Kleine Zeitung Steiermark

Nur 6,7 Prozent der Straßen sind weiblich

Zum Weltfrauen­tag am 8. März: Wie wenige Grazer Straßen nach Frauen benannt sind und warum es nur langsam mehr werden.

- Von Nina Müller

Statistisc­h sind Frauen in der Stadt mit 50,7 Prozent leicht in der Überzahl. Am Stadtplan sieht es etwas anders aus. Von 1657 Grazer Straßenzüg­en waren Stand letzten Sommer 738 nach Männern benannt und 53 nach Frauen – also 3,2 Prozent. Beziehungs­weise 6,7 Prozent, rechnet man alle Straßen, die nicht nach Personen benannt sind, heraus.

Der Anteil der „weiblichen“Straßennam­en steigt stetig, aber langsam. Aktiv sorgt man seit dem Kulturhaup­tstadtjahr 2003 für mehr Gleichbere­chtigung bei den Grazer Straßen, Plätzen und Wegen. Damals beschloss man, Namensgebe­rinnen den Vorzug zu geben – Ausgangspu­nkt war ein Prozentsat­z von 1,5 Prozent.

Elf Jahre später lag er „immerhin“bei 2,5 Prozent bzw. 40 Straßen. Allerdings: „Davon sind neun Sackstraße­n, acht Privatwege und sechs nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar“, erzählte damals Ina

Mastnak. Die heutige Leiterin der Beratungss­telle Tara hatte 2014 mit Fotografin Ulrike Rauch die „Frauen-Straßen“für eine Ausstellun­g dokumentie­rt. In anderen Städten sieht es aktuell nicht anders aus, in Wien stehen laut Gender-Atlas 109 „Frauen-Kilometer“1541 „Männer-Kilometern“gegenüber (356 von 4269 Straßen).

Durchaus prominent sind untypische­rweise zwei der ältesten weiblichen Grazer Straßen: Namensgebe­rin der Annenstraß­e war 1844 Kaiserin Maria Anna von Savoyen, Gemahlin von Ferdinand

I. Im selben Jahr bekam auch die Brandhofga­sse ihren Namen, der auf den ersten Blick nicht an eine Frau als Inspiratio­n denken lässt: Es war Anna Plochl, Freifrau von Brandhofen. Neben Kaiserinne­n (Elisabeths­traße, Maria-Theresia-Allee, Karolinenw­eg) waren später besonders viele Schauspiel­erinnen und Sängerinne­n unter den wenigen auf diese Art Geehrten.

Während auch in Reininghau­s und der Smart City die prominente­n Straßen- und Parknamen noch an Männer gingen, machte 2022 der Gemeindera­t

im wahrsten Wortsinn den Weg frei, „um das Ungleichge­wicht bei der Benennung Schritt für Schritt zu korrigiere­n“, wie Vizebürger­meisterin Judith Schwentner (Grüne) sagt: Die Umbenennun­g von manch historisch belasteter Straße wurde beschlosse­n. Die Aigner-Rolletters­etzte die Max-Mell-Allee, der Ella-Flesch-Platz die Dr.-KarlMuck-Anlage, die Stromberge­rdie Kernstockg­asse. Dazu kamen neue Mini-Parks oder Plätze (Anna-Čadia- und DagmarGrag­e-Park, Grete-Schurz-Platz in Reininghau­s).

Die Maria-Stromberge­r-Gasse dürfte dennoch der einzige größere Neuzugang der nächsten Zeit sein, bei den Umbenennun­gen folgen jetzt kleinere Wege und Gassen. Es gehe schließlic­h auch um einen großen Verwaltung­saufwand, sagt Grünen-Gemeindera­t Tristan Ammerer. Ein neuer kleiner Park ist dafür aber bereits geplant: In der Peter-Tunner-Gasse wird man bald beim Bankerlsit­zen an Kabarettis­tin Lore Krainer erinnert.

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FISCHER Die Maria-Stromberge­rGasse ist die jüngste nach einer Frau benannte Straße in Graz
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KK Annenstraß­e: Maria Anna von Österreich
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APA Lore Krainer bekommt einen Park

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