Kleine Zeitung Steiermark

Sturms Rückkehr in Europas Top 16

Zum insgesamt 30. Mal nimmt der SK Sturm an einer Europacup-Saison teil. Gegen Lille stehen die Grazer zum fünften Mal in einem Achtelfina­le. Sturm-„Lexikon“Herbert Troger erinnert sich zurück.

- Von Michael Lorber

Da braucht es eine magische Nacht“, sagt Herbert Troger im Hinblick auf das Achtelfina­l-Hinspiel in der Conference League gegen Lille am Donnerstag (18.45 Uhr, Servus TV und Sky live) in Graz. Der Vorsitzend­e des Beirats des SK Sturm muss es wissen. Immerhin erlebte er mit den SchwarzWei­ßen schon zahlreiche solcher Nächte. Was die internatio­nalen Auftritte anbelangt, gelang es Sturm bislang viermal, in die besten 16 eines Europacup-Bewerbs einzuziehe­n.

In der Saison 1968/69 gab es die EuropacupP­remiere: Im Mitropapok­al spielten nur 16 Mannschaft­en aus fünf Nationen (Österreich, Jugoslawie­n, Tschechosl­owakei, Ungarn und Italien) mit. Gegen Vasas Budapest kam im Achtelfina­le das Aus. „Das Rückspiel war im Dezember 1968 in der Gruabn angesetzt, musste wegen zu viel Schnee aber in den Februar verschoben werden. Aber auch da hat man das Feld nur mit Müh und Not freigescha­ufelt“, erinnert sich Troger, das wandelnde Sturm„Lexikon“, ganz genau. „Trainer Gerd Springer war damals als Peitschenk­naller bekannt, war aber der Erste, der Sturm in die Höhe gepeitscht hat.“

Als wahrer „Sir“machte sich Karl Schlechta einen Namen. Als Cupfinalis­t führte er Sturm in den Europapoka­l der Pokalsiege­r, weil Wacker Innsbruck das Double holte. Dort ging es für die Steirer sogar bis ins Viertelfin­ale. Gegen Eintracht Frankfurt gab es zwei Niederlage­n. „Das Heimspiel in Liebenau hat an einem Faschingsd­ienstag direkt nach dem Faschingsu­mzug in Graz stattgefun­den. Das wäre heute völlig undenkbar“, erzählt Troger.

Ebenfalls in die Runde der letzten acht schaffte es Sturm 1983/84. Nach einem 0:1 in Nottingham scheiterte die Mannschaft von Trainer Gernot Fraydl daheim erst in der Verlängeru­ng an den Engländern. Ein umstritten­er Elfmeterpf­iff sorgte für das Aus. „21.000 Zuschauer waren damals im Liebenauer Stadion. Robert Seeger hat für den ORF auf der Laufbahn kommentier­t. Es waren andere Zeiten“, sagt Troger mit einem Lächeln. Andere Zeiten auch deshalb, weil ein Profibetri­eb bei Sturm zu dieser Zeit noch undenkbar war „Die paar Legionäre waren Vollprofis, aber alle anderen haben nebenbei gearbeitet. Deshalb waren diese Erfolge auch eine Sensation. Erst in den 90er-Jahren hat Sturm nur mit Vollprofis gespielt.“

Und 2000/01 sollte so auch der größte Erfolg einer österreich­ischen Fußballman­nschaft gelingen. Trainer Ivica Osim führte die Grazer sensatione­ll in die zweite Gruppenpha­se der Champions League, die damals statt des Achtelfina­les ausgetrage­n wurde. „Das war eine andere Welt, eine komplett andere Dimension“, sagt Troger und erinnert sich an die legendären Duelle gegen Manchester United, den späteren Finalisten Valencia und Panathinai­kos Athen. Gegen die Griechen gelangen tatsächlic­h zwei Siege.

Ausverkauf­te Stadien galten zu dieser Zeit als Usus. Auch am Donnerstag wird die MerkurAren­a wieder aus allen Nähten

platzen. „Es ist eine super Phase derzeit, bei der ein Höhepunkt nach dem anderen ansteht. In den 70ern und 80ern war ein volles Stadion eher die Ausnahme“, erklärt Troger, der auch im Betreuerst­ab eklatante Unterschie­de zu früher feststellt. „Wenn man die Anzahl der Trainer und Betreuer vergleicht, ist diese natürlich stark gestiegen. Auch die ganzen Messdaten für die Analysen hat es früher nicht gegeben. Die skurrilen Methoden unter Gerd Springer, der die Spieler in der Gruabn stundenlan­g die Tribüne hinauf- und herunterla­ufen ließ, sind ja auch nicht mehr modern“, sagt Troger mit einem Augenzwink­ern.

Der 72-Jährige wird auf jeden Fall am Donnerstag – wie auch schon in den vier vorangegan­genen internatio­nalen Topsaisone­n, in denen zumindest ein Achtelfina­l-Einzug gelungen ist – im Stadion live mit dabei sein und die Daumen drücken. Denn: Der Traum von einer weiteren magischen Nacht lebt.

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Viertelfin­ale im Europapoka­l der Pokalsiege­r 1976: Sturm-Torwart Refik Muftic vor Frankfurts Bernd Hölzenbein
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GEPA, IMAGO Das „Lexikon“Herbert Troger
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 ?? GEPA ?? Sturms Gerald Strafner gegen Valencias John Carew in der zweiten Gruppenpha­se der Champions League
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GEPA Sturms Gerald Strafner gegen Valencias John Carew in der zweiten Gruppenpha­se der Champions League 2000/01

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