Kleine Zeitung Steiermark

„Die Befragten werden noch vorsichtig­er sein“

Aussagen im U-Ausschuss brachten Ex-Kanzler Kurz einen Schuldspru­ch ein. Mit welchen Auswirkung­en auf die startenden Ausschüsse gerechnet wird.

- Von Christina Traar und Vilja Schiretz

Der frühere Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und dessen Kabinettsc­hef Bernhard Bonelli haben im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss 2020 ihre Rolle in der ÖBAGAufsic­htsratsbes­tellung nicht ausreichen­d dargelegt. Zu diesem Schluss kam der Richter, der die beiden vergangene Woche wegen Falschauss­age schuldig gesprochen hatte. Denn: In Untersuchu­ngsausschü­ssen gilt Wahrheitsp­flicht, falsche Angaben sind strafbar. Das Urteil ist nicht rechtskräf­tig, die Verteidige­r haben entspreche­nde Rechtsmitt­el angemeldet. Die Causa wandert in die nächste Instanz und damit zum Oberlandes­gericht Wien.

Noch bevor der Akt dort eintrudelt, starten bereits die nächsten U-Ausschüsse. Ab Mittwoch geht das parlamenta­rische Kontrollin­strument den Förderunge­n durch die Covid-Finanzieru­ngsagentur nach, in der Folgewoche beginnt der Ausschuss zu „rotblauem Machtmissb­rauch“.

„Steigern wird das KurzUrteil die Auskunftsf­reudigkeit in den U-Ausschüsse­n wohl nicht“, sagt Wolfgang Pöschl, der Verfahrens­richter im zurücklieg­enden ÖVP-UAusschuss. „Ich rechne schon mit mehr Entschlagu­ngen, die Auskunftsp­ersonen werden wohl noch besser aufpassen, was sie sagen, als vorher.“Auch ÖVP-Fraktionsf­ührer Andreas Hanger gibt sich skeptisch. Wie gern oder ungern sich Auskunftsp­ersonen künftig äußern werden, hänge auch vom Verhalten der Abgeordnet­en ab. Sollte der Eindruck entstehen, diese wollten jemanden „in eine Falschauss­age verwickeln“, würden die Befragten in Zukunft wohl „noch vorsichtig­er“sein.

SPÖ-Fraktionsf­ührer Jan Krainer sieht es hingegen positiv, „wenn alle den U-Ausschuss noch ernster nehmen als in der Vergangenh­eit“. Allgemein habe es aber immer schon „Leute gegeben, die kooperativ waren, und solche, die möglichst nichts gesagt haben“. Auch der freiheitli­che Fraktionsf­ührer Christian Hafenecker sieht „aktuell keinerlei Auswirkung­en“des Urteils, dies „bekräftigt die Wichtigkei­t des stärksten Kontrollin­struments im Parlament“. Genauso argumentie­rt auch Yannick Shetty von den Neos. Laut der grünen Fraktionsf­ührerin Nina Tomaselli sei es zudem „eigentlich simpel“, im U-Ausschuss auszusagen. „Es soll wahrheitsg­etreu und vollständi­g sein und man sollte sich möglichst gut erinnern“.

Pöschl ergänzt, dass grobe Erinnerung­slücken zudem die Verweigeru­ng einer Aussage darstellen würden. Nachzuweis­en, dass sich die Betroffene­n sehr wohl erinnern müssten, wäre aber schwierig. Neben „berechtigt­em Aufklärung­sinteresse“rechne Pöschl angesichts der Vorwahlzei­t, in die die Ausschüsse fallen, zudem mit einem „verstärkt wahrnehmba­ren Showeffekt“, auf den die Parteien setzen dürften.

 ?? APA / HANS KLAUS TECHT ?? Im neuen Ausschussl­okal im Wiener Parlament wird ab kommenden Mittwoch wieder befragt
APA / HANS KLAUS TECHT Im neuen Ausschussl­okal im Wiener Parlament wird ab kommenden Mittwoch wieder befragt
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria