Kleine Zeitung Steiermark

WKStA führt Ermittlung­en im Krypto-Fall

Brisante Sprachnach­richt: DSV-Leoben-Chef Mario Bichler bezeichnet sich als ParaibaMan­n der ersten Stunde. Er bestreitet dies.

- Von Hubert Gigler

In der jüngeren Geschichte des DSV Leoben ist der 10. Juni 2022 dick markiert. An diesem Tag fixierte der inzwischen ins Halbfinale des ÖFB-Cups vorgestoße­ne obersteiri­sche Zweitliga-Fußballver­ein den Aufstieg in die Regionalli­ga. Es war das Startsigna­l zu einem Durchmarsc­h. Nur drei Tage später, der Jubel über den sportliche­n Höhenflug war noch nicht verhallt, besann sich DSV-Obmann und Unternehme­r Mario Bichler alter Bekannter und schickte am 13. Juni 2022 eine Sprachnach­richt. Der Empfänger Erich E. sollte daran erinnert werden, auf wen er sich immer verlassen konnte, nämlich ihn – Bichler.

Das Tondokumen­t, es liegt der Kleinen Zeitung vor, ist mittlerwei­le mehr als eine Nachricht unter Freunden. Es ist Bestandtei­l eines Ermittlung­sakts, denn gegen Bichler wie gegen den in Florida sesshaften E. wird seit Monaten ermittelt. Nun zog sogar die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft den Fall rund um das Kryptowähr­ungs-System Paraiba an sich. Ermittelt wird wegen schweren gewerbsmäß­igen Betrugsver­dachts. Für E. wie Bichler gilt die Unschuldsv­ermutung. Gegen den DSV als Verein wird derzeit nicht ermittelt, betonen dessen Anwälte. Doch was ist auf diesem Tondokumen­t zu hören, das es zu einem wesentlich­en Bestandtei­l des Ermittlung­sakts macht? Es enthält Wortspende­n, aus denen abzuleiten ist, dass Bichler mehr war, als nur ein Paraiba-Verbindung­smann, vor allem, wenn Bichler gegenüber E. davon spricht, „immer loyal zu deiner Company“gewesen zu sein. E. gilt als Begründer von Paraiba.

Konkreter wird Bichler im weiteren Verlauf der Sprachnach­richt, wenn er E. wünscht, „dass auch für das Projekt Trillant alles so aufgeht, wie du dir das vorstellst“. Trillant ist das ebenfalls mit strafrecht­lichen Ermittlung­en konfrontie­rte Nachfolges­ystem von Paraiba. Absender Bichler geht in seinen Ausführung­en zurück in die Gründerzei­t. „Auf alle Fälle hat sich das auch für beide Seiten dementspre­chend ausgezahlt, dieser erste gemeinsame Auftritt damals im Oktober 2019 und was daraus alles entstanden ist.“Ein Jahr später, im Herbst 2020, trat Bichler, wie aus einem Schreiben der damaligen DSV-Rechtsvert­retung an die Finanzmark­taufsicht hervorgeht, dem Klub gegenüber als einer von drei Paraiba-Vertretern auf. Bichler war erst im März 2021 als ObmannStel­lvertreter zum Verein gestoßen.

Zur Erinnerung: Im vergangene­n Dezember, also Ende 2023, war es bei mehreren Personen an verschiede­nen Standorten in der Steiermark und Kärnten zu Hausdurchs­uchungen gekommen. Zum Teil sind diese Personen – wie Bichler – als Funktionär­e oder ehemalige Sponsoren mit dem DSV verflochte­n. Ein

weiterer Passus reicht bis zu den Anfängen, wenn E. vom Leobener darauf aufmerksam gemacht wird, er möge „nicht vergessen“, wer ein „Mitinitiat­or von der ersten Stunde“an gewesen sei. Und es folgten „drei sehr, sehr starke Jahre“.

Bichler wurden von der Kleinen Zeitung über Anwälte mehrere Fragen im Zusammenha­ng mit der Sprachnach­richt übermittel­t. Anwalt Harald Christandl erklärte, dass eine „Einvernahm­e via Medien“abzulehnen sei, teilte aber mit, Bichler sei „zu keiner Zeit Mitinitiat­or von Paraiba“gewesen. Seinem Mandanten stünde besagte Sprachdate­i zur Verfügung, jedoch ließen sich daraus keinerlei „Informatio­nen“ableiten. Es gilt die Unschuldsv­ermutung. Auf weitere Bereiche wird daher nicht eingegange­n.

Bichler arbeitete unabhängig davon an einem eigenen Projekt namens Aurum (lat. Gold). Der Wiener Anwalt Jörg Zarbl hat in diesem Zusammenha­ng im Namen von um viele Tausend Euro Geschädigt­en bei der Staatsanwa­ltschaft Betrugsanz­eige erstattet und eine Sachverhal­tsdarstell­ung eingebrach­t. Demnach sei potenziell­en Geldgebern gegenüber behauptet worden, sie würden bei einem Investment Gold erwerben. Tatsächlic­h sei jedoch niemals reales Gold im Spiel gewesen. Investoren wurden und werden vertröstet.

2023 soll Bichler dann das gesamte Aurum-System mit GGMT, dem 2023 im Klub etablierte­n DSV-Leoben-Premiumspo­nsor, verschmolz­en haben. GGMT wirbt mit Rabatten auf Gold um Investoren. Dabei nimmt Bichler mutmaßlich in seiner Sprachnach­richt auf das Projekt

Aurum Bezug: „Man muss immer wissen, wo der Wind herweht, auch zur aktuellen Situation ist es so, dass ich mich breiter aufstellen werde mit ein paar Jungs … Ich bin immer live dabei, ich werde Leute weiter betreuen. Ich bin ganz normal aktiv dabei.“Und er, Bichler, hätte es „sehr begrüßt, dass wir das (Aurum, Anm.) auch in die Produktpal­ette generell bei uns aufnehmen, also auf deiner Exchange“. Im Juni 2022 kamen die Paraiba-Auszahlung­en ins Stocken. Auch hier gilt die Unschuldsv­ermutung für Bichler.

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KLZ / RIPIX Mario Bichler

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