Begleiter der Betrüger
Seit 40 Jahren ist BrunoZinkanell aus Bad Schwanberg ehrenamtlicher Bewährungshelfer bei Neustart.
Gericht und Behörde sind sein Wohnzimmer. Bruno Zinkanell ist seit 40 Jahren eh- renamtlicher Bewährungshelfer beim Verein Neustart. Der Bad Schwanberger war zuerst Gerichtsreporter bei der ehe- maligen Tageszeitung „Neue Zeit“, dann Rechtspraktikant beim Landesgericht Graz und Anwalt. Sein beruflicher Weg führte in ins Landesarbeits- amt und danach ins Sozialmi- nisteriumsservice bis zu sei- ner Pensionierung 2019.
Seit Februar 1984 begleitet er Straftäter auf Behördenwege und zum Gericht, zurück ins legale Leben. Zinkanell faszi- nieren andere Lebenswelten. Behütet aufgewachsen, war ihm die kriminelle Welt fremd. Mit der Zeit bekam der Pensio- nist den Ruf, eine Vorliebe für Betrüger zu haben. Warum? „Die Tatwaffe der Betrüger ist die Sprache. Und die ist mein Spezialgebiet. Da seziere ich und decke gern auf, was der Betrüger macht und vorhat“, erklärt der Weststei- rer.
Natürlich haben Klienten auch versucht, ihn zu ma- nipulieren. „Es gibt Betrüger, die müssen gar nicht spielen, die leben in ihrer eigenen Wahrheit. Da kann es sein, dass man die Lügerei nicht gleich merkt“, zeigt der West- steirer auf. Ein Mann wollte etwa den Grazer Schloßberg verkaufen. Er habe seine Lüge so gut präsentiert, dass er bereits Interessenten gehabt hatte.
In der Arbeit als ehrenamtlicher Bewährungshelfer geht es für den Weststeirer nicht ums Belehren.
Zuhören, offen sein, interessiert hinterfragen und die
Spielregeln in einem Rechtsstaat erklären, sei die Devise. „Das Schöne an der Arbeit: Sie gewährt Einblicke in andere Lebensentwürfe, man checkt, worauf es ankommt im Leben und im Zusammenleben mit anderen“, erklärt der Familienvater. Der Fall „ehrenamtlicher Bewährungshelfer“ist für den Lebensberater und Buchautor übrigens noch nicht abgeschlossen. Sein „Wohnzimmer“wird er wohl noch öfters aufsuchen.