Tigermücke bereits in ganz Graz verbreitet
Warmes Wetter sorgt dafür, dass Tigermücken schon jetzt lästig werden. Das Insekt wird mittlerweile auch im Grazer Norden gesichtet.
Die erste Meldung, dass jemand in Liebenau eine Tigermücke gesichtet hat, haben wir heuer bereits am 28. Jänner bekommen. Das liegt daran, dass es viel zu warm ist“, seufzt Erwin Wieser. Er leitet seit dem Vorjahr das Referat „Strategischer Infektionsschutz“im Gesundheitsamt der Stadt Graz und hat einen ungebetenen Gast besonders im Fokus: die Asiatische Tigermücke. Das Insekt wurde 2021 erstmals in der Landeshauptstadt nachgewiesen. „Man kann aber davon ausgehen, dass es schon länger bei uns vertreten ist“, so Wieser.
„Tigermücken können massiv auftreten und nachdem sie nur einen Aktionsradius von maximal 200 Metern haben und tagsüber stechen, ziemlich lästig werden und die Lebensqualität einschränken“, erklärt der Experte. Außerdem übertragen die
Tiere, die ursprünglich aus tropischen und subtropischen Gebieten stammen, im schlimmsten Fall gefährliche Krankheiten wie Zika, Chikungunya oder das Dengue-Fieber. In Österreich bestand in dem Zusammenhang bislang kein Anlass zur Sorge. In Paris und Straßburg wurden 2023 hingegen ganze Wohnviertel mit Insektiziden besprüht. Reisende waren aus dem Ausland mit Dengue-Fieber nach Frankreich zurückgekehrt. Damit keine Infektionskette entstehen konnte, bekämpfte man die Mücken großflächig.
In Graz wurden die auffällig gezeichneten Tiere 2021 vor allem in Liebenau im Grazer Süden gesichtet, 2022 dann auch auf der anderen Seite der Mur in Puntigam, Straßgang und Gries. 2023 wurden die Blutsauger auch weiter nördlich und östlich häufig wahrgenommen und mit Unterstützung des Gesundheitsamts bekämpft. Über die App „Mosquito Alert“, die europaweit im Einsatz ist und in Österreich von der Ages koordiniert wird, kann jeder Bilder von gesichteten Mücken hochladen, die dann ausgewertet werden. In der dazugehörigen Karte sind einzelne bestätigte Fälle auch im Grazer Norden verzeichnet, etwa in Gösting oder auf der Platte. Nachdem die Daten auf Wahrnehmungen von Bürgern beruhen, spiegeln sie allerdings nur bedingt die tatsächliche Verbreitung wider. „Man kann davon ausgehen, dass es die Tigermücke mittlerweile in ganz Graz gibt“, so der Experte.
Ein Blick auf die Karte lässt weiters vermuten: Graz ist der absolute Tigermücken-Hotspot der Steiermark, ja sogar Österreichs. „Das muss man schon relativieren. Die große Zahl an Sichtungen liegt auch daran, dass wir in der Stadt massiv Aufklärungsarbeit gemacht haben und die Leute sensibilisiert sind und die App kennen“, so Wieser. Neben Postwurfsendungen und Infoveranstaltungen bei Heimgartenvereinen setzt man auf persönlichen Kontakt. Gehen Meldungen ein, macht sich Wieser persönlich auf die Suche nach
Brutstätten, heuer bekommt er Verstärkung durch einen weiteren Mitarbeiter. „Nicht überall finden wir offene Türen, aber die meisten sind froh und dankbar, dass wir kommen“, erklärt er. Die Tiere lieben kleinste Wasserflächen in Gießkannen oder Blumenuntersetzern, aber auch nicht gewartete Pools mit brackigem Wasser sind für sie unwiderstehlich. „Das größte Einzelvorkommen, das ich jemals gesehen habe, war so ein Pool in Andritz. Ich gehe davon aus, dass da sicher mehrere tausend Larven drin waren, die zu dem Zeitpunkt Gott sei Dank noch nicht geschlüpft waren“, so Wieser.
„Unser Ziel ist es, die Ausbreitung der Mücke möglichst zu verhindern“, unterstreicht Wieser. Bei Regeneinläufen beziehungsweise Gullys auf öffentlichen Flächen in besonders betroffenen Gebieten setzt die Stadt deshalb zur biologischen Bekämpfung der Larven auf das Bakterium BTI.
„Es kann aber jeder etwas tun, um die Ausbreitung einzudämmen, und gerade jetzt wäre die ideale Zeit dafür“, so der Experte. Das Problem, das er ortet: Viele befolgen zwar mittlerweile den Rat, darauf zu achten, dass keine Kleinstwasserstellen entstehen, die den Tieren als Brutstätten dienen. Es reicht allerdings nicht, Gefäße auszuleeren, sie müssen auch gründlichst gereinigt werden. „Die Eier sind mikroskopisch klein und überstehen zwei Jahre im Trockenen. Wenn es dann regnet, startet der Schlüpfprozess und man hat eine Tigermückeninvasion im Wintergarten oder im Garten“warnt er.