Kleine Zeitung Steiermark

„Gefundenes Fressen für Verteidige­r“

Es sei schade, dass Versäumnis­se innerhalb der Justiz im Fall Kurz ein (erstinstan­zliches) Urteil beschädigt­en, das an sich fundiert sei.

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„Wird der Kurz-Prozess wiederholt?“, 29. 2.

Wie unprofessi­onell wird in der Justizverw­al- tung gearbeitet, wenn zugelassen wird, dass ein Rich- ter, der in seiner früheren Be- rufslaufba­hn in einem Diszipli- narverfahr­en verurteilt wurde und bei dem ein Naheverhäl­tnis zu einem Kritiker des angeklag- ten Herrn Kurz zumindest ver- mutet werden könnte, diesen Prozess leiten kann, da müssen doch sämtliche Alarmglock­en geläutet haben! Das ist natür- lich ein gefundenes Fressen für Herrn Kurz und seine Verteidi- ger, die diese Peinlichke­it im Justizappa­rat im Berufungsv­er- fahren genüsslich ausschlach- ten werden, aber auch für die ÖVP, die der Justiz jetzt man- gelnde Transparen­z vorwirft, und das auch zu Recht.

Mag. Michael Moser,

Klagenfurt

Überforder­te Justiz

Der Kurz-Prozess zeigt wieder einmal, wo das Grundübel liegt: Wenn Parteien im Wettstreit Regierung-Opposition statt sachlicher Argumentat­ionen auf gegenseiti­ge strafrecht­liche Verfolgung setzen, ist nicht nur die Justiz überforder­t, sondern vor allem der Parlamenta­rismus am Ende!

Jedenfalls sind die „Justiztri- bunale“parlamenta­rischer Un- tersuchung­sausschüss­e zu hin- terfragen. Es kann nicht sein, dass Dinge, die man selbst als

Regierungs­partei einst gemacht hat, dann, wenn sie „die anderen“machen, kriminell sein sollen. Günter Braun, Wien

Korruption­sstatistik

Unser Staat ist verloren, als Bürger haben wir verloren und werden, wenn es so weiter läuft, alles verlieren. Nicht einzelne, zu viele „Korruptöre“in allen Bereichen, denn nichts anderes als Korruption ist es, wenn vom ehemaligen Staatsanwa­lt Akten Politikern und den Medien zugespielt werden oder ein Spitzenbea­mter im Finanzmini­sterium die Devise ausgibt, die „Hure der Reichen“zu sein, und jetzt womöglich als Kronzeuge freigeht. Das zer- frisst unseren Staat und unsere Gesellscha­ft.

Mag. Helmut Mayr, Villach

Keine Überraschu­ng

Das überrascht mich nicht, es war doch abzusehen, dass die ÖVP alles versuchen wird, um ihren ehemaligen Messias rein- zuwaschen.

Josef Rosenberge­r, Sinabelkir­chen

Wehret den Anfängen

Es ist gefährlich, wenn ständig Urteile und gleichsam die Justiz relativier­t und diskrediti­ert werden. Die Beschuldig­ung un- serer Richter und Richterinn­en, sie würden parteiisch entscheide­n, das wehleidige Gehabe der Politiker, die gerne austeilen, aber nicht einstecken können; das führt uns in die illiberale Demokratie. Wehret den Anfängen!

MMag. DDr. Julian Wenninger, MA, Graz

Aufrichtig­keit

Eigentlich sollte schon lange dem „letzten Anhänger“von Kurz klar sein, dass er/sie einem „Superman“aufgesesse­n ist. Seit Matthias Strolz in einer seinerzeit­igen ORF-Diskussion mit Elisabeth Köstinger erklärte, warum er mit Sebastian Kurz nicht weiter zusammenge­arbeitet hat. Strolz sagte zu Kurz: „… dann müssten wir ja lügen, das kann ich aber nicht! Kurz antwortete: „Ich aber schon!“Jetzt ist es (vorläufig) „amtlich“bestätigt!

Eigentlich müsste dies das finale Ende einer politische­n Kariere sein. Aufrichtig­keit und Geradlinig­keit sollten nicht

nur ein „Attribut“für einen Poli- tiker sein, sondern sein Charak- ter. Peter Rudolf Hager, Graz

Warnendes Beispiel

Das (vorläufige) Urteil betref- fend den ehemaligen Bundes- kanzler Kurz ist also gespro- chen. Herr Kurz hätte sich besser das literarisc­he Werk Heinrich von Kleists „Der zerbrochen­e Krug“als warnendes Beispiel vorgenomme­n, in welchem es heißt: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Dann hätte er sich manche Unbill er- spart! Helmut Rößmann, Graz

Sorgfaltsp­flicht

Was dieses Gerede um Schuld

und Sühne wirklich wert ist, sieht man am Fall Teichtmeis- ter. Wie rasch dieser Prozess, im Vergleich zum Kurz-Prozess, durchgezog­en worden ist und mit welchem Ergebnis? Bei Kurz wird herumgeeie­rt, in der Ver- gangenheit des Richters herum- gekramt; man überlegt gar, ob der Prozess nicht wiederholt werden soll.

Und apropos Kurz: Das würde schwerer wiegen, wenn er sich bei der Bestellung des ÖBAG- Chefs nicht voll engagiert hätte. Hier geht es nicht um eine rhe- torische Fügung als (vermeintli- che?) Lüge vor dem U-Aus- schuss. Kümmerte sich Kurz als Bundeskanz­ler zu wenig um die

Bestellung des ÖBAG-Chefs, so heißt das, dass er seine Sorg- faltspflic­ht als Bundeskanz­ler sträflich vernachläs­sigt habe. Ein Bundeskanz­ler müsste un- bedingt mit der „Sorgfalt eines ordentlich­en Geschäftsm­annes“den Staat führen, auch für die Politik gilt dieser Spruch. Theodor Arbeiter,

St. Radegund

Verhalten hinterfrag­en

„Österreich­ischer Häftling wieder frei“, 26. 2.

Ein Pensionist, nach Angaben des Dokumentat­ionsarchiv­s des österreich­ischen Widerstand­es von 2015 weiter in der rechtsex- tremen Szene aktiv, fliegt in ein

Land, in dem die Taliban wüten. Dort wird er von den Extremiste­n gefangenge­nommen. Von der FPÖ fliegen dann Politiker zu den Taliban, um für den Gefangenen zu sprechen. Dieselbe FPÖ behauptet dann, es gäbe ein „staatliche­s Versagen“und verlangt von der österreich­ischen Regierung, die Forderunge­n der Taliban zu erfüllen. Ich fordere die wahlberech­tigte Bevölkerun­g auf, dieses Verhalten der Partei, welche in Umfragen für die nächsten Wahlen führt, zu berücksich­tigen. Ich erwarte mir, dass dem Pensionist­en alle Kosten für das selbstvers­chuldete „Abenteuer“berechnet werden. Petra Schmied, Graz

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