Kleine Zeitung Steiermark

Jeder Vierte ist kein Österreich­er

Zahl der Anzeigen gegen Jugendlich­e erreichte zuletzt einen Höchststan­d.

-

Zwei Prozesse am Grazer Straflande­sgericht boten in der Vorwoche einen Einblick in die breite Palette der Kinder- und Jugendkrim­inalität.: Ein 17-Jähriger wurde wegen Mordversuc­hs an einem Lehrling (nicht rechtskräf­tig) zu acht Jahren Haft verurteilt. Das 16-jährige Opfer hätte den Bauchstich mit dem Messer fast nicht überlebt. Der aus dem Kosovo stammende Angeklagte sprach von einem „Denkzettel“, den er seinem Gegner verpassen wollte. Gerade einmal 14 bzw. 15 Jahre alt sind jene drei Burschen, die wegen eines Trafiküber­falls in Graz verurteilt wurden. Der Raub ging in die Hose, die Burschen – ein Österreich­er mit türkischen Wurzeln, ein Syrer und ein Tschetsche­ne – fielen bei der Verhandlun­g durch Lachanfäll­e ungut auf.

Mit 5683 angezeigte­n Tatverdäch­tigen bis 18 Jahre gab es 2022 in der Steiermark einen Höchststan­d im Vergleich der letzten zehn Jahre. 1266 davon waren noch nicht strafmündi­g. Aktuelle Zahlen zur polizeilic­hen Kriminalst­atistik werden erst in den nächsten Wochen erwartet, doch der Trend zeigt:

Die Zahlen steigen wieder und der Anteil der nicht österreich­ischen Verdächtig­en ist signifikan­t hoch. Im Jahr 2022 war jeder vierte angezeigte jugendlich­e Straftäter kein Österreich­er, insgesamt wurden 1613 Anzeigen gegen „fremde Tatverdäch­tige“bis 18 Jahre registrier­t. Am Gesamtaufk­ommen der Anzeigen ist der Ausländera­nteil mit knapp 36 Prozent allerdings noch höher. Die Zahlen hat das Innenminis­terium in einer parlamenta­rischen Anfragebea­ntwortung an die FPÖ im Vorjahr veröffentl­icht.

Die steirische­n Freiheitli­chen forderten bereits im Vorjahr die Herabsetzu­ng der Strafmündi­gkeit von 14 auf zwölf Jahre, Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) machte nun einen ähnlichen Vorschlag. Dem können Experten wie die Kriminalso­ziologin Veronika Hofinger und die Fachgruppe Jugendstra­frecht wenig abgewinnen. Für Hofinger wäre das „absolute Anlassgese­tzgebung“und nicht zielführen­d. Die Richtersch­aft hält Haft für kein primär taugliches Mittel gegen Kinderund Jugendkrim­inalität. Wilfried Rombold

Newspapers in German

Newspapers from Austria