Kleine Zeitung Steiermark

Für Einheimisc­he ist Energie am teuersten

Fernwärme aus Zellstoffw­erk Pöls kostet Pölser am meisten. Lösung gefordert.

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Mit einer unangenehm-kuriosen Situation kämpfen Bürger in der obersteiri­schen Gemeinde Pöls-Oberkurzhe­im. In ihrem Ort steht eine große Zellstoff- und Papierfabr­ik, von der sie über ein Fernwärmen­etz Energie beziehen. Was viele Pölser empört: Ausgerechn­et sie, die die Fabrik vor der Haustür haben, zahlen am meisten für die Fernwärme. Und zwar um rund 30 Prozent mehr als Abnehmer, die zehn bis fünfzehn Kilometer entfernt in Judenburg oder Zeltweg wohnen und Fernwärme aus dem gleichen Werk beziehen.

Zellstoff-Pöls-Vorstand Werner Hartmann ist es wichtig, die Rolle des Werkes in dieser Sache einzuordne­n: „Wir sind Energielie­ferant, unsere Kunden sind vier Abnehmer: Energie Steiermark, Bioenergie Aichfeld, Stadtwerke Judenburg und Kelag. Unsere Kunden der Fernwärme bestimmen ihren Verkaufspr­eis an die Endkunden.“Man habe keinen Einfluss darauf, ob das jemand teurer oder billiger an Endkunden weiterverk­auft. „Die Preisgesta­ltung obliegt unseren jeweiligen Kunden“, sagt Hartmann.

Eine kleine Bürgerinit­iative um den Pölser Heimo Mitterfell­ner hat sich gebildet, sie fordert einen Sondertari­f für das Pölser Netz. Die Kritik richtet sich nicht gegen die Fabrik, die im Ort eine hohe Akzeptanz hat. Vielmehr müsse sich die Energie Steiermark als Netzbetrei­ber etwas einfallen lassen, oder das Land Steiermark als Eigentümer.

Bürgermeis­ter Gernot Esser (SPÖ): „Es braucht entweder einen Spezialpre­is für unseren Ort, oder wir diskutiere­n über den Kauf des Netzes, zum Beispiel durch die Gemeinde oder eine Energiegem­einschaft.“Die aktuelle Situation werde man nicht hinnehmen.

Was den Verkauf des Pölser Netzes betrifft, winkt Konzernspr­echer Urs HarnikLaur­is von der Energie Steiermark ab: „Das ist aus unserer Sicht kein Thema.“Auch einen Sondertari­f werde es nicht geben, denn es handle sich um eine „lokale Momentaufn­ahme“. Die Preislands­chaft verändere sich ständig, es gebe laufend Tarifanpas­sungen der einzelnen Betreiber. So habe es Zeiten gegeben, da hätten Pölser deutlich weniger für Fernwärme bezahlt als Kunden anderer regionaler Anbieter – was Kenner der Lage bestätigen. Heuer sei wegen günstiger Rahmenbedi­ngungen ohnehin eine FernwärmeP­reissenkun­g für alle EnergieSte­iermark-Kunden zu erwarten, so auch für jene in Pöls.

Zur Bürger-Forderung nach einem Eingreifen des Landes heißt es aus dem Büro von Landeshaup­tmann Christophe­r Drexler (ÖVP): „Das Land ist ein Aktionär der Energie Steiermark AG und darf sich in dem dafür vorgesehen­en gesetzlich­en Rahmen bewegen.“Die operative Geschäftsf­ührung sei alleinige Sache des Vorstands und nicht der Gesellscha­fter. Josef Fröhlich

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GROSSSCHÄD­L Vorstand Werner Hartmann

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