Kleine Zeitung Steiermark

Tigermücke bereits in ganz Graz verbreitet

Warmes Wetter sorgt dafür, dass Tigermücke­n schon jetzt lästig werden. Das Insekt wird mittlerwei­le auch im Grazer Norden gesichtet.

- Von Andrea Rieger

Die erste Meldung, dass jemand in Liebenau eine Tigermücke gesichtet hat, haben wir heuer bereits am 28. Jänner bekommen. Das liegt daran, dass es viel zu warm ist“, seufzt Erwin Wieser. Er leitet seit dem Vorjahr das Referat „Strategisc­her Infektions­schutz“im Gesundheit­samt der Stadt Graz und hat einen ungebetene­n Gast besonders im Fokus: die Asiatische Tigermücke. Das Insekt wurde 2021 erstmals in der Landeshaup­tstadt nachgewies­en. „Man kann aber davon ausgehen, dass es schon länger bei uns vertreten ist“, so Wieser.

„Tigermücke­n können massiv auftreten und nachdem sie nur einen Aktionsrad­ius von maximal 200 Metern haben und tagsüber stechen, ziemlich lästig werden und die Lebensqual­ität einschränk­en“, erklärt der Experte. Außerdem übertragen die

Tiere, die ursprüngli­ch aus tropischen und subtropisc­hen Gebieten stammen, im schlimmste­n Fall gefährlich­e Krankheite­n wie Zika, Chikunguny­a oder das Dengue-Fieber. In Österreich bestand in dem Zusammenha­ng bislang kein Anlass zur Sorge. In Paris und Straßburg wurden 2023 hingegen ganze Wohnvierte­l mit Insektizid­en besprüht. Reisende waren aus dem Ausland mit Dengue-Fieber nach Frankreich zurückgeke­hrt. Damit keine Infektions­kette entstehen konnte, bekämpfte man die Mücken großflächi­g.

In Graz wurden die auffällig gezeichnet­en Tiere 2021 vor allem in Liebenau im Grazer Süden gesichtet, 2022 dann auch auf der anderen Seite der Mur in Puntigam, Straßgang und Gries. 2023 wurden die Blutsauger auch weiter nördlich und östlich häufig wahrgenomm­en und mit Unterstütz­ung des Gesundheit­samts bekämpft. Über die App „Mosquito Alert“, die europaweit im Einsatz ist und in Österreich von der Ages koordinier­t wird, kann jeder Bilder von gesichtete­n Mücken hochladen, die dann ausgewerte­t werden. In der dazugehöri­gen Karte sind einzelne bestätigte Fälle auch im Grazer Norden verzeichne­t, etwa in Gösting oder auf der Platte. Nachdem die Daten auf Wahrnehmun­gen von Bürgern beruhen, spiegeln sie allerdings nur bedingt die tatsächlic­he Verbreitun­g wider. „Man kann davon ausgehen, dass es die Tigermücke mittlerwei­le in ganz Graz gibt“, so der Experte.

Ein Blick auf die Karte lässt weiters vermuten: Graz ist der absolute Tigermücke­n-Hotspot der Steiermark, ja sogar Österreich­s. „Das muss man schon relativier­en. Die große Zahl an Sichtungen liegt auch daran, dass wir in der Stadt massiv Aufklärung­sarbeit gemacht haben und die Leute sensibilis­iert sind und die App kennen“, so Wieser. Neben Postwurfse­ndungen und Infoverans­taltungen bei Heimgarten­vereinen setzt man auf persönlich­en Kontakt. Gehen Meldungen ein, macht sich Wieser persönlich auf die Suche nach

Brutstätte­n, heuer bekommt er Verstärkun­g durch einen weiteren Mitarbeite­r. „Nicht überall finden wir offene Türen, aber die meisten sind froh und dankbar, dass wir kommen“, erklärt er. Die Tiere lieben kleinste Wasserfläc­hen in Gießkannen oder Blumenunte­rsetzern, aber auch nicht gewartete Pools mit brackigem Wasser sind für sie unwiderste­hlich. „Das größte Einzelvork­ommen, das ich jemals gesehen habe, war so ein Pool in Andritz. Ich gehe davon aus, dass da sicher mehrere tausend Larven drin waren, die zu dem Zeitpunkt Gott sei Dank noch nicht geschlüpft waren“, so Wieser.

„Unser Ziel ist es, die Ausbreitun­g der Mücke möglichst zu verhindern“, unterstrei­cht Wieser. Bei Regeneinlä­ufen beziehungs­weise Gullys auf öffentlich­en Flächen in besonders betroffene­n Gebieten setzt die Stadt deshalb zur biologisch­en Bekämpfung der Larven auf das Bakterium BTI.

„Es kann aber jeder etwas tun, um die Ausbreitun­g einzudämme­n, und gerade jetzt wäre die ideale Zeit dafür“, so der Experte. Das Problem, das er ortet: Viele befolgen zwar mittlerwei­le den Rat, darauf zu achten, dass keine Kleinstwas­serstellen entstehen, die den Tieren als Brutstätte­n dienen. Es reicht allerdings nicht, Gefäße auszuleere­n, sie müssen auch gründlichs­t gereinigt werden. „Die Eier sind mikroskopi­sch klein und überstehen zwei Jahre im Trockenen. Wenn es dann regnet, startet der Schlüpfpro­zess und man hat eine Tigermücke­ninvasion im Wintergart­en oder im Garten“warnt er.

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 ?? ERWIN WASSER ?? Kleine Wasserstel­len sind ideale Brutstätte­n
ERWIN WASSER Kleine Wasserstel­len sind ideale Brutstätte­n
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ERWIN WIESER Feinmaschi­ges Netz verhindert die Eiablage
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Erwin Wieser vom Grazer Gesundheit­samt
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JAMES GATHANY Bevor das Weibchen Eier ablegt, saugt es Blut

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