. Danach hatte es die französische Sängerin Cécile Schott aka Colleen am Moog-Synthesizer nicht leicht. Ihr gefälliges Andante durch elektronische Traumlandschaften unter stilsicher aufgefächerten Scheinwerferkegeln hatte eher harmonisch somnambulen Charakter.
Also ab zu Radian in den beängstigend vollen Keller des Forum Stadtpark. Als ein Highlight der langen Nacht scheiterte das renommierte Wiener Experimental-Trio mit dem Jazzgitarristen Martin Siewert aber allzu oft an der launigen Technik und wurde dem herausragenden, sehr differenzierten neuen Album „Distorted Rooms“(Thrill Jockey) kaum gerecht. Vor allem die schmerzhaft wummernden Bässe konnten den Spaß am klanglichen Nuancenreichtum verderben. Das dynamische Spiel der Sinne wäre woanders wohl besser aufgehoben gewesen. Einen Beweis erbrachten Radian jedenfalls: Es gibt sie doch, die spannenden Entspannungsteile. Schön war’s, nix is g’schehn.