Betrug: Tschechischer Tennispräsident in Haft
Ivo Kaderka, auch Präsident des europäischen Verbandes, soll staatliche Subventionen „abgezweigt“haben.
Der tschechische Sport wird von einem Betrugsskandal erschüttert, der auch bis nach Europa ausstrahlt. Ivo Kaderka (60), Präsident des tschechischen Tennisverbandes und des europäischen Verbandes Tennis Europe, sitzt seit vergangener Woche in Untersuchungshaft. Es gebe stichhaltige Beweise, dass er staatliche Förderungen veruntreut habe, wie Staatsanwalt Ondřej Trčka bestätigte. Neben Kaderka wurde auch der einflussreiche Ex-Profi und Verbandsvorstand Vojtech Flegl (56) inhaftiert. Der dreifache Grand-Slam-Sieger im Doppel Daniel Vacek (52) wurde auf freiem Fuß angezeigt.
Ins Visier der Ermittler geriet Kaderka nach der Abrechnung einer Förderung in Höhe von 65 Millionen Kronen (2,56 Millionen
Euro) für das Finale des Billie-Jean-KingCups in Prag 2021. Zudem soll ein Drittel der jährlichen Förderung
2022 in Höhe von 5,5 Millionen Euro durch die „Nationale Sportagentur“an einen einzigen Verein gegangen sein: Oriel Jednota Prag von Vojtech Flegl. Der soll u. a. Firmen seiner Frau beauftragt haben. Laut Ermittlern wurden dabei auch Scheinrechnungen gestellt.
Kaderka ist seit sechs Jahren „Herr“über den tschechischen Tennissport und gilt als Despot. Im vergangenen Jahr veräußerte er aber sukzessive seine Immobilien.
Im Gegenzug kaufte seine zweite, um 21 Jahre jüngere Ehefrau Dinara in ganz Tschechien Häuser und Grundstücke auf. Dabei verdient sie offiziell nur rund 3000 Euro im Monat. Und: Dinara ist Obfrau des Frauen-Basketballklubs BLK Slavia Prag, der seine Spiele in einem nagelneuen, millionenschweren Komplex austrägt. Präsident des Vereins? Ivo Kaderka. In dem Komplex ist auch der Judo-Doppelolympiasieger Lukas Krpalek mit seiner JudoAkademie angesiedelt. Er ist übrigens der Schwiegersohn von Kaderka.